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 Es lebe Deutschland!

II. Der Sturz des NS – Regimes

 

                      von Michael Preis

                       

Im März 1943 arrangierte Generalmajor Henning von Tresckow einen Besuch Hitlers im Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte bei Smolensk, um einem Mitglied seiner Entourage vor dem Rückflug ein Paket zu überreichen. Bei seinem Inhalt handele es sich um ein Geschenk für einen Freund: Zwei Flaschen Cognac. Tatsächlich war der Inhalt weit hochprozentiger, eine Bombe nämlich, die die Verabschiedung Hitlers zu einem Gruß auf Nimmerwiedersehen zu machen versprach – wenn ihr Zünder nicht eingefroren wäre. Wieder einmal war Hitler von seinem quasi diabolischen Glück ereilt worden, was einen der Offiziere, die sich nach Stalingrad verschworen hatten, ihn zu töten, um Deutschland zu retten, nun aber erst recht dazu veranlaßte, auf gar keinen Fall aufzustecken.

Oberst von Gersdorff erklärte sich nämlich bereit, sich aufzuopfern, einen Selbstmordanschlag auf den Diktator und sein Gefolge auszuführen, zu dem er Gelegenheit hatte, weil er als Experte zu einer von Hitler eröffneten Ausstellung erbeuteter Waffen im Zeughaus Unter den Linden abkommandiert war. Der völlig unberechenbare Hitler erschien zwar im Zeughaus und hielt eine kurze Ansprache, durcheilte dann aber die Ausstellung, ohne sich ein einziges Objekt von seinem Todesengel Gersdorff erläutern zu lassen – der darauf, statt ihn zu töten, auf eine Toilette stürzte, um die Zeitzünder der in den Taschen seines Uniformmantels verborgenen Haftminen zu deaktivieren.

Was aber hätte geschehen können, welchen Verlauf hätte das Schicksal Deutschlands, welchen Verlauf hätte die Geschichte nehmen können, wenn Hitler die Ausstellung tatsächlich besucht hätte, wenn Hitler sich auch nur zehn Minuten in den Ausstellungsräumen aufgehalten hätte?

Dies soll im Folgenden in einer Zeitleiste skizziert werden.

 

 

 

          21.3.43 13:00 Hitler trifft am Heldengedenktag am Zeughaus Unter den Linden ein, an dessen Absperrungen sich Zehntausende drängen, die einen Blick auf den „Führer" werfen wollen. Er begibt sich in den Lichthof des Zeughauses, um eine Ansprache zu halten.

          13:21 Hitler beendet seine unüblich kurze Rede. Zum Applaus der Zuhörer zerdrückt Oberst von Gersdorff die Säureampullen der beiden britischen Haftminen in den Taschen seines Uniformmantels, die damit in zehn Minuten explodieren werden.

          Hitler begibt sich mit seiner Entourage – darunter sein Stellvertreter Göring, SS – Chef Himmler, Dönitz und „Lakaitel" Keitel – ins Erdgeschoß des Zeughauses, in dem von der Roten Armee erbeutete Waffen ausgestellt sind.

          13:23 Zum Schrecken Gersdorffs scheint Hitler die Ausstellungsräume durcheilen zu wollen, hält dann aber doch noch vor einem Objekt inne, um es sich von ihm erläutern zu lassen.

          13:29 Hitler schneidet Gersdorffs weitschweifiger und nervöser Erklärung das Wort ab und bricht plötzlich eilig auf. Gersdorff bleibt ihm auf den Fersen.

          13:31 Am Ausgang des Zeughauses versuchen mißtrauisch gewordene SS – Männer Gersdorff von Hitler abzudrängen, als der sich plötzlich auf den „Führer" stürzt und ihn mit sich zu Boden reißt. SS – Männer greifen zu, Rufe des Entsetzens, Hitlers haßerfüllte Fratze --- da ertönt ein ohrenbetäubender KNALL!

