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NEU KLEINASIEN IV

von Michael Preis

 

DER KALTE KRIEG

(1945 – 1989)

 

 

22.6.45 Nach sieben Jahren Vakanz des Katholikats Etschmiadsin wird wieder ein Katholikos gewählt: Geworg VI.

26.6.45 Die Türkei (die dem Völkerbund nicht beitrat) ist Gründungsmitglied der UN. Hintergrund: sowjetischer Druck auf die Dardanellen.

21.7.45 Die Armenier enthüllen – Erlaubnis durch die französische Mandatsverwaltung, auch vor dem Hintergrund der Spannungen um den Sandschak - zum 30. Jahrestag der Aufnahme ihres erfolgreichen Widerstands ein Monument am Mosesberg.

August 45 Die Türkei verweigert die Auslieferung des pro forma internierten ehemaligen deutschen Botschafters von Papen an das Tribunal in Nürnberg (reist im April 51 in die Bundesrepublik aus).

November 45 Paris: Kongreß zur Wiedervereinigung der seit dem Armenischen Oktober in verfeindete Organisationen der Linken und Rechten gespaltene Daschnaken - nach Annäherung infolge gemeinsamer Unterstützung des sowjetarmenischen Abwehrkampfes 1941/42.

1946 – 48 Der Kreml erlaubt 100 000 Armeniern die Repatriierung aus der Diaspora in Syrien, dem Libanon, Ägypten, Iran und dem Balkan. Danach wieder – wie zuvor – strikte Kontrolle und Beschränkung gegen ideologisch unzuverlässige Elemente (1921 - 73 nur ca. 250 000 Repatrianten).

April 46 Stalin verweigert der pontischen KP die erbetene Aufwertung der Pontischen ASSR zur Sowjetrepublik definitiv: Präzedenzfall für autonome Bestrebungen und Zergliederung des Sowjetterritoriums, Verstoß gegen das Prinzip moderater Griechenlandpolitik im beginnendem Bürgerkrieg, Verlust der Sympathien der armenischen Diaspora.

17.4.46 Proklamation der Syrischen Arabischen Republik.

Schwere Spannungen zwischen der Türkei und Syrien, das die Sonderstellung des Sandschak umgehend aufhebt und Assimilationspolitik (nach türkischem Modell) gegen Türken betreibt. Die Türkei droht mit militärischer Intervention gegen „Völkermord" - Syrien mit Anlehnung an die Sowjetunion.

Die USA und die Arabische Liga schalten sich vermittelnd ein.

1.5.46 Erstmals Verbindung des Maifeiertages in Armenien und Pontus mit alljährlichen Feiern zur „Befreiung durch die Sowjetmacht".

6.5.46 Stalin weicht vor dem massiven Gegendruck der USA zurück: Abzug der Roten Armee aus dem Iran. – Für die Armenier keine Katastrophe, da sie die dem Projekt eines vereinigten, großen Aserbaidshan diesseits und jenseits der Arax und einer kurdischen Sowjetrepublik äußerst reserviert begegnen.

Juni 46 Türkenmob überfällt das Armenische Patriarchat in Konstantinopel auf der Suche nach „russischen Spionen": mehrere Geistliche werden verwundet oder getötet.

Juli 46 Besetzung Smyrnas durch britischen Verband (bis April 47) auf Bitte der griechischen Regierung wegen sowjetischen Drucks auf die Dardanellen und um kommunistischem Aufstand vorzubeugen (der ausbleibt). Glückliches Ionien: keine Hungersnot und kein Bürgerkrieg.

Obwohl vornehmlich Maßnahme gegen sowjetischen Druck auf die Dardanellen schwere Verärgerung der Türkei, die ihren Botschafter aus London zur Berichterstattung abberuft.

August 46 Anschluß der USA an Unterstützung der Türkei durch Großbritannien gegen sowjetischen Druck auf die Dardanellen. Entsendung eines Geschwaders der US – Navy ins östliche Mittelmeer: Kreml legt seine Forderungen ad acta.

September 46 In Pontus Aufstellung von Freiwilligenverbänden für den Griechischen Bürgerkrieg.

10.2.47 Friedensvertrag von Paris: Italien tritt die „Zwölfinseln" – Rhodos, Kos, Leros u.a. – an Griechenland ab.

Juni 47 Der Patriarch von Konstantinopel Zaven (*1867, seit 1913) verstirbt. Die Armenier erklären Vakanz des Patriarchats aus Protest gegen das türkische Gesetz, daß der Patriarch in der Türkei geborener türkischer Staatsbürger sein muß. – Der französische Konsul gibt die Verantwortung für das Patriarchat – Sitz, Kirche, Grundstücke - das von der armenischen Diaspora finanziert wird, bekannt.

August 47 In der Türkei globales Unikum spontaner Freudenfeste über den „Untergang des Britischen Imperiums" (Unabhängigkeitserklärung Indiens am 15.8.).

Dezember 47 Wegen Proklamation einer Gegenregierung offizielles Verbot der KKE in Griechenland per Parlamentsbeschluß: KKE nimmt ihren Sitz in Trapezunt am Schwarzen Meer.

1948 Stalin lehnt die Initiative Mikoyans zum Bevölkerungsaustausch zwischen Armenien und Aserbaidshan – 100 000 Aseritürken aus Armenien nach Aserbaidshan, 100 000 Armenier aus Aserbaidshan (Nagorny Karabagh ausgenommen) nach Armenien – zwecks ethnischer Homogenisierung der Republiken, ab. - Die armenische KP beginnt darauf, die Mehrheit der Repatrianten nicht im unterbevölkerten Westen sondern in Ostgebieten mit vielen Aseritürken - in der Region Eriwan und besonders in Sangesur – anzusiedeln. Ziel: Revision der teilweisen Turkisierung der altarmenischen Provinz Sangesur während tatarischer Oberherrschaft (1921 – 45).

April 48 Vertrag von Lausanne zwischen der Türkei und Syrien: Bestätigung der Grenzziehung, Verzicht auf Militärallianzen mit jeweiligen Nachbarstaaten und Bevölkerungsaustausch mit Mitnahme beweglicher Habe – anders als beim griechisch – türkischen Modell nach ethnischen, nicht religiösen Kriterien: Türken (Tscherkessen und Kurden) werden aus dem Sandschak in die Türkei, Araber und Aramäer aus der Türkei nach Syrien umgesiedelt. Öffnung der Grenze und Aufnahme diplomatischer Beziehungen.

Der Vertrag von Lausanne liegt in der Logik des Kemalismus: des Strebens nach einem europäisierten, ethnisch geschlossenen Nationalstaat, der die osmanischen Verbindungen zum arabischen Kulturraum kappt.

USA garantieren Prämie für Umsiedler und sagen finanzielle und humanitäre Hilfe für Bevölkerungsaustausch zu. Truman – Administration verweist gegen Kritik in Kongreß und Öffentlichkeit an „Vertreibungs – Komplizenschaft" auf Erlösung verfolgter Minderheiten, insbesondere „türkischer Christen".

14.5.48 Gründung des Staates Israel.

Eine völkisch - genozidale Ideologie hat – wie im Fall der Armenier – ein konträres Ergebnis erzielt, nachdem im I. Weltkrieg die Errichtung eines Großtürkischen Reiches, im II. Weltkrieg die Errichtung eines Großgermanischen Reiches gescheitert ist. Die USA und Sowjetrußland erwirken nach dem Genozid an den Juden die Gründung eines jüdischen, wie nach dem Genozid an den Armeniern die Gründung eines armenischen Staates (wenn auch in verschiedener Form und mit unterschiedlichem Anteil). Auch Dank der entsprechenden Lobbies ziehen die USA zwei Völkermordopfer aus dem Graben: nach dem I. Weltkrieg die Armenier und nach dem II. Weltkrieg die Juden.

