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Vereinigtes Armenien V

DER KAMPF DER KULTUREN

 

von Michael Preis

 

 

1990er Kleinasien ist wie der Nahe und Mittlere Osten und der Balkans auch am Ende des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen noch so organisiert, wie von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs verfügt.

1990er Grubenunglücke am Van See. Eine postsowjetische Tragödie.

1990/91 Beginn kurdischen Drucks – angezogen und ausgelöst vom Auflösungsprozeß der Sowjetunion - durch Hirten, Bauern, Banditen und PKK – Guerilleros auf das westarmenische Grenzgebiet über die schwer zu kontrollierende lange Gebirgsgrenze hinweg.

1990/91 KP behält im Sowjet der Pontischen ASSR – wegen befürchteter Anfechtung des Autonomie - die Mehrheit gegen Oppositionsbündnis der pontischen Nea Dimokratia.

1990 In der Türkei kommt die Rede davon auf, daß das „Große Jalta" durch den Niedergang der Sowjetmacht revidiert worden sei, das „Kleine Jalta" (1.1.1921) nun zu rächen und zu revidieren sei. Lenin sei besiegt, Wilson werde noch besiegt werden.

Parallel breitet sich in Armenien – insbesondere im Westen - vor dem Hintergrund des rasanten und spektakulären Verfalls der Sowjetunion im Volk die Angst vor einer Türkeninvasion aus.

20.1.90 Besetzung Bakus – exakt 69 Jahre nach der letzten Einnahme der Stadt – durch die Rote Armee, darunter die Truppen des Generalmajors Lebed und Unterbindung der einwöchigen, von nationalistischen Unruhen und aseritürkischen Einheitsfeiern an der Arax begleiteten Ausschreitungen gegen die Armenier der Stadt.

Weitgehender Abschluß des erzwungenen Bevölkerungsaustausches zwischen Armenien und Aserbaidshan: Die verbliebenen Armenier fliehen aus Aserbaidshan (Grenzregionen zu Nagorny Karabagh ausgenommen) und die vergeltende Vertreibung von Aseris aus Armenien wird abgeschlossen (Sangesur ausgenommen), die wenigen tausend muslimischen Kurden Ostarmeniens einschließend. Die Armenier haben sich als dynamisch und durchsetzungsfähig gegen die Aseris erwiesen und deren Landnahme im Osten revidiert.

Opfer der zwischenstaatlichen Flucht und Vertreibung sind insgesamt (1988 – 91) 350 000 Armenier und 450 000 Aseris.

28.1.90 In Komotini, Westthrakien, Ausschreitungen von Griechen gegen türkischen Separatismus.

7.2.90 Offizieller Verzicht der KPdSU auf Machtmonopol.

2.4.90 Erste oppositionelle Parteigründung in der II. Republik Armenien (HHS gilt formal noch als Bewegung) aus dem antikommunistischen Untergrund der Sowjetzeit: Die nationalkonservative Republikanische Partei (HHK).

24.4.90 Erstmals offizielle große nationale Trauerfeier in Armenien zum Gedenken an den Genozid am 75. Jahrestag seines Beginns. Der 24. April wird Staatstrauertag.

Zudem Kreation lokaler Befreiungsfeiern in Westarmenien – wie in der Türkei und in Ionien.

25.4.90 Erstmals Gottesdienst in der Morgendämmerung in Gallipoli am 75. Jahrestag der Landung.

20.5.90 Erstmals freie Wahlen zum Obersten Sowjet Armeniens: KP knapp stärkste Fraktion aber deutlich in der Minderheit gegen die Opposition.

27.5.90 Am Bahnhof Jerewan und nahe der Hauptstadt Schießerei zwischen Truppen des Unionsinnenministeriums und militanten Nationalisten, die am folgenden Tag den Republiktag feiern wollen (wird abgesetzt). Mehrere Todesopfer.

Juni 90 Die Republikführung beginnt damit, die Aufstellung unabhängiger nationalistischer Milizen in Armenien – Folge der Erosion des Regimes der KP und des Konflikts um Karabagh – zu verhindern oder sie in Miliz- und Sonderverbände unter Regierungskontrolle zu integrieren.

Armenisch – aseritürkischer Sonderfall des Kollapses von Sowjetrepubliken in Verbindung mit nationalem Konflikt zwischen ihnen.

18.6.90 Grundsteinlegung einer Kathedrale in Leninakan (Erzurum) am Standort der alten – am 100. Jahrestag ihrer Schändung durch die Türken.

4.8.90 Ter – Petrosyan, Vorsitzender der stärksten oppositionellen Bewegung, wird zum Parlamentspräsidenten Armeniens gewählt. Erstmals seit 70 Jahren nichtkommunistischer Republikchef und nichtkommunistische Regierung.

Beginn einer konsequenten und umfassenden Nationalisierungspolitik bei Teilnahme an Verhandlungen über neuen Unionsvertrag um der neuen kremlhörigen aseritürkischen Führung keinen Vorteil in Hinblick auf Karabagh – Konflikt zu geben und die Verbindung zu Pontus nicht zu gefährden.

13.8.90 Parlamentspräsident Ter – Petrosyan ernennt Vasgen Manukyan (*1946) zum Ministerpräsidenten Armeniens – dem ersten seit 70 Jahren.