          Eine gräßlicher Anblick, wie aus Dantes Inferno, bietet sich, erfüllt von den Schreien Verwundeter und Sterbender: Gersdorff, Hitler, Himmler, Keitel, SS – Leibwächter und andere sind in Stücke gerissen worden, Göring liegt verstümmelt am Boden und stirbt nach wenigen Minuten ohne noch einmal das Bewußtsein erlangt zu haben. Großadmiral Dönitz, der im Gefolge Hitlers gelangweilt weit im Hintergrund blieb, ist hingegen nur leicht verletzt und steht unter Schock. Überlebende treten orientierungslos aus dem Gebäude, einige übergeben sich. Die Zuschauermassen, die sich zunächst in Panik verlaufen haben, schwellen schnell um das Mehrfache an, als ihnen offenbar keine Gefahr droht und müssen an den Absperrungen zurückgehalten werden.

          Dem Rundfunkreporter verschlägt es die Sprache, die Übertragung wird abgebrochen Das Team der Wochenschau bricht seine Aufnahmen ab (die am Abend von Offizieren konfisziert werde).

          13:41 Der Berliner Stadtkommandant Generalleutnant von Hase befiehlt dem Wachbataillon Großdeutschland die Abriegelung des Regierungsviertels und die Besetzung des Rundfunkhauses, des Propagandaministeriums und des Reichssicherheitshauptamtes.

          Ein völlig konsternierter Goebbels läßt sich im Propagandaministerium widerstandslos festnehmen, während der Chef des RSHA, Kaltenbrunner, seiner Festnahme Widerstand leistet und angeschossen wird. Beide werden am Abend in die Kaserne des Wachbataillons überführt und unter Arrest gestellt.

          Unterdessen fordert General Olbricht, der Leiter des Heeresamts, seinen Vorgesetzten, General Fromm, den Oberbefehlshaber des Ersatzheeres, auf, den Ausnahmezustand zu verhängen und die exekutive Gewalt zu übernehmen. Fromm, von Angst erfüllt, zögert, will erst ganz sicher sein, daß Hitler und Himmler tatsächlich tot sind.

          14:42 General Fromm teilt den militärischen Dienststellen per Fernschreiber mit:

          - „Der Führer" Hitler, Himmler und Göring sind tot, einer Verschwörung und dem versuchten Staatstreich „frontfremder Parteifunktionäre" zum Opfer gefallen.

          - Der Oberbefehlshaber des Ersatzheeres übernimmt provisorisch die exekutive Gewalt und das Oberkommando der Wehrmacht (die Funktionen Hitlers), um die Stabilität der Fronten zu garantieren und die „Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung" zu gewährleisten. Generalfeldmarschall Milch rückt zum Kommandeur der Luftwaffe (für Göring), Generaloberst Jodl zum Chef des OKW (für Keitel) auf.

          - Die Waffen – SS, ob deutsche oder ausländische Verbände, ist mit sofortiger Wirkung in die Wehrmacht integriert; Totenkopfverbände ausgenommen.

          - Der Militärverwaltung im Reich und den besetzten Gebieten sind SS und NSDAP, ihre Amtsträger, Funktionäre und Organisationen ausdrücklich unterstellt.

          - Verhängung des Ausnahmezustandes und des Standrechts über das gesamte Reichsgebiet.

          - Die elf Reichssender und ihrer Nebensender sind zu besetzen.

          20:00 Erklärung General Fromms an das deutsche Volk durch Sondersendung des Großdeutschen Rundfunks, der damit seinen Betrieb wiederaufnimmt.

          Dabei Verkündung einer fünftägigen Staatstrauer und Mitteilung, daß die Überreste Hitlers „aus Sicherheitsgründen" bis zum Kriegsende in der Wolfsschanze in Ostpreußen ruhen werden. Die Attentäter und die Verschwörer würden zum „Schutz ihrer Familien vor dem Volkszorn" noch nicht genannt.