14.5.48 Im Judenviertel Karataş in Smyrna Schlägereien zwischen Juden und Griechen anläßlich der Gründung des Staates Israel.

August 48 Nach der Konzentration von Polizei und Militär im Sandschak Alexandrette und (weitgehender) Entwaffnung seiner Bevölkerung Ausweisung von ca. 100 000 Türken, Tscherkessen und Kurden über nächstgelegene Grenzübergänge in die Türkei. – Analoges Procedere in der Türkei mit ca. 150 000 Arabern – vornehmlich aus Aintab und seinem Umland - und den im Tur Abdin verbliebenen ca. 60 000 Aramäern.

August/September 48 Im Sandschak – Grenzgebiet blutige Zusammenstöße zwischen türkischen und arabischen Umsiedlern. - Der Widerstand einiger Siedlungen im Tur Abdin wird von türkischem Militär, Gendarmerie und Kurdenbanden mit äußerster Brutalität gebrochen. Zudem Übergriffe auf aramäische Umsiedler. Im Tur Abdin verbleiben lediglich aussterbende und verfallende syrisch – orthodoxe Klöster.

Spannungen zwischen der Türkei und den USA um das türkische Vorgehen werden vom Kalten Krieg eingefroren. Offizieller US – Beobachter: „These Turks are disgusting as ever."

August/September 48 Die Griechen (neben den Juden) in Konstantinopel verbleiben durch den Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Syrien als einzige offizielle Minderheit der Türkei.

September 48 Kurdenunruhen gegen neu eingerichtete US – Konsulate und ihr militärisches und ziviles Personal in Südostanatolien werden von der türkischen Armee niedergeschlagen. Angebliche Verantwortung sowjetkommunistischer Agenten.

November/Dezember 48 Syrien siedelt – auch wegen Bedingung US – amerikanischer Finanzhilfe auf Initiative eines Beamten in Washington – die aus dem Tur Abdin ausgewiesenen etwa 60 000 Aramäer im Sandschak Alexandrette an.

Der Sandschak wird damit zur Heimat der Überlebenden türkischer Christenverfolgungen und durch die Ansiedlung der Aramäer aus dem Tur Abdin zu einer partiell rechristianisierten Provinz des Nahen Ostens, fast zu einem zweiten Libanon. - Die Umfunktionierung türkischer Moscheen wird von Damaskus strikt verboten.

10.11.48 Zum 25. Jahrestag des Einzugs Kemal Paschas in Istanbul Premiere des Filmepos Kurtuluş (Die Befreiung, 1942/43). Kemalistische Geschichtslegende gegen Briten, Griechen und Armenier.

1949 Auch in Armenien Kampagne gegen „Titoismus" und „Kosmopolitismus" (bis zu Stalins Tod) mit Massenverhaftungen und Deportationen nach Zentralasien in die Altai – Region - gerade auch unter den ans Schwarze Meer geflohenen griechischen Kommunisten und den armenischen Repatrianten.

1950er Immigration von ca. 300 000 Russen als Fachkräfte einer forcierten Industrialisierung in Armenien – aber keine systematische slawische Kolonisation wie im Baltikum und Zentralasien, für die sich das gebirgige Land nicht anbietet und die zur Stärkung der strategischen Position des Kreml in Armenien nicht erforderlich ist.

1950er Im westtürkischen Kleinasien erstmals Phänomen von Steinwürfen von Kindern und Jugendlichen auf britische Geschäftsleute und Touristen.

Die Briten gelten nach wie vor und andauernd - neben Griechen und Armeniern - als die Feinde der türkischen Nation, „Räuber von Izmir", „Mörder von Istanbul", „Verschwörer von Zypern". Für viele Türken ist der Union Jack ein rotes Tuch, „Ingiliz" ein Schimpfwort (Schotten fühlen sich also nicht angesprochen). Zu keinem anderen Land des Westens bestehen so wenige Verbindungen, ob diplomatisch, geschäftlich, touristisch, wissenschaftlich, sportlich, unterhaltungsindustriell. Von den Gegnern des (Ersten) Weltkrieges ist den Briten die haßerfüllte Feindschaft der Türken Jahrzehnte nach den Pariser Vorortverträgen erhalten geblieben.

What a pity: abseits der offiziellen bilateralen Beziehungen hat es dem perfiden Albion einmal doch nichts genutzt, die blutige und schmutzige Arbeit weitgehend zu delegieren.

1950er Die Aramäer aus dem Tur Abdin gründen Midyat als Vorstadt Antakyas neu - das Aramäische, die Umgangssprache Jesu´, wird in Antiochia wieder gesprochen - und verwandeln den Sandschak in die blühendste und wohlhabendste Region Syriens, mit umfangreicher Produktion an Obst, Wein und Zitrusfrüchten.

1950er In der Türkei gibt es keine christlichen (Griechen in Konstantinopel ausgenommen) und fast keine arabischen Siedlungen mehr. Nach dem Weltkrieg Griechen und Armenier (1922/23), nach dem II. Weltkrieg Araber und Aramäer (1948/49). Die Türken haben keine Gelegenheit mehr zur pedantisch – grausamen und widerlichen Schikanierung der Syriani.

1950/51 Überfahrt von 100 000 griechischen Kommunisten („Rote Argonauten") nach dem verlorenen Bürgerkrieg in die Pontische ASSR am Schwarzen Meer - die das Selbstverständnis eines besseren Griechenlands, fast einer griechischen DDR, entwickelt. - Kuriosum der Zwangshellenisierung tatsächlich slawomazedonischer Emigranten durch die KKE am Schwarzen Meer.

Mai 50 Sowjetpatriotische 2500 – Jahrfeier Vans.

November 50 Freigabe sowjetischer Akten macht Verrat Lloyd Georges an antisowjetischer Intrige Kemal Paschas vor dreißig Jahren international bekannt.

1951 Massenverhaftungen in Armenien, wie in den Nachbarrepubliken. Furcht vor neuem Massenterror.

1951 Beginn des Ausbaus des Staudamm- und Talsperrensystems am Westlichen und Östlichen Euphrat auf Befehl Stalins wegen bevorstehenden NATO – Beitritts der Türkei.

Januar 51 Freigabe sowjetischer Akten – zwecks Torpedierung der Beziehungen zwischen den USA und der Türkei - bestätigt die Vermutung massiver Drohungen der USA und der Sowjetunion gegen die Türkei im Januar 41. USA halten relevante Archive geschlossen.

28.3.51 10 000. Tag der Grenzsperre zu Ionien.

Februar 52 Griechenland und die Türkei treten der NATO bei.

Dem Projekt eines Balkanpakts mit Beteiligung Griechenlands verweigert sich die Türkei allerdings. - Der Pontus, der Antitaurus, der Östliche und Westliche Euphrat werden zu Frontgebieten des Kalten Krieges.

29.5.53 Konstantinopel: Großartige Feiern der Türken zum 500. Jahrestag der Eroberung der Polis. Griechenland beruft seinen Konsul während der Feiern ab.

September 53 Marschall Bastico gesteht in Interview mit dem Corriere della Sera geheime Nichtangriffsabsprachen mit deutschen Kommandeuren in der Ägäis. „Hätten wir etwa in einem fernen Land Krieg für die Engländer führen sollen?"

10.11.53 Smyrna: Großartige Feiern der Griechen zum 30. Jahrestag der Befreiung und Neugründung der Stadt als Reaktion auf türkische Eroberungsfeier am „Schwarzen Dienstag" des Jahres.