23.8.90 Oberster Sowjet Armeniens verabschiedet die Karabagh – Deklaration, die Erhebung der ASSR zur Republik „mit Assoziationsrecht im Rahmen der Sowjetverfassung" verlangt und ihren Nationalrat anerkennt und die Souveränitätserklärung, die unabhängig vom Status Armeniens die Autonomierechte der Pontischen ASSR garantiert und - ohne zentralistische Union mit Parteidiktatur - das Stimmrecht ihrer Abgeordneten in Jerewan auf föderative Angelegenheiten definiert.

Damit weitgehende Neutralisierung der Kräfte innerhalb der pontischen KP, die nach der Trennung von Armenien oder auch dem Anschluß an Rußland streben.

September 90 Aserbaidshan verhängt Blockade gegen Armenien und Nagorny Karabagh, die mit der geheimen Koordination ihrer Politik und den Vorbereitungen auf bewaffnete Auseinandersetzung beginnen.

1991 Armenien hat bei Gesamtstärke der Nation von 8 - 10 Millionen eine Siedlung von 4 Millionen Armeniern. Zudem 100 000 in Pontus, 150 000 in Nagorny Karabagh, 450 000 in Georgien (davon 200 000 in Tiflis – jeder 6. Bewohner der Stadt), wo Grenzbezirke geschlossen armenisch besiedelt sind.

Die „innere Diaspora" in nichttranskaukasischen Sowjetrepubliken ist minimal: Armenien bietet genügend Existenzmöglichkeiten. Armenier in der Diaspora u.a.: 1 000 000 in Nordamerika/USA, 200 000 in Südamerika/Argentinien, 4 - 500 000 in Frankreich, 400 000 in Syrien, 200 000 im Libanon, 200 000 im Iran, 100 000 in Griechenland/Smyrna, etwa 20 000 im Iraq. In der Türkei - Konstantinopel und Kilikien – werden ca. 10 000 Kryptoarmenier vermutet.

6.1.91 Weihnachtsmesse zur Wiedereinweihung der Heiligkreuzkathedrale auf Akhtamar im Van See (Museum seit 1937) unter Teilnahme der Republikführung. Jedoch Verzicht auf Wiedererrichtung eines dritten armenischen Katholikats dort.

Signal zur Rekonsekration profaner Bauten in Armenien, insbesondere der 1054 Jahre alten Kathedrale Surb Arakelots in Kars.

März 91 Oberster Sowjet beschließt Umbenennung des Lenin – Systems am Westlichen Euphrat in Mesrop Mashtots – System.

17.3.91 Armenien nimmt (wie Aserbaidshan) am Referendum über neuen Unionsvertrag teil, der wie in den anderen neun teilnehmenden Republiken – in Armenien knappe - Mehrheit erhält.

April - Juli 91 „Operation Ring": Aseritürkische OMON - Verbände attackieren armenische Dörfer im Grenzgebiet zwischen Nagorny Karabagh und Armenien. 10 000 Armenier fliehen. Bei der Operation willkürliche Verhaftungen von „Terrorverdächtigen" und Verschleppung von Geiseln.

Der Kreml unter Gorbatschow wahrt - gegen offiziellen Protest Armeniens - Neutralität.

April – Juli 91 Ausgelöst durch die „Operation Ring" vollziehen armenische Milizen in der vorbereiteten „Operation Sjunik" die ethnische Säuberung Sangesurs und heben die aseritürkischen Dörfer der Provinz aus.

9.4.91 Unabhängigkeitserklärung Georgiens nach Referendum.

18.4.91 In Pontus erstmals Befreiungstag oder Tag der Landung.

22.4.91 Pazar, Lasistan: Sturz und Vertreibung Abaschidses, eines muslimischen Georgiers - vor 1 Monat auf Betreiben Tiflis´ zum Vorsitzenden des Obersten Sowjets gewählt - durch Anhänger des gewendeten KP – Funktionärs Saka, eines Lasen.

25.4.91 Erstmals alljährlicher Nationaler Befreiungstag - dem Sieg über die Türken vor 70 Jahren gewidmet - statt Sowjetfeier in Verbindung mit Maifeiertag in Armenien.

Mai 91 Ausbruch von Kämpfen zwischen Armeniern und Aseris in Nagorny Karabagh. Desertion von Armeniern und Aseris aus der Roten Armee, bei Mitnahme auch von Hubschraubern und Panzern.

16. – 19.5.91 Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Mitsotakis in Trapezunt. Treffen mit dem armenischen Parlamentspräsidenten Ter – Petrosyan: Griechenland propagiert die Verbindung zwischen Pontus und Armenien und verwirft kategorisch Minderheitsforderungen nach einer Pontus – Enosis, einem Schwarzmeer – Libanon oder des Transfers in russische Oberhoheit.

19.5.91 In Pontus – am türkischen Nationalfeiertag – erstmals gesetzlicher und arbeitsfreier Gedenktag an den Pontiergenozid nach Beschluß des Sowjets der Pontischen ASSR (im August 90).

28.6.91 Beginn der Mittelmeerspiele in Smyrna: Boykott durch Türkei.

19.8.91 Putsch in Moskau am Vortag der Unterzeichnung des neuen Unionsvertrages. Zusammenbruch am dritten Tag.

23./24.8.91 Die Armenische Sowjetrepublik benennt sich wieder in Armenische Republik um und gibt sich wieder deren Trikolore. Gründung der III. Republik.

27.8.91 HHD/ARF feiert den 100. Jahrestag ihrer Gründung.

Die Daschnaken werden in der III. Republik verbreitet als verlängerter Arm großer Teile der Diaspora, als deren Organisation wahrgenommen.