          Die große Mehrheit des Volkes – ob Anhänger oder Gegner des NS – Regimes – glaubt keine Sekunde an die offizielle Version vom NS – internen Machtkampf, dem Hitler zum Opfer gefallen sei. Diese zielt auch tatsächlich darauf, den nationalsozialistischen Widerstand zu verunsichern, den einsetzenden Staatstreich vor den neutralen Kräften in Volk und Armee zu legitimieren und auf ihre Parteinahme einzuwirken.

          20:30 Angehörige der SS – Leibstandarte Adolf Hitler bringen Zinksärge mit den Überresten Hitlers, Himmlers, Görings und der anderen Todesopfer des Attentats in die Neue Reichskanzlei.

          Martin Bormann, der in der NSDAP verhaßte, einflußreiche Sekretär Hitlers, ist mit der Detonation um 13:31 in der Bedeutungslosigkeit versunken.

          22.3.43 Am frühen Morgen rücken Heeres- und Polizeiverbände aus, um Vernichtungslager (in Polen), Konzentrationslager, Behörden, Kasernen und Schulen der SS zu besetzen und diese zu entwaffnen.

          Parallel werden per Erlaß die SS, ihre Behörden und Lebensbornheime, SD und Gestapo, mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Kriminal- und Ordnungspolizei sind damit dem Kommando der SS entzogen, die Mitgliedschaft von Beamten in ihr annulliert.

          Lediglich die SS - Leibstandarte in Berlin leistet ihrer Entwaffnung spontanen und erbitterten Widerstand. Ausbruch von Gefechten zwischen Leibstandarte und Wachbataillon in Lichterfelde (wo sich Kaserne und Hauptquartier der Leibstandarte befinden) und um die Neue Reichskanzlei und den „Führerbunker".

          22.3.43 Die industrialisierte Mordmaschinerie in den Vernichtungslagern kommt umgehend zum Stillstand. Deportationen enden, noch eintreffende Transporte werden zurückgeschickt. In den Wirren der Auflösung der SS – bis in den nächsten Tag hinein – Massenausbruch aus den Lagern in Polen. Angehörige der Totenkopfverbände, die vor oder beim Eintreffen von Heeresverbänden aus den Vernichtungslagern geflohen sind, werden von der polnischen Bevölkerung erbarmungslos gejagt.

          22.3.43 Propagandaminister Goebbels erhängt sich am Abend in seiner Zelle in der Kaserne des Wachbataillons. Am Tag darauf vergiftet seine Frau ihre Kinder, dann sich selbst.

          Beginn einer gruseligen Selbstmordwelle Tausender fanatischer Hitleranhänger.

          Das auf den „Führer" ausgerichtete zentralistische NS – Regime ist nach seiner Enthauptung paralysiert und bricht - wie 125 Tage später das faschistische Regime in Italien - wie ein Kartenhaus zusammen.

          23.3.43 Am frühen Morgen wird die SS – Leibstandarte in Berlin niedergekämpft. Ihre überlebenden Mitglieder werden umgehend in den Bendlerblock gebracht, standrechtlich abgeurteilt und erschossen.

          Die Särge Hitlers und Himmlers werden in die Wolfsschanze nach Ostpreußen ausgeflogen. Görings Sarg wird seiner Witwe übergeben.

          24.3.43 Die Militärzensur zieht den Völkischen Beobachter ein. Beginn der weitgehenden Auflösung der NS – Presse.

          26.3.43 Der untergetauchte Rüstungsminister Speer wird frühmorgens von der Polizei in einem Versteck aufgespürt und ins Rüstungsministerium gebracht – statt, wie von ihm erwartet, verhaftet zu werden.

          26.3.43 General Fromm verkündet über den Rundfunk, daß er „nach Beratungen mit führenden Persönlichkeiten" seine Vollmachten an den Kommissarischen Reichsverweser Carl Friedrich Goerdeler (ex - Oberbürgermeister von Leipzig) übertragen habe.