10.11.53 Kemal Pascha aus dem Ethnographischen Museum in Istanbul in Mausoleum in Ankara überführt. - „Atatürk" & Lenin gelten beide als Revolutionäre und Staatsidole, die aus revolutionstaktischen Motiven territoriale Verluste hingenommen haben.

Dezember 53 Moskau: Messerangriff eines aseritürkischen KP – Funktionärs auf Mikoyan, der verletzt wird. Der Angreifer wird hingerichtet. Rätseln der Kremllogie.

März 54 Rede Mikoyans in Eriwan leitet Tauwetter und Entstalinisierung in Armenien ein.

Mai 54 Griechenland erklärt offiziell seine Unterstützung der Enosis – Bewegung auf Zypern.

Juli 54 Kolonialstaatssekretär Hopkinson erklärt, daß einige Regionen des Commonwealth – wie Zypern - nicht mit voller Unabhängigkeit rechnen könnten: Spannungen mit Griechenland um die Enosis – Bewegung auf Zypern.

1.4.55 Beginn des militanten Widerstands der zyperngriechischen EOKA gegen das britische Kolonialregime.

10./11.8.55 In der Türkei – in Istanbul und Ankara – eskaliert die alljährliche antiangelsächsische Kundgebung zu Unruhen gegen den Bagdad – Pakt (gegr. 5.4.55 durch Beitritt Großbritanniens zu Defensivallianz Türkei – Iraq).

September 55 Wahl des neuen Katholikos Aller Armenier in Etschmiadsin: Wasgen I.

6./7.9.55 Griechenpogrom in Konstantinopel „Griechische Bartholomäusnacht" nach Unruhen und Zusammenstößen zwischen Griechen und Türken auf Zypern. - Beginn der Abwanderung der verbliebenen etwa 100 000 Griechen aus Konstantinopel.

9.9.55 Times - Leitartikel: "The fury of the Asian mob – the Turkish method". Neben intensiver Berichterstattung der Londoner Massenblätter - insbesondere der Daily Mail - über die „Nazitürken" Auftakt für Pressekrieg und diplomatische Affäre zwischen Großbritannien und der Türkei.

Der Reeder Onassis - der Churchill, einen Gast seiner Yacht, ebenfalls dazu gewinnt – wirbt für Kurswechsel der britischen Zypernpolitik und investiert in die antitürkische Kampagne der Massenblätter der Fleet Street. - Reaktivierung des britischen Türkenhasses aus der Zeit nach dem Weltkrieg.

Oktober 55 Neuorientierung der britischen Zypernpolitik und Pazifierung der Insel: Nach Signalen aus London – britische Garantie gegen Souveränität oder Teilung Zyperns - stellt die EOKA auf energischen und diskreten Druck aus Athen ihre militanten Aktionen ein. Aufhebung der 40tägigen Verbannung Erzbischof Makarios III. auf den Seychellen.

20.2.56 Antelias: Zum neuen Katholikos wird Zareh, Kandidat der Daschnaken, gewählt. Beginn des Kirchenkampfes zwischen Etschmiadsin und Antelias (Sis) im Zeichen des Kalten Krieges. Antelias verdrängt Etschmiadsin aus seinen traditionellen Gebieten Griechenland und Persien.

März/April 56 Aufhebung der stalinistischen Völkerverbannungen, die auch Krimgriechen und Krimarmenier betrifft.

März 56 In Trapezunt und in Nachitschewan (wie in Georgien) Krawalle gegen die Absetzung der Gedenkfeiern zum 3. Todestag Stalins. Auch Krawalle gegen die Demontage von Stalindenkmälern.

8.3.56 General Dro (*1.5.1883) verstirbt bei Aufenthalt in Boston/USA, wo er beigesetzt wird.

Januar 57 Die aserbaidshanische KP eröffnet – im Rahmen der Entstalinisierung – Kampagne für die „Rückgabe" der ASSR Nachitschewan – Sangesur. Chruschtschow erwägt den Retransfer Sangesurs - während der Kreml aus sicherheitspolitischen Gründen keine türkische Präsenz in Nachitschewan wünscht – unterläßt ihn aber schließlich wegen Gefahr eines destabilisierenden Präzedenzfalls in der gesamten Union und auch, um über zusätzliches Disziplinierungsmittel gegen Armenien zu verfügen.

9.1.57 Wiederherstellung der Lasischen ASSR.

9.1.57 Rücktritt Premierminister Edens nach dem Suez – Debakel. Als Konsequenz aus ihm gibt das neue Kabinett Macmillan den Anspruch auf Kontrolle über ganz Zypern auf: die imperiale Position Großbritanniens im Orient - im Bagdad – Pakt noch einmal betont - ist ruiniert.

März 57 Treffen zwischen Premierminister Macmillan und US – Präsident Eisenhower auf Bermuda. Eisenhower gibt auch der Zypernpolitik seines Freundes aus Kriegszeiten en passant grünes Licht.

April 57 Geheimkonvention zwischen der griechischen und der britischen Regierung: Koordination der Zypernpolitik und vertragliche Anerkennung britischer Stützpunkte auf Zypern nach Enosis.

Großbritannien beabsichtigt mit dem Projekt der Übergabe Zyperns gegen die ohnehin feindlichen Türken an die verbündeten Griechen auch - nach dem Debakel in Suez – seinen verbliebenen Einfluß im Orient zu demonstrieren.

30.10.57 Großbritannien kündigt die Übergabe Zyperns, abzüglich der – in geheimer Absprache mit Griechenland - ausgedehnten Militärbasen Akrotiri (westlich Limassol) und Dhekelia (östlich Larnaka) an die UN an.

November/Dezember 57 Die Türkei, die bei den UN die Teilung Zyperns vertritt, sondiert beim Kreml den erwarteten Preis seines UN – Vetos gegen die Enosis: NATO – Austritt und Neutralität. Parallel drohen die Türken eben damit in Washington – wobei es sich um einen Bluff handele, so die Briten. USA wollen erneute Konfrontation Großbritanniens – wie in Suez – vermeiden und bleiben neutral. Secretary of State J.F. Dulles zum türkischen Botschafter: „Dann müssen Sie eben mit dem russischen Bär kuscheln!" – Die türkische Armee verpflichtet die Regierung Menderes zum Verbleib in der NATO gegen die Sowjetunion, zumal die NATO alternativ auch Ionien strategisch nutzen könnte.

November 57 Griechenland beantragt bei den UN Statusreferendum auf Zypern. Ministerpräsident Karamanlis garantiert den USA im Gespräch mit deren Botschafter exclusive sicherheitspolitische Kooperation im Falle „türkischer Maßnahmen".

Dezember 57 UN – Sicherheitsrat ersucht die Generalversammlung auf Initiative Großbritanniens um Resolution nach Einrichtung der UN – Treuhandverwaltung auf Zypern wie im Fall Palästinas vor 10 Jahren. - Griechenland dehnt darauf die Minderheitenbestimmungen des Vertrages von Venedig (1923) für Türken auf sein gesamtes Territorium aus.

1958/61 Abwanderung der Griechen, Armenier und Italiener aus Alexandria - nach Verstaatlichungen. Juden (Gründung Israels, 1948), Franzosen und Briten (Suezkrise, 1956) sind schon enteignet und ausgewiesen worden.

1958 Paris: Neuausgabe von Hayastani Hanrapetutiun (1928) enthält vom „Einwochenministerpräsidenten" Vratsyan im Testament verfügte und in ihm enthaltene Ergänzung zur Inszenierung des „Armenischen Oktobers": Bedeutung von Geheiminformationen aus Konstantinopel bestätigt. Die zweite Ausgabe wird durch Übersetzungen ins Englische und Französische zum Enthüllungswerk über den „Armenischen Oktober". Kreml und Eriwan: Fälschung des französischen Geheimdienstes.