29.8.91 Verbot der KP als Glied der KPdSU in Armenien. Mandate im Obersten Sowjet werden nicht eingezogen. - Kein antisowjetischer Bildersturm in Armenien: Viele Lenin – Denkmäler bleiben, wenn nicht sorgfältig demontiert, stehen, viele sowjetische Namensgebungen werden nicht geändert. – In Pontus unterbleiben Demontagen ganz.

September 91 Reformkongreß der pontischen KP, die sich zur sozialistischen PSDE wandelt. Abspaltung des orthodoxen Flügels als KKP (im Oktober).

2.9.91 Nagorny Karabagh erklärt sich nach der aseritürkischen Unabhängigkeitserklärung – analog ergänzender Bestimmung der sowjetischen Verfassung – zur Unionsrepublik.

8.9.91 Unabhängigkeitserklärung der Republik Mazedonien.

Eröffnung einer absurden Auseinandersetzung durch Griechenland um Namen, Flagge/Wappen und Geldscheine der Republik - trotz deren Verfassungsergänzung zum definitiven Verzicht auf das Territorium von Nachbarstaaten.

21.9.91 Plebiszit über Unabhängigkeit in Armenien und Pontus. Auch in Pontus Mehrheit für Unabhängigkeit. 21. September wird als Unabhängigkeitstag gesetzlicher Feiertag in Armenien.

23.9.91 Armenien erklärt seine Unabhängigkeit.

Die 7. sowjetische Armee bleibt in Armenien stationiert.

23.9.91 Der Ararat kommt durch die Unabhängigkeitserklärung aus sowjetischer Militärkontrolle in die Armeniens: Zeremonielle Flaggenhissung auf dem Ararat und Stationierung einer Eliteeinheit als Bergwacht.

Die Regierung in Jerewan hebt die militärische Sperrzone und das generelle Zugangsverbot für Ausländer über den heiligen Berg der Nation auf, der, unter Aufsicht des Innenministeriums gestellt, zur nationalen Massenpilgerstätte wird.

23.9.91 Die Pontische ASSR hebt die sowjetische Verfassung zugunsten einer parlamentarischen Verfassung nach griechischem Modell auf und proklamiert ihre Neugründung als Pontische AR der Republik Armenien.

Zugleich wird zur Republikfahne ein weißes Kreuz auf blauem Grund mit dem einköpfigen Adler der Komnenendynastie, dem Emblem der Republik, bestimmt.

Griechenland richtet in Trapezunt Generalkonsulat ein.

16.10.91 Parlamentspräsident Ter - Petrosyan wird im 1. Wahlgang mit deutlicher Mehrheit zum Staatspräsidenten Armeniens gewählt.

20.10.91 Neugründung der KP als Armenische Kommunistische Partei HKK.

In Armenien postsowjetisches Unikum einer verbreiteten nichtrussischen Sowjetnostalgie mit einer renommierten und mächtigen KP, die über eine Galerie an nationalen Sowjethelden verfügt.

22.10.91 Ernennung des US – amerikanischen Staatsbürgers Raffi K. Hovannisyan (*1959 in Fresno, Kalifornien) zum Außenminister.

22.10.91 Ökumenischer Patriarch Bartholomäus I. (*1940 auf Imbros) - 270. Nachfolger des Apostels Andreas … der letzte mit Sitz in Konstantinopel?

1.11.91 Verteidigungsbündnis zwischen Armenien und Nagorny Karabagh, das mit dessen Unabhängigkeitserklärung in Kraft tritt. - Jerewan hat in einjährigen Vorverhandlungen Anschlußbeschränkung auf die Sowjetverfassung und Unabhängigkeitserklärung unter Ausschluß des nördlichen Bezirks Schahumyan durchgesetzt.

20.11.91 Abschuß eines aseritürkischen Hubschraubers über Nagorny Karabagh: Massenkundgebungen in Baku fordern Krieg gegen Armenien.

22.11.91 Staatspräsident Ter – Petrosyan ernennt den jungen und international renommierten Armen Sarkissian (*1953) zum Ministerpräsidenten der III. Republik. Damit Abschluß der Regierungsbildung des unabhängigen Armeniens.

26.11.91 Aserbaidshan hebt den Autonomiestatus Nagorny Karabaghs auf.

Dezember 91 Oberster Sowjet Armeniens beschließt zur Definition der Nation Staatsbürgerschaftsgesetz (Möglichkeit doppelter Staatsbürgerschaft für Armenier und Pontusgriechen der Diaspora) und Wehrgesetz: Wehrpflicht für Männer (18 Monate) und Frauen (12 Monate). Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrates, dessen Sekretär der Verteidigungsminister ist. Das armenische Unterrichtsministerium verfügt Wehrsport und Wehrkunde. - Pontus stellt eigene Verbände innerhalb der armenischen Armee auf.

Das unabhängige Armenien hat sich gegen auf sein dünnbesiedeltes und relativ großes Territorium ausgeübten Druck zu behaupten, einem Druck, wie ihm in dieser Form keine andere ehemalige Sowjetrepublik ausgesetzt ist. Damit Notwendigkeit zur Modernisierung und Leistungssteigerung von Ökonomie, öffentlichen Diensten und Infrastruktur, die Notwendigkeit, Korruption und organisierte Kriminalität auf einem – im postsowjetischen Rahmen – niedrigen Niveau zu halten; historische Verurteilung zum militanten Nationalismus.

Dezember 91 Die exkommunistische PSDE gewinnt die Wahlen zum 100 Sitze - Autonomierat Pontus´ vor der liberalen ND und der kommunistischen KKP (erneut sehr knapp Juli 95). Monarchisten und Hellenisten bleiben chancenlos.