          Goerdeler wendet sich kurz darauf über den Rundfunk an das deutsche Volk und erklärt, sein Amt für - und in Absprache mit - General Ludwig Beck während dessen Rekonvaleszenz auszuüben. Seine Funktion entspreche der des Reichspräsidenten, sei aber, da nicht gewählt, als Verweserschaft zu bezeichnen. Die einzige Aufgabe der neuen Regierung bestehe in der „Rettung des Reiches".

          Der Reichsverweser erwähnt den „Führer" und seine „Bewegung" mit keinem Wort und nimmt seinen Amtssitz im Palais des Reichspräsidenten.

          26.3.43 Göring wird auf seinem Landsitz Karinhall mit militärischen Zeremoniell der Luftwaffe beigesetzt.

                          27.3.43 Beginn schwerer Luftangriffe auf Berlin (bis zum Monatsende).

          27.3.43 SA, Hitlerjugend, Reichsarbeitsdienst und NSKK werden per Erlaß des Reichsverwesers zum Volkssturm unter Heereskommando zusammengefasst - der über keine NS – Symbolik verfügt.

          27.3.43 Geheimerlaß des Reichsverwesers:

          - Auflösung der Konzentrationslager außer Bergen – Belsen, wo alle kommunistischen Häftlinge für die Dauer des Krieges interniert werden. Die anderen Häftlinge werden in Gefängnisse (Kriminelle) und Kriegsgefangenenlager (Soldaten der Roten Armee) überführt oder – die große Mehrheit aller anderen Kategorien, neben politischen Gefangenen in den Gefängnissen – umgehend entlassen.

          - Die Insassen der ehemaligen Vernichtungslager in Polen bleiben für die Dauer des Krieges interniert, um die Ausbreitung und Verifizierung der Nachricht über die Mordindustrie, die dort aktiv war, zu verzögern. Bergen – Belsen und die Lager in Polen werden unter polizeiliche Kontrolle gestellt.

          - Öffnung der Judenghettos in Polen; Personen mit ansteckenden Krankheiten ausgenommen.

          29.3.43 Der Kommissarische Reichsverweser Goerdeler ernennt (oder bestätigt) die wichtigsten zivilen und militärischen Amtsinhaber - bei vorläufiger Vakanz der Reichskanzlerschaft.

          Chef der Reichskanzlei: Peter Graf Yorck von Wartenburg

          Vizekanzler: Wilhelm Leuschner (SPD)

          Außenminister: Ulrich von Hassell

          Justizminister: Karl Sack

          Innenminister: Julius Leber (SPD)

          Finanzminister: Johannes Popitz

          Rüstungsminister: Albert Speer (NSDAP)

          Oberkommandierender der Wehrmacht: Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben Oberbefehlshaber des Heeres: Generalfeldmarschall Erich von Manstein

          Generalstabschef des Heeres: Generalmajor Henning von Tresckow

          Kommandeur des Ersatzheeres: Generaloberst Erich Hoeppner

          Kommandeur der Luftwaffe: Generalfeldmarschall Milch

          Oberbefehlshaber der Kriegsmarine: Großadmiral Karl Dönitz

          DAF – Vorsitzender: Theodor Leipart (SPD)

          Das neue „Ministerium für Film und Rundfunk" übernimmt aus dem aufgelösten Propagandaministerium die Produktion des Rundfunks und der Wochenschau und die Kontrolle der Ufa – Filmproduktion.

          30.3.43 Heeresbefehlshaber Manstein versetzt einige höchste Offiziere, die Anhänger des NS – Regimes sind, in den Ruhestand - die bedeutendsten sind die Wehrmachtsgeneräle Schörner und Model und der Waffen – SS – General Dietrich – und nimmt die Waffen – SS von Rekrutierungen aus.