1958 Karamanlis´ ERE behält aufgrund seiner erfolgreichen Enosis – Politik doch die Mehrheit der 300 Parlamentssitze.

Januar 58 MI-6 meldet Vorbereitungen der zyperntürkischen Untergrundorganisation TMT zur Entfesselung von Kämpfen gegen Griechen in der Nacht zum Ende britischer Verwaltung: ein indirektes Signal zum Verbleib der Türkei in der NATO.

1.2.58 „Aschdod – Affäre": Britische Patrouille bringt vor Zypern israelischen Frachter „Aschdod" mit großer Waffenladung für Zyperntürken auf. Antijüdische Krawalle in Smyrna.

2.2.58 Die britische Kolonialverwaltung ordnet allgemeine Entwaffnung auf Zypern an, verstärkt die Polizeieinheiten und verhängt Kontrollsperren auf der Insel und um sie herum.

15./16.2.58 Bei britischer Razzia in Famagusta, Zypern schwerer Zusammenstoß zwischen militanten Türken und britischen Soldaten. Übergreifen der Auseinandersetzungen nach Nikosia. Die Briten verhängen den Ausnahmezustand über die Insel und schlagen die Unruhen auch durch rücksichtslosen Einsatz von Artillerie und griechischer Polizei nieder. Britische Militärgerichte beginnen mit der Verhängung von Todesurteilen wegen illegalen Waffenbesitzes und der Sicherungsinhaftierung einiger Hundert türkischer Aktivisten, die nach Malta und Tobruk, Libyen deportiert werden.

16.2.58 Aus Türkenmob Schüsse auf das britische Konsulat in Istanbul: Großbritannien setzt die diplomatischen Beziehungen zur Türkei umgehend aus - Ankara knapp zuvorgekommen - und fordert die Untertanen der Krone zum Verlassen des Landes auf. Türkei protestiert gegen „britischen Völkermord" auf Zypern

30.4.58 Briten übergeben Zypern – abzüglich ihrer Stützpunkte - in Treuhandverwaltung der UN, wie Palästina vor einem Jahrzehnt.

17.5.58 New York: UN – Generalversammlung votiert mit 75 zu 4 (Türkei, Albanien, Yugoslavien, Israel) für den griechischen (Statusreferendum) gegen den türkischen Zypernantrag (Teilung) bei Enthaltungen der USA und Frankreichs – die ihre Stimmblöcke diskret zum Votum für griechischen Antrag anhalten. Sowjetische (pro Konflikt in NATO), britische und arabische Stimmen pro Griechenland.

Glockengeläut und Freudenfeste in Griechenland und auf Zypern. Griechischer Triumph und Debakel der Türken. Der griechische Reeder Onassis, der reichste Mann der Welt, vor 36 Jahren vor den Türken, die seinen Vater hängten, aus Smyrna geflohen, soll in lateinamerikanische, afrikanische und asiatische Stimmen investiert haben. „Ich habe Zypern gekauft!" Gerücht um ´Onassis – Coup´. In Griechenland Rede von der Enosis gegen die Türken qua „Bündnis Downing Street, Athen, Onassis".

Türkischer Volksglaube an Onassis – Churchill – Verschwörung. Die Abstimmung in der UN – Generalversammlung wirkt bei den Türken traumatisch nach, das „Griechische Dreieck" aus Smyrna, Trapezunt, Zypern forciert ihre Einkreisungsphobien.

Antitürkische Häme Londoner Massenblätter. In Trapezunt und ganz Pontus spontane Freudenfeiern wegen türkischen Debakels in den UN.

18.5.58 Türkei kündigt ihre Mitgliedschaft im Bagdadpakt mit sofortiger Wirkung und die in den militärischen Strukturen der NATO zum 1.1.59 (bis Januar 80, - stattdessen Militärabkommen mit den USA und Frankreich).

20.5.58 UN – Sicherheitsrat beschließt einstimmig völkerrechtliche Verbindlichkeit der Resolution der Generalversammlung.

Juni 58 Entlassung der „Maltatürken" aus britischem Gewahrsam.

Juli 58 Armenier verhindern durch schwere Ausschreitungen – in Ardahan und Umgebung - die erneute Ansiedlung der rehabilitierten, aus Zentralasien zurückgekehrten „Transkaukasustürken", die sich darauf im Sowjetimperium zerstreuen. - Auch Signal an den Kreml im Konflikt um Sangesur.

14.7.58 Sturz des prowestlichen Königtums im Iraq. Der wird auch mit sinkenden Ernteerträgen seit Anfang 50er infolge Zuflußregulierung aus dem armenischen Bergland in Verbindung gebracht, gegen den Großbritannien und das Königreich Iraq als „feindseligen Akt" protestierten.

August 58 Vandalismus türkischer Ultranationalisten auf alliierten Soldatenfriedhöfen in Gallipoli. Empörung in Australien und Neuseeland, die die diplomatischen Beziehungen zur Türkei abbrechen. Massive Protestkundgebungen bei der Abreise türkischer Diplomaten aus Canberra und Wellington.

21.9.58 Beim Statusreferendum auf Zypern erzielt Enosis 99% der Stimmen. - Türkische Zyprioten boykottieren die Abstimmung.

Oktober 58 Gregor Petrus Agaginian (*1895), Patriarch von Beirut und Oberhaupt der armenischen Katholiken, wird nach 400 Jahren fast als erster Nichtitaliener zum Papst gewählt.

November 58 Die Auseinandersetzungen um die Kontrolle der armenischen Sitze der Kammer in Beirut zwischen Daschnaken und (meist) Hundschaken – Gegnern und Sympathisanten der Sowjetunion – erreichen ihren Höhepunkt: mehr als 50 Tote nahe Beirut.

Die HHD setzt sich, von der libanesischen Polizei und den USA unterstützt, durch.

1959 Volkszählung in der Sowjetunion: 2 787 000 (2 300 000 in der Republik ohne Pontus) Armenier – 2 940 000 Tataren (105%). Zahl der Armenier durch Repatriierungen begünstigt.

1959 Griechenland hat durch den Gewinn Ioniens (1923) und Zyperns einen territorialen Zuwachs von fast einem Fünftel erzielt, während die Türkei ihre maximale territoriale Zielsetzung um fast ein Fünftel verfehlt hat. – Territorien im Vergleich:

Iran 1 648 000 Qkm – Ägypten 1 002 000 Qkm – Türkei 635 250 Qkm - Frankreich 547 025 Qkm – Iraq 434 915 Qkm - Syrien 190 180 Qkm - Griechenland 161 240 Qkm – Armenien 145 500 Qkm – Bulgarien 110 910 Qkm – Ungarn 93 030 Qkm – Jordanien 89 500 Qkm - Serbien 88 361 Qkm - Aserbaidshan 82 200 Qkm - Georgien 77 700 Qkm – Albanien 28 748 Qkm – Mazedonien 25 710 – Ostthrakien 23 800 Qkm – Peloponnes 22 502 Qkm - Israel 20 722 Qkm – Ionien 20 000 Qkm – Lasistan 12 000 Qkm – Karabagh/Arzach 12 000 Qkm - Libanon 10 400 Qkm - Pontus 10 000 Qkm – Zypern 9 200 Qkm – Westjordanland 5 880 Qkm - Nachitschewan 5 500 Qkm – Sangesur (Sjunik) 4 500 Qkm - Nagorny Karabagh 4 400 Qkm.