10.12.91 Plebiszit über Unabhängigkeit Nagorny Karabaghs nach Aufhebung seiner Autonomie durch Baku. - Ausbruch schwerer Kämpfe in Nagorny Karabagh zwischen Armeniern und Aseris.

21.12.91 Offizielle Mitgründung der GUS durch Armenien beim Treffen von Republikpräsidenten in Alma Ata/Kasachstan.

25.12.91 Rücktritt des sowjetischen Staatspräsidenten Gorbatschow: Auflösung der Sowjetunion nach 69 Jahren.

1992/93 3. armenisch – tatarischer Krieg oder Karabagh – Krieg.

1992/93 Blockade Armeniens durch die Türken in Ost und West und nach Norden durch den Bürgerkrieg in Georgien hält lediglich Trapezunt (Seehandel unter russischer Flagge) und die Grenze zum Iran offen: Einbruch des Außenhandels und der Produktion - Rationierung von Grundartikeln.

Mobilisierung der armenischen Diaspora für den Kampf gegen die Tataren und den Widerstand gegen die Türken und die Hilfe gegen die um sich greifende Not in Armenien. Außenpolitisches Bündnis zwischen postsowjetischem Regime und Diaspora – so dem Multimilliardär Kirk Kerkorian - auf der Basis des unbedingten Einsatzes für die Unabhängigkeit Nagorny Karabaghs.

1992/93 Massive türkische Hilfe für die Tataren: Waffen, Berater und Ausbildung. Ultranationalistische MHP/Graue Wölfe stellen und rekrutieren Freiwillige für den Kampf gegen Armenien.

1992/93 Beginn des Übergreifens der Kämpfe zwischen kurdischer PKK und türkischer Armee ins süd – südwestliche armenische Grenzgebiet. Armenien ignoriert diese schwere Demütigung offiziell und konzentriert seine Kräfte gegen die Tataren – bereitet aber Gegenaktion vor.

1992 Radikale Wirtschaftsreformen in Armenien.

Armenien verfügt über das Fundament zur Entwicklung der Möglichkeiten, die 70 Jahre lang unter dem Sowjetsystem begraben waren und die sich dem Engagement und den Investitionen der Diaspora bieten. Bündnis zwischen quasizionistischem Nationalismus und Diaspora – dabei weitgehende Neutralisierung mafioser Strukturen.

Negativa: „Diasporakolonie Armenien" - mit erheblichen Spannungen zwischen Heimat- und Diasporaarmeniern, Ausbeutung und raubtierkapitalistischer Bereicherung, Verelendung großer Teile des Volkes und Massenarbeitslosigkeit, Renaissance frühkapitalistischer Sozialstrukturen sowie enormem Anstieg von Alltagskriminalität, Drogenkonsum und Prostitution.

Abwanderung Zehntausender Armenier auf der Arbeitssuche nach Rußland (bis Mitte 90er).

1992 Kirovakan wird wieder in Kumairi (wie bis ins 18. Jhrdt. und bis 1935), Kirovpolis wieder in Argyroupolis (wie 1921 – 35) zurückbenannt.

1992 Legalisierung der Katholischen Kirche in Armenien.

6.1.92 Proklamation der Nagorny Karabagh Republik (NKR). Artur Mkrtchyan zu ihrem Parlamentspräsidenten gewählt. Annähernd gleichzeitige Anerkennung durch Armenien.

6.1.92 Tiflis: Nach tagelangen schweren Kämpfen Flucht Präsident Gamsachurdijas nach Armenien, das seine Auslieferung ablehnt, ihn aber nach Tschetschenien abschiebt. Chaos in Georgien. Der zurückgerufene Schewardnadse wird Vorsitzender putschistischer Junta (März) und neuer Staatspräsident (Oktober).

Februar 92 Beginn schwerer Angriffe durch Aseris auf Nagorny Karabagh: Mobilmachung in Armenien. Kriegsausbruch ohne förmliche Kriegserklärung.

Arzach – Verbände wehren Tatarenangriffe nicht nur ab, sondern können in Gegenangriffen auch die weitgehende Kontrolle über das Territorium Nagorny Karabaghs gewinnen (bis Mai). Die erstaunlichen militärischen Erfolge der Karabagh – Armenier, der „christlichen Tschetschenen", sind durch Machtkampf in Baku begünstigt.

Februar 92 Staatspräsident Ter – Petrosyan setzt im Obersten Sowjet mit knapp erforderlicher Zweidrittelmehrheit Verabschiedung einer Präsidialverfassung und ihre Vorlage an das Volk durch.

Armenien definiert sich auch als Staat, der sich insbesondere „der Pflege und dem Schutz des Miaphysitismus verpflichtet" sieht. Staatsideologie von der Zitadelle des monophysitischen orientalischen Christentums, um den Staat auf eine breitere Grundlage zu stellen. Armenien - keine internationale quantité négligeable - verfügt über das megali idea - Verständnis, Avantgarde der Zivilisation („Europa in Asien") zu sein und das Überleben des Monophysitismus, des orientalischen Christentums zu garantieren. Der Kulturkreis des Monophysitismus verfügt über einen Staat - wie die griechische Orthodoxie, die russische Orthodoxie, die Schiat Ali, das Judentum, der Hinduismus, der Shintoismus.

Zudem Kodifizierung der Föderation Armenien – Pontus, ihrer Angelegenheiten: Präsidentschaft, Föderationsartikel (Verfassung), Staatsbürgerschaft und Grundrechte, Äußeres und Verteidigung, Währung und Zoll, Steuern und Etat (zum Teil). Pontus verfügt in der künftigen Nationalversammlung über 36 von 181 Sitzen.