          Verbänden der Waffen – SS in der Wehrmacht bleiben aber, mit sämtlichen Insignien, intakt.

          30.3.43 Innenminister Leber beginnt mit der Absetzung und Ersetzung der großen Mehrheit der nationalsozialistischen Gauleiter und initiiert damit auch die Ablösung Hunderter nationalsozialistischer Bürgermeister.

          Als ersten trifft es Karl Hanke, den Gauleiter Niederschlesiens, der gleichzeitig abgesetzt und - wegen Verhängung Hunderter willkürlicher Todesurteile – verhaftet wird. Spontane Jubelkundgebungen in Breslau über den Sturz des „Henkers von Breslau".

          30.3.43 Justizminister Sack löst in seiner ersten Amtshandlung den Volksgerichtshof auf, dessen Angelegenheiten wieder vollständig an das Reichskriegsgericht fallen.

          30.3.43 Leipart, der neue Vorsitzende der DAF, kündigt an, daß die Organisation für die Dauer des Krieges bestehen bleibe und ihre nationalsozialistische Symbolik verliere.

          31.3.43 Die Ortsgruppe München der NSDAP, deren Vorsitzender Hitler war, wählt den Wiener Gauleiter Baldur von Schirach (36) zum neuen „Leiter der NSDAP" – dem in Norddeutschland umgehend die Anerkennung verweigert wird. Die NSDAP zerfällt binnen weniger Wochen in mehrere lokal und ideologisch definierte Gruppierungen, während die Zahl ihrer Mitglieder ebenso rasant zusammenbricht wie sie einst angestiegen war.

          April 43 Unter Federführung Justizminister Sacks beginnt – nach zehn Jahren - der Wiederaufbau des traditionellen deutschen Rechtsstaates. Umfangreiche Aktivitäten der Kriminalpolizei:

          - Verhaftung von SS - Ärzten, die geistig Behinderte ermordet („Aktion T4") oder medizinische Experimente an KZ – Häftlingen durchgeführt haben.

          - Identifikation zwecks „Eindeutschung" (vornehmlich in Polen und Norwegen) geraubter Kinder, die, in Zusammenarbeit mit militärischen Dienststellen – in einigen Fällen gegen ihren Willen - ihren Eltern zurückzugeben werden.

          - Beschlagnahmung im Reich und in Frankreich geraubter Kunstgüter, die ihren Eigentümern in aller Stille zurückerstattet werden. Görings Villa bei Berlin wird dabei praktisch ausgeräumt.

          - Verhaftung nationalsozialistischer Funktionäre wegen Korruption oder Amtsmißbrauchs.

          April 43 Der bewaffnete jüdische Untergrund im Warschauer Ghetto setzt den geplanten Aufstand nach der Einstellung der Deportationen und der Öffnung des Ghettos ab.

          1.4.43 Das Reichskabinett – das wegen drohender Luftangriffe in dem in Kanzleibunker umbenannten „Führerbunker" tagt - verabschiedet mit der Begründung, daß mit dem Tod des „Führers" der Verbindung zwischen der NSDAP und dem Reich die Grundlage entzogen sei, das „Grundgesetz über die Trennung von Reich und Partei":

          - Wiederherstellung der Symbolik des Reiches, wie sie am 30. Januar 1933 bestand.

          - Sämtliche auf den „Führer" geleistete Eide von Soldaten, Beamten und Richtern sind auf das Reich umgewidmet. Der Hitlergruß verliert jedweden offiziellen Charakter.

          - Feiertage („Muttertag", 20. April, 1. Mai) und nichtmilitärische Auszeichnungen („Mutterkreuz") seit dem 30. Januar 1933 verlieren ihre staatliche Funktion.

          - Sämtliche Organisationen und Sonderbehörden der NSDAP verlieren ihre staatliche Funktion. Die Mitgliedschaft in ihnen ist freiwillig, sie erhalten keine öffentlichen Gelder. Die NSV wird als DV (Deutsche Volkswohlfahrt) verstaatlicht.