1959 Das Patriarchat der Syrisch – Orthodoxen Kirche kehrt aus Homs (seit 1933 aus dem Tur Abdin) an seinen Ursitz Antiochia zurück. Beginn des originalgetreuen Neubaus des Klosters Mar Gabriel aus dem Tur Abdin bei Antakya.

1.1.59 Griechenland übernimmt die Verwaltung auf Zypern: Enosis – Tag in Griechenland und auf Zypern. - Der Besitz Zyperns, der Insel in der Levante, 850 km von Piräus und 100 km von der syrischen Küste entfernt, macht Griechenland zur nahöstlichen Macht und verschafft ihm Kupfervorkommen.

Die Türkei erklärt, daß sie nur noch 6 statt 10 sm griechischen Luftraums anerkenne und das die „Zwölfinseln" (Dodekanes) sich auf einem anatolischen Festlandsockel befänden.

8.3.59 Ministerpräsident Karamanlis´ ERE triumphiert bei „Enosis – Wahlen" – notwendig geworden, um 11 Monate vorgezogen - mit 60.1% der Stimmen, erzielt über 200 der 300 Parlamentssitze und regiert erstmals für die volle Legislaturperiode.

Juni 59 Londoner Vertrag zwischen Großbritannien und Griechenland beim Staatsbesuch Ministerpräsident Karamanlis: die beiden britischen Stützpunkte auf Zypern bleiben gegen symbolische Pachtzahlung unter unbeschränkter und unbefristeter britischer Hoheit.

Karamanlis´ Besuch bestätigt die Türken in ihrer Überzeugung einer anglo – hellenischen Verschwörung. - Nationalistische Phantomschmerzen bringen türkische Verschwörungstheorien - nach denen über die Fixierung der armenisch – türkischen Grenze (Intrige zwischen Briten, Amerikanern und Russen) und den Zwischenfall von Çanakkale 1922 (britische Provokation) - eben auch über die Enosis hervor.

1960er Kampagnen für die Aufwertung Armeniens zur Volksrepublik durch Fraktion der armenischen KP werden intern unterbunden - auch mit Rücksicht auf die Verbindung zu Nagorny Karabagh, das unter aseritürkischem Druck steht.

1960er Die ionische Küste entwickelt sich zum lukrativen Massentourismusgebiet mit den Zentren Kydonies vor Lesbos und Scalanova vor Samos, unmittelbar an der Türkengrenze.

April/Mai 60 Serie türkischer militärischer Provokationen im Luftraum und den Hoheitsgewässern der „Zwölfinseln". Protest Athens und Gegenprotest Ankaras bei den UN. Krawalle auf Rhodos, bei denen die Ibrahim Pascha Moschee niedergebrannt wird. Der französische Staatspräsident de Gaulle bestellt den türkischen Botschafter ein und teilt ihm mit, daß bei fortgesetzt „unzivilisierten Aktionen" an eine Assoziierung mit der EWG nicht zu denken sei.

Mai 60 Die Regierung Karamanlis kündigt als Konsequenz türkischer militärischer Provokationen die Bestimmung des Pariser Friedensvertrages (1947) zur teilweisen Entmilitarisierung der „Zwölfinseln".

August.60 Nizza: Französische Polizei nimmt Türkenquartett fest, das Minenanschlag auf die Yacht Onassis in Monaco vorbereitet.

20.10.60 Premiere des sowjetischen Spielfilms Oktober in Armenien. Protest des türkischen Botschafters.

27./28.4.61 USA stationieren Jupiter – Atomraketen an der türkisch – armenischen Grenze.

17.9.61 Der ehemalige türkische Ministerpräsident Menderes (1950 – 60) wird auf Imrali wegen Korruption und Verletzung der Würde der Republik gehängt. Einst Erdrosselung, nun der Strick.

November 61 Der Griechenhasser Ismet Pascha (*1884 in Smyrna), Gegenspieler Venizelos in Venedig, Türkenführer nach Kemal Pascha - nochmals türkischer Ministerpräsident (bis Februar 65).

17.1.63 Smyrna: Enthüllung eines Denkmals Lloyd Georges an seinem 100. Geburtstag zum Dank an den "Freund des griechischen Volkes" durch Ministerpräsident Karamanlis. Hintergrund: Spannungen mit der Türkei.

April 63 USA ziehen ihre Atomraketen nach der Cuba – Krise vereinbarungsgemäß von der westarmenischen Grenze zurück.

April 63 Nach den „Enosis – Wahlen" pendeln sich die politischen Kräfteverhältnisse wieder ein: ERE von 60.1 auf 50.8%.

22.5.63 Ermordung des sozialistischen Abgeordneten Grigoris Lambrakis in Smyrna – Fall Z – signalisiert das Ende der autoritären Ära Karamanlis (1955 – 63).

11.6.63 Ministerpräsident Karamanlis tritt nach einer Auseinandersetzung mit dem König zurück und begibt sich nach der schweren Niederlage der ERE bei erneuten Wahlen ins Exil nach Paris (9.12).

Oktober 63 London: Lawrence of Ionia von John le Carré (alias David Cornwell) publiziert - seines einzigen Realthrillers, der die Informantin des „Armenischen Oktobers" und ihren Hintermann, Navyoffizier und ex – MP, der auch den Çanakkale –Zwischenfall 1922 inszeniert habe, recherchiert. – In der Türkei wegen Verunglimpfung „Atatürks" – der habe sich an den Dardanellen verzockt - verboten.

10.11.63 Pompöse Feiern in der Türkei am 40. Jahrestag des Einzugs Kemal Paschas in Istanbul nach Gedenken seines 25. Todestages mit der (global einmaligen) alljährlichen Gedenkminute um 9:05. Einführung großartiger Einzugsfeiern im 10 – Jahres – Rhythmus gegen Briten und Griechen.

Dezember 63 Schließung des Theologischen Seminars der Orthodoxie auf der Prinzeninsel Halki: Auftakt der forcierten Kampagne gegen die in Konstantinopel verbliebene griechische Gemeinde (drei Monate nach dem Assoziierungsvertrag EWG – Türkei), die zu ihrer faktischen Auflösung am Sitz des Ökumenischen Patriarchen führt.

10.12.63 Literaturnobelpreis für Georgios Seferis aus Smyrna.

April 64 Die neue Regierung Georgios Papandreou beschränkt die Minoritätenklauseln des Vertrages von Venedig (1923) wieder auf Westthrakien: Reaktion auf das türkische Vorgehen gegen die Griechen in Konstantinopel und militärische Drohgebärden. Beginn der Rehellenisierung Zyperns – ohne spektakuläre Aktionen und zensiert - durch systematische Verdrängung der 100 000 Türken der Insel. Widerstand wird durch die griechische Militärpolizei brutal gebrochen.

Die Türkei wagt kein militärisches Vorgehen gegen ein durch die UN zugesprochenes Territorium. Zypern wird die türkische Minderheit, parallel zur faktischen Auflösung der griechischen Gemeinde in Konstantinopel, los. Zypern, die Insel der Aphrodite, wird wieder so griechisch wie Kreta.

15.7.64 Anastas Mikoyan wird Präsident des Präsidiums des Obersten Sowjets und damit Staatsoberhaupt der Sowjetunion (bis 9.12.65).

24.4.65 Am 50. Jahrestag des Beginns des Genozids Massenprotestkundgebung in Eriwan – die erste in der Sowjetunion - gegen offizielle Gedenkveranstaltung und für die Rückgabe „Unseres Karabagh". Katholikos Wasgen I. beruhigt die Massen. Präsidiumsmitglied Hatscheryan hält national gesinnte Rede zu ihnen.