14.2.92 In Saloniki Massendemonstration mit über 1 Million Teilnehmern gegen vermeintliche territoriale Ansprüche Mazedoniens an Griechenland.

26.2.92 Arzach – Milizen überrennen aseritürkische Stellungen in Chodschaly/Karabagh – aus denen Stepanakert ständig beschossen wurde - und richten dabei und beim Beschuß von Flüchtlingskolonnen Gemetzel unter Tataren und neuangesiedelten Mescheten an. Die Rache für Sumgait 88.

2.3.92 Aufnahme Armeniens (wie anderer ex – Sowjetrepubliken) in die UN – gegen den Protest der Türkei: UN zielen auf Befriedung des Karabagh – Konflikts durch Mitgliedschaft beider Kriegsparteien.

Armenien unterstützt UN – Mitgliedsantrag Nagorny Karabaghs, das schließlich vor seiner Unabhängigkeitserklärung nicht Subjekt Aserbaidshans sondern Unionsrepublik der Sowjetunion gewesen sei. Auch ein Argument gegen internationalen Druck auf Armenien.

Eröffnung einer armenischen Botschaft in Washington nach 71 Jahren.

6.3.92 Baku: Machtergreifung der nationalistisch – protürkischen Volksfront. Kreml geht von der Neutralität zur Parteinahme für Armenien über: Überlassung von Militärgerät und Informationen.

13.3.92 Erdbeben in Erzindschan; viele Tote.

April 92 Per Präsidialdekret Gründung des Hayastan All – Armenian Fund zur Koordination und Zusammenfassung der Hilfsleistungen der Diaspora. Im Vorstand die beiden Republikpräsidenten, die beiden Katholikoi und Repräsentanten wichtiger Diasporaverbände.

April 92 Armeniens Staatspräsident Ter – Petrosyan beruft einen Pontusgriechen (aus der Diaspora) zum Finanzminister: Begründung der Tradition, dieses Föderationsministerium mit einem Pontusgriechen zu besetzen.

3.4.92 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Armenien und der Rußländischen Föderation.

10.4.92 Aseritürkische OMON – Einheit richtet in dem karabagharmenischen Grenzdorf Marara Gemetzel an.

22.4.92 25 000. Tag der türkischen Grenzsperre zu Ionien.

26.4.92 Plebiszit zur Inkraftsetzung der Präsidialverfassung Armeniens (70 Jahre nach Putsch in Jerewan).

Wie ihre Abgeordneten ist die Bevölkerung Pontus´ nur bezüglich der föderativen Verfassungsartikel stimmberechtigt.

Mai 92 In Pontus Aufhebung der Todesstrafe durch den Autonomierat.

9.5.92 Triumphale armenische Gegenoffensive: Aufsprengung der Zernierung Nagorny Karabaghs durch Einnahme des Städtchens Latschin und Befreiung Nagorny Karabaghs durch Einnahme von Schuschi („Wer Schuschi kontrolliert, kontrolliert Karabagh").

Anschließende Fortsetzung der Offensive. Einnahme des Korridors zwischen Armenien und Nagorny Karabagh und eines Schutzgürtels im Norden, Osten und Süden - bis zur iranischen Grenze an der „Mutter Arax" – um die Republik. Die aseritürkischen Verbände werden zu Paaren getrieben: Mudschaheddin springen in die Bresche. Die Tataren verlieren ein Fünftel des von ihnen beanspruchten Territoriums und über eine halbe Millionen – neben Zehntausenden Kurden im Korridor - fliehen nach Baku und in seine Umgebung. Einstellung der Offensive auf Anordnung Moskaus – vor einem Vorstoß auf Baku. Massive Drohungen der Türkei mit Militärintervention.

9./10.5.92 Der Verteidigungsminister Armeniens fliegt spätabends/in der Nacht per Hubschrauber, einem Heerkönig gleich, in Schuschi ein. Soldaten nehmen ihn auf die Schultern, recken ihm die siegreichen Waffen entgegen. Von der Größe des Augenblicks überwältigt und vom Stolz ergriffen, kann er sich der Tränen nicht enthalten.

12.5.92 Türkei schließt die Grenze und sperrt den Luftraum zu Armenien und verhängt (international umstrittene) Blockade der Meerengen gegen die Flagge Armeniens wegen Kriegszustand und „armenischer Aggression".

14./15.5.92 Baku: Ex – Präsident Mutalibov wird vom Obersten Sowjet wieder in sein Amt eingesetzt und umgehend wieder durch die Volksfront gestürzt.

19.5.92 Beginn von Feuergefechten zwischen militanten Armeniern und Aseris an der Arax - nach dem Beschuß armenischer Dörfer in Nachitschewan. Reguläre Verbände Armeniens und des Iran unterbinden die Auseinandersetzung nach mehreren Tagen.

28.5.92 Bourj Hammoud, Beirut: Gründung der exilarmenischen ASADA (Armenian Secret Army for the Defence of Armenia) um im Konfliktfall zweite Front zur irregulären Bekämpfung der Feinde Armeniens zu eröffnen. Zentren: Beirut, Smyrna, Marseille, Paris, Boston, Los Angeles. Streng geheime Kooperation mit dem armenischen Geheimdienst aus KGB - Schule: Ausrüstung, Ausbildung, Operationen, Direktiven. De facto Auswärtsfiliale des Geheimdienstes.