          - Nationalsozialistische Schulen (Adolf – Hitler – Schulen und Napolas) werden mit Beginn der Sommerferien geschlossen.

          - Aufhebung aller antisemitischen und „rassenhygienischen" Gesetze und Verordnungen mit sofortiger Wirkung im Reich und den besetzten Gebieten.

          1.4.43 Kriegsrat unter Leitung des Wehrmachtsoberbefehlshabers Witzleben entscheidet, die Operation Zitadelle zum frühest möglichen Zeitpunkt – nach dem Ende der Schlammperiode in Rußland - zu eröffnen, statt zunächst die Lieferung neuer Panzer abzuwarten.

          2.4.43 Das Reichskabinett beschließt die Wiederherstellung der Grundfreiheiten.

          Ausgenommen bleiben müssen für die Dauer des Krieges: Streiks und gewerkschaftliche Organisation, Demonstrationen und politische Uniformierung, Agitation zur Wehrkraftzersetzung und zum Umsturz (die der Militärzensur unterliegen). Kommunistische Organisationen bleiben illegal.

          2.4.43 Beginn von nationalsozialistischen Krawallen, fast ausschließlich durch HJ – Mitglieder, mit Schwerpunkten in Wien, Nürnberg, Hannover und Kiel. - Paralleler Ausbruch antinationalsozialistischer Krawalle mit Verprügelung von NS – Funktionären und Verwüstung von Parteibüros der NSDAP, insbesondere im Rheinland und Oberschlesien, in Hamburg und im Ruhrgebiet.

          Die Ausschreitungen enden nach drei Tagen, auch wegen scharfen Einschreitens der Polizei, die auf Weisung Innenminister Lebers – trotz geltenden Ausnahmezustands - den Schußwaffeneinsatz unterläßt.

          3.4.43 Der Reichsverweser erläßt im Sinne der Erhaltung der Wehrkraft Generalamnestie für alle Wehrmachtsangehörigen für „Vergehen vor dem 1. April 1943".

          Wehrmachtsoberbefehlshaber Witzleben beginnt mit ständigen Frontbesuchen und trifft an der Ostfront ein – trotz der akuten Gefahr der Ermordung durch junge hitlergläubige Frontoffiziere.

          3.4.43 Der neue Außenminister von Hassell, ehemaliger Botschafter in Rom, kehrt zum Staatsbesuch bei Mussolini nach Rom zurück, um die Achse durch das neue Regime in Deutschland zu bekräftigen. Die Faschisten haben keine Alternative zu ihr: Die alliierte Casablanca – Politik gestattet ihnen keinen flinken Seitenwechsel. Mussolini hat verlauten lassen, daß Hitler durch „Verbrecher und Verräter unter seinen Parteigenossen" ermordet worden sei.

          Stalin hat die überraschenden Ereignisse in Berlin zur „innerfaschistischen Auseinandersetzung der Hitleristen" erklärt, bei der auf den einen Faschismus ein anderer gefolgt sei. Roosevelt und Churchill haben den Sturz und das Ende Hitlers zur Machtübernahme und Perpetuierung jenes preußischen Militarismus erklärt, der die Zivilisation seit einem halben Jahrhundert bedrohe.

          4.4.43 Der Reichsverweser überträgt Rüstungsminister Speer per Dekret die uneingeschränkte Kontrolle und Befehlsgewalt über die gesamte Rüstungsproduktion des Reiches.

          4.4.43 Der Reichsverweser ernennt Abwehrchef Canaris zum Leiter des RND (Reichsnachrichtendienst), in dem innere und äußere Dienste zusammenfasst werden und in dem die Abwehr aufgeht. Canaris beginnt umgehend mit der Einstellung minderbelasteter Agenten der Gestapo und des SD.