Mai 65 Der armenische Nationalkommunist Hatscheryan entgeht um Haaresbreite der Festnahme und Verbannung nach Sibirien und entkommt in den Iran; Niederlassung in Marseille. – Breschnew droht der armenischen KP mit erneutem Transfer Sangesurs in aserbaidshanische Oberhoheit und der Aufhebung der Autonomie Nagorny Karabaghs.

Februar 66 Die Türkei lehnt – wie im November 60 – das britische Angebot zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen offiziell ab.

November 67 Einweihung des Genoziddenkmals in der – auf nationales Verlangen - Hauptstadt Eriwan am Fuße des Ararat auf dem Hügel Zizernakaberd (Schwalbenfestung).

Auftakt zur Errichtung mehrerer nationaler Memorialbauten, so des Monuments für die Schlacht um die nationale Existenz bei Sardarabad (1968), einem Monument für den Widerstand gegen den Genozid in Van, einem Monument für die Befreiung bei Kars, einem Monument für St. Vardan. Zudem Intensivierung der Restaurationsarbeiten am nationalen Kulturgut, so der Ruinenstadt Ani bei Kars.

1968 2750 Jahre Eriwan.

1968 Zum 2100. Geburtstag Enthüllung eines Denkmals für Mithridates VI. Eupator (132 – 63) in Trapezunt. Mithridates wird in Pontus, wo er als Grieche gilt, eine Verehrung analog der seines Schwiegersohnes Tigranes in Armenien zuteil.

1968 Erstausstrahlung der satirischen britischen TV – Vorabendserie The Turkey (bis 1978) mit verkümmelten, knoblauchfressenden, nazifreundlichen Türken. Empörung in der Türkei und Anlaß zu einem der Pressekriege zwischen Londoner Massenblättern und türkischen Hetzblättern.

Mai 69 Abspaltung der eurokommunistischen KKE – Inland von der moskauhörigen KKE in Trapezunt.

1970er Armenien ist aufgrund seiner enormen Wasserkraftkapazitäten nicht dazu gezwungenen, ein AKW ans Netz zu legen.

1970 Volkszählung in der Sowjetunion: 3 559 000 (2 850 000 in der Republik ohne Pontus) Armenier – 4 380 000 Tataren (123%). Wachstum der Armenier vgl. 1959: 27.7%

November 71 Großbritannien und die Türkei nehmen die seit dreizehn Jahren ausgesetzten diplomatischen Beziehungen wieder auf.

Januar 73 Die neuen Labour – Regierungen Australiens und Neuseelands nehmen die diplomatischen Beziehungen zur Türkei nach fast 15 Jahren wieder auf.

27.1.73 Gurgen Yanikyan (1895 – 1985) erschießt in Santa Barbara zwei türkische Diplomaten.

Initialzündung zur Gründung der ARA/JCAG (Armenian Revolutionary Army/Justice Commandos against the Armenian Genocide) in Los Angeles. Anhang in der Diaspora. Militärischer Arm der HHD?

1.6.73 Die griechische Militärjunta proklamiert die Republik und erklärt Smyrna zum Sitz von Regierung und Parlament, während Athen Hauptstadt bleibt. Der Regent Papadopoulos wird Staatspräsident (plebiszitäre Bestätigung, 29.7.73).

10.11.73 Die Obristen inszenieren großartige Feiern zum 50. Jahrestag der Befreiung Ioniens mit Zentralfeier in Smyrna – eine Woche später Unterdrückung der Unruhen im Athener Polytechnikum.

25.11.73 Sturz Papadopoulos durch juntainternen Staatsstreich. Phaidos Gizikis wird Staatspräsident. Smyrna bleibt Regierungs- und Parlamentssitz.

17.7.74 Proklamation der Griechischen Republik Nordepirus (EDVI) über Untergrund - Radiosender.

18.7.74 Junta erkennt die EDVI an und stellt 72 h – Ultimatum an Albanien zu ihrer Anerkennung. Generalmobilmachung in Albanien, das nach drei Jahren die diplomatischen Beziehungen zu Griechenland wieder abbricht.

20.7.74 Junta ordnet Generalmobilmachung an: umgehende Opposition in Volk und Armee.

23.7.74 Staatspräsident Gizikis gibt den Rücktritt der Regierung und die Aufhebung der Mobilmachung und des Ultimatums bekannt und erteilt Karamanlis Auftrag zur Regierungsbildung.

Der Waffenstillstand zwischen Griechenland und Albanien (seit 1940) bleibt bestehen. Es kommt nicht zum letzten (?) zwischenstaatlichen europäischen Krieg.

24.7.74 Karamanlis trifft, aus dem Exil in Paris mit Concorde des französischen Staatspräsidenten eingeflogen, in Athen ein, wird vereidigt und bildet eine Regierung. Restauration der Demokratie.

25.7.74 Karamanlis begibt sich in den Regierungssitz Smyrna. - Dort in den ersten Monaten Übernachtung auf Yacht im Hafen unter dem Schutz der royalistischen Marine.

28.11.74 Karen Demirchyan (*1932) wird Parteisekretär Armeniens. Der Kreml schickt den jungen Funktionär aus Moskau nach Eriwan, um die vollständig verfilzte und korrupte armenische KP zu säubern.

8.12.74 Plebiszit über den Regierungs- und Parlamentssitz - neben dem über die andere zentrale Entscheidung der Junta über die Staatsform. Smyrna unterliegt Athen knapp (48.8% zu 51.2%). Athen wird wieder auch Regierungssitz. Die heftige Konkurrenz und die Animositäten bis zum Haß zwischen den beiden Polen der Nation erreichen in der erbitterten Wahlauseinandersetzung über den Sitz von Regierung und Parlament ihren Höhepunkt und gemahnen fast an den Streit zwischen griechischen Städten in der Antike. - Der Plan von Ministerpräsident Karamanlis, durch die Erweiterung des Plebiszits die griechischen Ansprüche in Kleinasien zu untermauern und zu festigen, scheitert.

März 75 In der Türkei Regierungsbildung unter Einschluß der ultranationalistischen MHP (gegr. 1969), deren Führer Türkeş stellvertretender Ministerpräsident wird.

April 75 Ausbruch des Bürgerkrieges im Libanon. Die Prinzipien Griechenlands: Vermeidung eines Konflikts mit den Muslimen und den arabischen Staaten, keine Kooperation mit Israel, Unterstützung der Politik Syriens, intensive humanitäre Hilfe für griechische und armenische Christen im Libanon über Zypern. - Armenier bleiben neutral und geraten damit unter den Beschuß maronitischer Falangisten.

11.6.75 Neue griechische Verfassung garantiert freien Sprachgebrauchs außerhalb von Schule und Verwaltung. Damit Beendigung der durch die Gekrönte Demokratie und die Militärjunta (1946 – 74) praktizierten rigorosen Unterdrückung der slawomazedonischen Minorität. Die hat sich im dünnbesiedelten Norden des europäischen Festlandes, im Grenzgebiet im Westen Griechisch – Mazedoniens gegen die Gräzisierung behauptet (analog der griechischen Minorität Albaniens in Nordepirus).

30.8.75 „Türkeş - Affäre“: Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Türkeş erklärt bei offizieller Veranstaltung „Izmir“ und Zypern zum unveräußerlichen Besitz der „türkischen Rasse“. Internationaler Protest veranlaßt Ministerpräsident Demirel zu relativierender Stellungnahme. Griechenland löst seine Vertretungen in der Türkei bis auf das Konsulat in Konstantinopel – mit Rücksicht auf das Ökumenische Patriarchat und Handelsinteressen – auf (lediglich formale Akkreditierung in Ankara). Die Türkei löst darauf ihre Vertretungen in Griechenland – bis auf die in Saloniki – auf und ist in Athen lediglich formal akkreditiert.