5.6.92 Resolution des UN – Sicherheitsrates – beantragt durch die Türkei und Pakistan - verlangt von Armenien die Räumung aseritürkischen Territoriums.

12.6.92 Beginn eines großen aseritürkischen Gegenangriffs am Nordabschnitt der Karabaghfront, der in erbittertem armenischem Widerstand abgewehrt wird.

17.6.92 Aserbaidshan: Elçibey, Kandidat der Volksfront, zum Präsidenten gewählt.

Juli 92 Beginn aseritürkischer Luftangriffe auf Armenien und Nagorny Karabagh durch russische und ukrainische Söldner. Terroristischer Einsatz von Splitterbomben und Konzentration auf zivile Ziele.

Der neue aseritürkische Innenminister Hamidov, Mitglied der Grauen Wölfe, droht Armenien tatsächlich mit Nuklearangriff.

Juli 92 Rußland legt im Sicherheitsrat - bei Enthaltung Frankreichs und der USA, Zustimmung Großbritanniens und Chinas - sein Veto gegen die von Aserbaidshan in seinem „Nahen Ausland" beantragten UN - Sanktionen gegen Armenien und seinen Ausschluß aus den UN ein. - Scharfer Protest der Türkei und Aserbaidshans. Antirussische Massenkundgebungen in Baku und in der Türkei, wo die MHP, in Übereinstimmung mit ihrem Gründungsprogramm, den Austritt aus der UNO fordert.

Juli 92 Der Oberste Rat Lasistans annulliert die Inkraftsetzung der zentralistischen Verfassung von 1921 durch Georgien und verfügt eine neue, nichtsowjetische Flagge für die Republik (teegrün – orange – hellblau in Horizontale). - Zusammenstöße an der lasisch –georgischen Grenze nach ihrer Schließung; ohne Eskalation und ohne Todesopfer.

Der Kreml unterstützt Republik Lasistan nicht: Lasen sind nicht so abhängig wie Abchasen und Osseten, haben nur geringe Neigung zum Separatismus und keine historische Feindschaft zu den Georgiern, die, ob Muslime oder Christen, Parteigänger der Autonomie sind. Engagement in Abchasien und Südossetien reicht zum Druck auf Georgien. Zudem problematische Nähe der Türkei und Feindschaft Armeniens zu Muslimrepublik am Schwarzen Meer: Jerewan warnt Lasistan vor Unabhängigkeitserklärung.

Juli 92 Gründnung der geheimen „Organisation Dro" zur Organisation von Kernwaffen für Armenien.

Juli 92 Erstmals US – Expedition auf den Ararat, die unter armenischer Aufsicht – erfolglos - nach der Arche Noah sucht.

Juli 92 Die britische Regierung enthüllt den Spitfire – Einsatz gegen die Türkei vor 50 Jahren.

Aug./Sept. 92 Vertragliche Regelung des Status russischer Truppen und Grenztruppen in Armenien.

24.10.92 US – Kongreß untersagt der Regierung durch Verabschiedung von Artikel 907 des Freedom Support Act die Unterstützung Aserbaidshans.

November 92 USA: Clinton zum Präsidenten gewählt.

November 92 Vertrag zur ökonomischen Kooperation zwischen der Türkei und den Turkrepubliken der ehemaligen Sowjetunion.

Winter 92/93 Notwinter II in Armenien. Leichte Besserung der Lage wegen Erdgaslieferungen über fortschreitend befriedetes Georgien, trotz Anschlägen auf Gaspipelines in seinem aseritürkischen Siedlungsgebiet des südöstlichsten Grenzstreifens zu Armenien.

8.3.93 Türkiye (Tageszeitung der MHP): „Wie das Karabagh – Gebirge ist Armenien türkisches Land seit Jahrtausenden und wird dem türkischen Volk gehören. Dann werden die Armenier im Kaukasus nur noch in den Museen zu finden sein."

April 93 Türkenpräsident Özal in Baku: „Armenien hat seine Lektion aus der Erfahrung in Anatolien und der damit verbundenen Bestrafung nicht gelernt." Zuvor: Die Türkei werde Armenien „die Zähne zeigen". Relativierung der Aussagen durch Ministerpräsident Demirel, der im Vorjahr von der türkischen Welt von der Ägäis bis zur Chinesischen Mauer sprach.

8.4.93 Aufnahme Mazedoniens in die UN - auf griechisches Verlangen wegen des Namensstreits als FYROM (Former Yugoslav Republic of Macedonia).

17.4.93 Überraschender Tod des Türkenführers und Feindes Armeniens Özal.

24.4.93 Türkische Nationalisten attackieren in Istanbul zum Gedenkgottesdienst in Gallipoli angereiste Besucher. Empörung in Australien und Neuseeland und offizieller Protest ihrer Regierungen. - Der Gedenkgottesdienst wird nach Mudros auf Limnos verlegt.

28.5.93 75. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung wird erstmals als Republik- und Armeefeiertag und Nationalfeiertag Armeniens begangen.

Parlamentarisch einstimmiger Beschluß zur Aufhebung der Autonomen Republik Nachitschewan, den Ter – Petrosyan im Hinblick auf die Legitimität im Karabagh – Konflikt hinauszögerte.

Damit wird zugleich Neugliederung Armeniens (nicht Pontus) in 50 Distrikte wirksam. Die Distrikte der Region Van, der Wiege der Nation, erhalten auch amtlich die historische Bezeichnung Vaspurakan.