          6.4.43 Oberst Graf Stauffenberg wird aus Nordafrika umgehend nach Berlin, in den Kommandostab des Volkssturms, abberufen.

          7.4.43 Die britische 8. Armee und US – Verbände schließen die Zernierung des Deutschen Afrika Korps in Tunesien ab.

          8.4.43 Das Reichskabinett, das erstmals wieder in der Alten Reichskanzlei tagt, beschließt im Sinne des Rechtsfriedens Generalamnestie analog derjenigen für die Wehrmacht, Mord und besonders schwere Fälle von Korruption und Amtsmißbrauch ausgenommen.

          Zum anderen Beschluß eines rückwirkenden Strafparagraphen für die „Schändung der Ehre des Deutschen Volkes" (Beschließung, leitende Organisation und Durchführung von Massenmorden) - die durch „nach dem Krieg einzusetzende Sondertribunale" abgeurteilt werde.

          9.4.43 Beginn einer Verhaftungswelle gegen SS – Angehörige wegen Teilnahme am Genozid an den europäischen Juden.

          12.4.43 Die Heeresgruppe Mitte erhält den Befehl, die Reste der ARMIR (Aromata italiana in Russia) aus Rußland nach Italien zurückzuführen.

          13.4.43 Deutsche Soldaten finden bei dem russischen Dorf Katyn ein Massengrab mit den Leichen von 4000 durch das NKWD ermordeten polnischen Offizieren. Der Fund wird vorerst noch geheim gehalten.

          16.4.43 Goerdeler empfängt seinen ungarischen Amtskollegen Admiral Horthy in Berlin. Quisling aus Norwegen und dem Ustascha – Bandenführer Pavelić verweigert er hingegen ein Treffen.

          20.4.43 Zum Geburtstage des „Führers" – der amtlich ignoriert wird – bezichtigt sich eine bislang unbekannte Organisation namens „Werwölfe" der Ermordung eines Bürgermeisters. Beginn einer Attentatswelle von „Werwölfen" auf in den letzten Tagen und Wochen eingesetzte Bürgermeister und Gauleiter.

          Bei den „Werwölfen" handelt es sich, wie schnell deutlich wird, meist um fanatische Hitlerjungen, in einigen Fällen von SS – Angehörigen geführt, deren Morde dem Ansehen der „Bewegung" und des „Führer" im mit dem NS – Regime sympathisierenden Teil der Bevölkerung schwer schaden.

          21.4.43 Nach einem Monat Aufhebung des Ausnahmezustands im gesamten Reichsgebiet.

          21.4.43 Der fanatische Jungnazi Günter Grass wird bei der versuchten Erbeutung von Waffen aus einem Depot bei Danzig von einem Wehrmachtsposten erschossen.

          22.4.43 Rüstungsminister Speer erklärt seinen Austritt aus der NSDAP.

          24.4.43 Beginn alliierter Generaloffensive in Tunesien.

          25.4.43 Das Reichskabinett unterläßt nach heftiger Diskussion sofortige große Friedensinitiative ab. Außenminister von Hassell: „Um Frieden bieten zu können müssen wir zunächst einen Sieg erkämpfen, der unser Prestige wiederherstellt und unserer Initiative die unbedingt erforderliche Würde gibt."

          25.4.43 Die seit fünf Jahren von der SS als ihre „Weihestätte" geschändete Stiftskirche in Quedlinburg wird durch Ostergottesdienst rekonsekriert.

          30.4.43 „Werwölfe", die den beliebten Bürgermeister eines bayrischen Dorfes ermordet haben, werden von aufgebrachten Bauern verfolgt und erschlagen.

          30.4.43 Generalfeldmarschall von Witzleben: „Am 4. werden wir angreifen. Wenn wir keinen Sieg erkämpfen ist das Reich verloren, weil wir dann dem Sturm, der im nächsten Jahr über uns hereinbrechen wird, nicht widerstehen können."

           

           

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