Antitürkische Großkundgebungen in Athen, Smyrna und auf Zypern. In Ionien Zerstörung der Relikte der Türkenherrschaft durch aufgebrachte Demonstranten: der osmanische Uhrturm (1901) in Smyrna wird niedergebrannt, die Brandruine auf Anordnung der Munizipalregierung gesprengt. - Türkeş wird auf türkischen Gegenkundgebungen als Held gefeiert.

24.10.75 Paris: ARA – Angreifer erledigt türkischen Botschafter (und tötet seinen Chauffeur).

November 75 Bombenanschlag auf das Armenische Patriarchat in Konstantinopel. Darauf nach 28jähriger Vakanz Wahl eines Patriarchen – Shenork (bis 1990) – dem die Türkei die Einreise verweigert und der seinen „Provisorischen Sitz" in Smyrna nimmt.

1977 Der Katholikos Wasgen I. von Etschmiadsin und der stellvertretende Katholikos von Antelias (Sis) Karekin II. beenden den innerarmenischen Kirchenkampf.

Januar 78 Die Ministerpräsidenten Karamanlis und Eçevit vereinbaren die Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen nach dem Ausscheiden der MHP aus der türkischen Regierung.

18.2.78 Zypern: Palästinenser ermorden Freund des ägyptischen Staatspräsidenten und kapern ein Flugzeug. Griechische Soldaten hindern ägyptisches Kommando am Eingreifen, töten 15 Ägypter. Ägypten bricht die diplomatischen Beziehungen zu Griechenland ab. Geiselnehmer festgenommen.

April 78 Antiarmenische Krawalle in Tiflis im Zuge der Unruhen gegen die Erhebung des Russischen zur gleichberechtigten Amtssprache in allen Unionsrepubliken. In Georgien akzentuierte und verbreitete Abneigung gegen die Armenier, die schuld seien an der Sowjetisierung 1921 und der Aufrechterhaltung der Sowjetmacht im Transkaukasus.

13.8.78 20 000. Tag der Grenzsperre zu Ionien.

Die am zweitbesten gesicherte (Nr. 1 in Korea) und am längsten geschlossene (seit 11.11.1923) Grenze der Welt ist die zwischen Griechenland und der Türkei in Kleinasien.

22.11.78 Ermordung des US – amerikanischen Marineattachés in Ankara bei Bombenanschlag: Auftakt der Angriffe durch Graue Wölfe und PKK auf Einrichtungen und Personal der USA in der Türkei. Gegenschläge türkischer Sicherheitsorgane und Sicherheitsrichtlinien der USA für die Türkei.

Das Verhältnis zwischen den USA und der Türkei ist – trotz gemeinsamer strategischer Interessen - durch die Armenophilie der „Wilson – Linie" (1920) historisch schwer belastet.

1979 Volkszählung in der Sowjetunion: 4 151 000 (3 320 000 in der Republik ohne Pontus) Armenier – 5 477 000 Tataren (132%). Wachstum der Armenier vgl. 1970: 16.6% (minus 11.1%).

In Armenien wird die Problematik einer schleichenden Turkisierung Ostarmeniens – der Region Eriwan und Ararat, Nachitschewans und Sangesurs – angesichts sinkender Geburtenzahlen, bei steigender demographischer Differenz zu den Aseritürken, immer akuter.

1979 Armenier in Nagorny Karabagh: 76% (1923: 94.4%).

1979 Abschluß der Restauration des griechisch – römischem, dem Mithras – Kult geweihten Tempels von Garni (35 km südöstlich Eriwan) aus dem 1. Jahrhundert.

1979 PKK – Führer Öcalan flieht in den Libanon. Syrien verweigert ihm Einreise und Aufenthalt und stellt ihn in den 80er Jahren zunehmend unter seine Kontrolle.

28.5.79 Beitrittsvertrag EG – Griechenland, das sich verpflichtet, die Assoziierung der Türkei bedingungslos anzuerkennen (Frage der geschlossenen Ionien – Grenze, Druck der USA).

30.11.79 Papst Johannes Paul II. besucht Ephesus, das Marienhaus – erster Papstbesuch auf griechischem Territorium seit der Kirchenspaltung (geplanter Besuch Paul VI. in Ephesus 1967 nach Militärputsch abgesetzt).

1980er Nach über 30 Jahren Rückkehr einiger Tausend Bürgerkriegsflüchtlinge vom Schwarzen Meer nach Griechenland.

1980er Die PKK gewinnt als (auch) Befreiungsbewegung gegen die „Nazitürken" Sympathien in der britischen Öffentlichkeit, günstige Presse und Spenden - verliert sie aber wieder aufgrund ihres Linksradikalismus und des Hasses der Kurden auf Angelsachsen. Lediglich britisch – türkischer Pressekriege, diesmal um die Kurdenfrage.

1980er Die mit ihrem Britenhaß korrespondierende Deutschfreundlichkeit der Türken - „Eine völkermörderische Freundschaft", so der englische Boulevard – erodiert; im Gegensatz zum Pronazismus.

Januar 80 Erneuerung türkischer Vollmitgliedschaft in der NATO nach sowjetischem Einmarsch in Afghanistan.

17.12.80 Sydney: ARA - Kommando erledigt türkischen Generalkonsul (und tötet seinen Chauffeur).

1.1.81 Griechenland wird EG – Mitglied. Die EG umfaßt mit Ionien auch ein kleines Territorium in Kleinasien und mit Zypern eine Insel in der Levante.

(In der Zukunft besonders dämliches Argument der Befürworter türkischer EU – Mitgliedschaft).

Oktober 81 Melina Mercouri wird griechische Kulturministerin (bis 1989, erneut 1993/94): Eröffnung der Kampagne für die Rückgabe der Elgin Marbles. Jedoch keine scharfe Auseinandersetzung wegen traditioneller Freundschaft zwischen Griechen und Engländern.

18.10.81 Wahlsieg der sozialistischen und nationalistischen PASOK in Griechenland. Ionien und Zypern gehören zu ihren Hochburgen.

Dezember 81 Parallel zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur PLO durch die Regierung Papandreou Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Griechenland und Ägypten.

28.1.82 Los Angeles: ARA – Kommando erledigt türkischen Generalkonsul. Der tatverdächtige 19jährige Sassounian wird zu lebenslanger Haft (später auf 25 Jahre reduziert) verurteilt. - Antiamerikanische Krawalle in der Türkei werden vom Militärregime unterdrückt.

März 82 Nach dem Tod eines britischen Journalisten in türkischem Polizeigewahrsam – Höhepunkt einer Serie von Übergriffen - bricht Großbritannien die diplomatischen Beziehungen zur Türkei ab und blockiert jegliche EG – Finanzhilfe. Maggie Thatcher: „Enough is enough."

4.5.82 Somerville/Boston: ARA - Angreifer erledigt türkischen Ehrenkonsul.

August 82 USA weisen türkische Diplomaten wegen Terrorismusverdachts aus und verhängen Einreiseverbot gegen MHP – Mitglieder. Frankreich verbietet die MHP und die Grauen Wölfe. – Das türkische Militärregime weist im Gegenzug US – Diplomaten aus, sieht sich aber gezwungen, antiarmenische Attacken durch Geheimdienst und Graue Wölfe zu vereiteln.