12.6.93 Der nationale Kämpfer und Milizkommandant Monte „Avo" Melkonyan (*1957 in Kalifornien) fällt im Gefecht mit Tataren. Wird nach Jerewan gebracht und aufgebahrt. Zehntausende strömen zu seinem Begräbnis mit militärischen Ehren auf dem Militärfriedhof Yerablur, Begräbnisstätte der Karabagh – Kämpfer, zusammen (19.6).

25.6.93 Baku: Staatsstreich durch Alijev, den früheren KP – Sekretär. - Türkei: T. Çiller wird Ministerpräsidentin.

Juli 93 Aserbaidshan: Entlassung türkischer Militärberater und Ausweisung türkischer Freiwilliger. Beginn von Massenverhaftungen unter Anhängern der Volksfront und der Grauen Wölfe. Verhängung scharfer Zensur.

25.7.93 Moskau: Formaler Waffenstillstand Armenien und Nagorny Karabagh mit Aserbaidshan.

Statt der von Jerewan erwarteten Friedenskonferenz im Kreml top secret Kontaktaufnahme durch den neuen Aserimachthaber Alijev: FSB hat offensichtlich falsch kalkuliert. Abschirmung der Geheimgespräche gegen ihn.

September 93 Der armenische Ministerrat verabschiedet Subventionierungs- und Modernisierungsprogramm für die in Auflösung begriffenen Wehrsiedlungskolchosen an der Türkengrenze.

3. – 5.9.93 „Çiller´s War".

3.9.93 Türkischer Verband dringt bei Kämpfen mit der PKK im Anatolischen Taurus, südwestlich des Van Sees, nach Armenien ein, wo er von vorbereitetem fedayin – Eliteverband der Tigranes – Brigade abgeschnitten wird.

4.9.93 Türkische Luftangriffe und Bodenoffensive zur Entsetzung des zernierten Verbandes. Dagegen Eingreifen russischer Grenztruppen, die den türkischen Vorstoß abfangen: Luft- und Bodenkämpfe. Der russische Marschall Schaposchnikow droht mit einem „Dritten Weltkrieg".

Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrates in Jerewan. Generalmobilmachung und antitürkische Massenkundgebungen in Armenien. Protest Armeniens bei den UN gegen die Türkei (türkischer Gegenprotest).

Wütendes Telefonat Clintons mit der Çiller. In der Nacht verständigt er sich mit Jelzin über den Heißen Draht auf die Deeskalation der Krise.

5.9.93 Aufreibung des türkischen Invasionsverbandes durch Streitkräfte Armeniens. Im staatlichen TV Präsentation erbeuteten türkischen Geräts, getöteter und gefangener Türken der „Schlacht bei Sassun" – die auch von Soldatinnen bewacht werden.

5.9.93 Der Kreml setzt die diplomatischen Beziehungen zur Türkei aus (bis Dezember) und verlegt demonstrativ eine zusätzliche motorisierte Schützendivision nach Armenien. Die USA ermahnen die Türkei öffentlich und protestieren gegen die Kriegsdrohungen Rußlands.

6.9.93 In der Türkei antirussische Massenproteste. In Konstantinopel Tätlichkeiten gegen russische Touristen und Huren, Kaperung eines russischen Schiffes durch Zivilisten. Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften verhindert die Erstürmung der russischen Botschaft in Ankara. - Krawalle vor der türkischen Botschaft in Moskau.

24.9.93 Gamsachurdija bildet im Westen Georgiens Gegenregierung, die niedergeworfen wird. Gamsachurdija kommt unter ungeklärten Umständen um (31.12).

27.9.93 Abchasische Milizen, unterstützt von nordkaukasischen Freiwilligen und russischen Söldnern nehmen Suchumi ein: Gemetzel und Greueltaten an Georgiern, die – ca. 200 000 - aus Abchasien fliehen oder vertrieben werden.

3./4.10.93 Moskau: Bewaffneter Zusammenstoß zwischen Exekutive und rebellischer Legislative.

3.10.93 „Präsidentschaftswahlen" in Aserbaidshan legitimieren den Machthaber Alijev.

10.10.93 Griechenland: PASOK erobert bei Parlamentswahlen mit Papandreou die Macht zurück.

29.10.93 Lausanne: Friedensvertrag Armeniens und Nagorny Karabaghs mit Aserbaidshan.

- Aserbaidshan erkennt die Unabhängigkeit und territoriale Integrität Nagorny Karabaghs an, das auf den Anschluß an Armenien verzichtet.

- Verzicht auf Entschädigungen und Rückkehrrecht für Flüchtlinge in anderes Staatsgebiet.

- Vereinbarung des Austauschs von Gefangenen und Internierten und staatlichen Drucks zur Freilassung aller traditionell genommenen Geiseln.

- Abkommen über zweistufigen Abzug armenischer Streitkräfte analog zur Umsetzung der Vereinbarungen (Stationierung von UN – Truppen wegen russischen Vetos nicht möglich). Austausch von Verminungsplänen.

- Transitabkommen (in Kraft durch vollendeten Abzug): Aserbaidshan garantiert kontroll- und zollfreie Passage von Zivilfahrzeugen auf Transitstrecke im Latschinkorridor - 10 km lange Gebirgspiste - und gibt seinen Luftraum für zivilen Flugverkehr zwischen Armenien nach Nagorny Karabagh frei.

Eine politische Sensation. Der Kreml ist düpiert, seine Politik durchkreuzt. Ankara ist geschockt.

30.10.93 Griechenland erkennt Nagorny Karabagh als erster Staat nach den Konfliktparteien an.

November 93 Beginn der Rückkehr siegreicher armenischer Truppen aus Karabagh, die in den Städten und Dörfern Armeniens empfangen werden. In Jerewan Abnahme einer triumphalen Siegesparade durch die Republikführung.