November 82 Erster Bombenanschlag der wiedergegründeten IMRO in Griechenland. Ziel: Autonomie Mazedoniens nach spanischem Modell. Der griechische Staat hat sich neben dem linksradikalen „17. November" auch mit einer ETA auseinanderzusetzen, die allerdings nicht deren Radikalität und Aktionismus erreicht.

9.3.83 Belgrad: ARA – Kommando Boghosian/Elbekian erledigt türkischen Botschafter. Boghosian auf der Flucht niedergeschossen, Elbekian wird zum Mörder – beide zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt (Februar 94 zum Besuch der Çiller in Sarajevo entlassen und nach Eriwan ausgereist).

Dezember 83 Großbritannien stimmt Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zur Türkei zu.

1.1.84 Großartige Feiern zum 25. Jahrestag der Enosis auf Zypern und im übrigen Griechenland. Regelmäßige Veranstaltung an Jubiläen – auch Reaktion auf türkische „Istanbul" - Einzugsfeiern (seit 63).

März 84 Nach der Beschießung eines griechischen Zerstörers durch türkische Kriegsschiffe in der Ägäis ruft Griechenland seinen Botschafter zurück.

Juli 84 Historischer Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Papandreou in Pontus (im Rahmen eines Besuchs der Sowjetunion) – offiziell zur Aussöhnung mit dem Mutterland.

7.3.86 Das griechische Parlament beschließt abschließend Verfassungsänderung: u.a. Artikel über die „Einheit der Hellenischen Republik", zu deren Schutz (Antiseparatismus) Grundrechte außer Kraft gesetzt werden können und 3% - Hürde - damit Auslaufen des Mandats von 1 oder 2 Mazedoniern im Parlament in Athen (seit 1977). – Kritik der EG an Grundrechtsrelativierung.

1987 Griechenland hebt den Kriegszustand mit Albanien (seit 1940) auf. Zudem Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen (wie schon 1971 – 74).

März 87 Höhepunkt des Ägäis – Konflikts zwischen Griechenland und der Türkei: Griechenland droht mit Versenkung des Forschungsschiffes „Sismik" bei Eindringen in griechische Hoheitsgewässer.

14.4.87 Türkei stellt 2. Antrag auf EG – Mitgliedschaft.

18.6.87 Europaparlament verurteilt den Armeniergenozid 68 zu 60 (42 Enthaltungen).

Oktober 87 In Eriwan werden aus Demonstrationen gegen die intensive Umweltverschmutzung erste Solidaritätskundgebungen mit den Armeniern in Karabagh.

11.2.88 In Nagorny Karabagh Beginn von Demonstrationen für den Anschluß an Armenien - ausgelöst durch abgelehnte Petition der Karabagh – Armenier an Generalsekretär Gorbatschov (1986/87).

20.2.88 Der Gebietssowjet von Nagorny Karabagh verlangt den Anschluß an Armenien. Darauf Übergreifen der „Miazum" (Enosis) - Bewegung nach Armenien: Massenkundgebungen und Aufheizung nationaler Emotionen. Gründung des nationaldemokratischen Karabagh – Komitees zu dessen Vorsitzendem Levon Ter – Petrosyan (*9.1.1945 in Aleppo, Syrien) gewählt wird.

27.2.88 Nach Kämpfen zwischen Armeniern und Aseritürken in Nagorny Karabagh Beginn eines dreitägigen Armenierpogroms in echt türkischem Stil in der Sowjettrabantenstadt Sumgait (erbaut 1946/47) nahe Baku. - Beginn der Vertreibung von Aseritürken aus Armenien – zunächst um Eriwan und am Ararat - und von Armeniern aus Aserbaidshan.

21.3.88 Stellungnahme des Kreml: Prawda wendet sich gegen die „antisozialistische" Karabagh – Bewegung.

23.3.88 Der Oberste Sowjet der Union lehnt Statusänderung Karabaghs kategorisch ab. - Der Oberste Sowjet in Eriwan bekennt sich darauf zur sowjetischen Verfassung. Niederschlagung nationalistischer Unruhen und Verhaftungen, so des Vorstandes des Karabagh – Komitees, der in Moskau unter Arrest gestellt wird. - Vorübergehender Zusammenbruch der irredentistischen Bewegung in Nagorny Karabagh.

Mai 88 Nationalisten überfallen Sitzung des Obersten Sowjets und richten Blutbad unter den „Verrätern" an. KP – Republikchef Demirchyan wird kurz vor seiner Absetzung getötet. - Die fünf Angreifer werden nach einem Tag im Gefecht mit OMON – Einheit erschossen.

23.9.88 Akademie der Wissenschaften in Eriwan publiziert Memorandum, das nationale Erneuerung verlangt und sich kategorisch gegen die Herrschaft von Türken über Armenier wendet. - Gilt als wichtiges Dokument des „Araratismus".

20.10.88 In Armenien nationaler Revolutionsfeiertag (wie 1921/22 und nochmals 1989). Wird von der ersten nichtkommunistischen Regierung wieder umgehend gestrichen.

November 88 Nach Todesurteil gegen Pogromagitator von Sumgait in Moskau Ausschreitungen gegen Armenier in Kirovabad (Gandscha). Intensivierung der im Februar eingesetzten Flucht von Armeniern aus Aserbaidshan und Aseritürken aus Armenien.

7.12.88 Schweres Erdbeben um 11:41 zerstört Spitak und beschädigt Kumairi und Kirovakan (Vanadzor) schwer: 25 000 Tote (offiziell) und 200 000 Obdachlose. Opferzahl durch Flüchtlinge aus Aserbaidshan gesteigert. – Freudenkundgebungen in Aserbaidshan. - Erstmals direkte ausländische Hilfe durch den Eisernen Vorhang in die Sowjetunion.

1989 Volkszählung in der Sowjetunion: 4 623 000 (3 700 000 in der Republik ohne Pontus) Armenier – 6 770 000 Tataren (146%). Wachstum der Armenier vgl. 1979: 11.3% (minus 4.8%).

Anteil der Tataren in einigen Bezirken am Ararat, in Nachitschewan und Sangesur ist auf 40 - über 40% gestiegen.

April/Mai 89 Massendemonstrationen – bei denen wieder nach 67 Jahren öffentlich die Nationaltrikolore (yerakuyn) gezeigt wird – und verbreiteter Boykott der Wahlen zum Volksdeputiertenkongreß.

31.5.89 Freilassung der zwölf inhaftierten Vorstandsmitglieder des Karabagh – Komitees aus Arrest in Moskau. Triumphale Rückkehr nach Eriwan unter Führung des Vorsitzenden Ter – Petrosyan.

Juni 89 Ex – Präsidiumsmitglied Hatscheryan (84) kehrt rehabilitiert nach einem Vierteljahrhundert nach Armenien zurück, wird am Flughafen von Eriwan jubelnd begrüßt - und verweigert Wiedereintritt in die KP.

21.7.89 Hay - TV strahlt erstmals MGM – Produktion The Forty Days of Musa Dagh aus. Wird, wie schon in der Diaspora, auch zum Kultfilm in der Heimat (alljährliche Ausstrahlung 21.7).

August 89 In Nagorny Karabagh Wahl eines Nationalrates.

7.9.89 Oppositionelle Gruppierungen schließen sich zur Pannationalen Bewegung der Armenier (HHS), in der das Karabagh – Komitee größtenteils aufgeht, zusammen. Vorsitzender: Levon Ter – Petrosyan.

9.11.89 Fall der Berliner Mauer am 24 106. Tag der Grenzsperre zu Ionien, die am 19.9.50, dem 9810. Tag hätte geöffnet werden müssen, um so lange geschlossen zu sein wie die (nicht totale) Grenzsperre in Berlin.

 

 

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