Nationale Siegesfeiern neutralisieren Opposition zum Friedenvertrag von Lausanne durch die Daschnaken, deren Mehrheit Annexionen zur Wiedererrichtung Karabaghs und den Anschluß verlangt.

November 93 In Nagorny Karabagh Annahme des Friedensvertrages von Lausanne durch den Nationalrat nach Regierungsumbildung – u.a. Rücktritt Parlamentspräsident Artur Mkrtchyans.

November 93 Aserbaidshan: Alijev läßt Unruhen in Baku und anderen Städten zusammenschießen, nach einem Attentat Gemetzel unter inhaftierten Regimegegnern anrichten und die Untergrundstrukturen der Grauen Wölfe durch staatlichen Gegenterror mit Folter und Mord zerschlagen. Flucht seiner nationalistischen Feinde in die Türkei und den Nordkaukasus. Im Interesse seiner Ziele unterdrückt Alijev Widerstand mit eiserner Faust. – Oberst Türkeş setzt Kopfgeld auf die „Armenierhure“ Alijev aus, die man schinden solle.

Aseritürkische Propaganda betont in karikaturistischer Weise die Verantwortung der Volksfront und des Kreml für die Niederlage gegen die Armenier. BP und US - Ölkonzerne unterstützen das Friedensprojekt Präsident Alijevs zur Ausschaltung russischen Einflusses und für ein großes Ölgeschäfts durch Investitionen.

November 93 Rußlands Präsident Jelzin schäumt vor Wut und verhängt (inoffizielle) Blockade gegen Armenien: Importe (außer Molybdän), Ersatzteil- und Energielieferungen. – Förderung des radikalen Umbaus der Ökonomie in Armenien durch die russische Blockade. Intensivierung der Handelsbeziehungen zum Iran und zur Ukraine.

Die Kampagne zur behördlichen und polizeilichen Schikanierung armenischer Arbeitsmigranten – insbesondere in der Region Moskau – wird schon bald, auf Verlangen der HKK und wegen analoger Vergeltungsmaßnahmen an Russen in Armenien gemildert, dann eingestellt, ihre massenhafte Ausweisung unterlassen.

Ausbau der Position Griechenlands im Schwarzen Meer durch Zerwürfnis zwischen Rußland und Armenien: Die pontische Handelsschiffahrt wechselt von der russischen zur griechischen Flagge. Damit annäherndes griechisches Monopol auf pontische Handelsschiffahrt.

22.11.93 Einführung nationaler armenischer Währung, des Dram. - Zentralbank von Pontus gibt 20% der Noten und Münzen aus.

Dezember 93 Armenische Truppen räumen vertragsgemäß Zone 1 besetzten Aseri – Territoriums, darunter das besetzte Grenzgebiet zum Iran. - Auf Druck Jerewans Abzug der Arzach – Milizen von der Waffenstillstandslinie und Erlaß zu ihrer Auflösung in einer Armee. – Jerewan beschließt Hilfsprogramm für den anderen armenischen Staat.

Dezember 93 Aserbaidshan nimmt - Baku ist gegen prorussische Statthalterschaft in Armenien - die Lieferung von Erdgas und Erdöl inoffiziell wieder auf: Nach zwei Jahren fast Ägyptischer Finsternis zur Nacht nationalpsychologisch sehr bedeutende Wiederbeleuchtung Armeniens.

Zudem streng geheimer Informationsaustausch der Geheimdienste in Jerewan und Baku gegen FSB – „Inszenierungen."

Dezember 93 „Ypsilantis – Affäre": Türkei verweigert griechischem Frachter „Ypsilantis" mit Luftabwehrwaffen für Armenien Fahrt durch die Dardanellen. Erst auf internationalen Druck Freigabe der Passage nach „Mißverständnis". Die Zeit der Vermeidung einer griechisch – türkischen Konfrontation an den Meerengen durch die Ministerpräsidenten Mitsotakis und Demirel ist passé.

Krawalle türkischer Nationalisten vor dem Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel.

Die Çiller schließt die Aufhebung der Meerengensperre gegen die armenische Flagge vor Freilassung türkischer Gefangener durch Armenien aus - Armenien wiederum verweigert Übergabe türkischer Gefangener ohne mindestens gleichzeitige Aufhebung der Meerengensperre.

Gegen interne Kritik an ihrer erfolglosen Politik gegen Armenier und Griechen kann die Çiller sich unter Hinweis darauf im Amt halten, daß ihr Rücktritt als „Kapitulation der Türkei" gelten würde.

Dezember 93 In Trapezunts östlicher Vorstadt Platana infolge eines Kaffeehausstreits um die „Ypsilantis – Affäre" Ausbruch schwerer Unruhen gegen die Pontusmuslime – Nachfahren griechischsprachiger Pseudokryptochristen, Die seit Ende der 80er Jahre in steigender Zahl den Islam wieder offen praktizieren: Die neue erste Moschee der verhaßten „Türken" in Pontus seit über 70 Jahren wird eingeäschert, ihr Imam getötet.

5.12.93 Whitehall gibt nach 50 Jahren die Akten über die Kairo – Konferenz frei. die Griechen sehen sich in allen ihren Annahmen über türkischen Revanchismus bestätigt.

1994/95 Als Präventivmaßnahme gegen Umsturzversuche des Kreml systematische Besetzung von Schlüsselpositionen in Armee, Miliz und Bürokratie mit Anhängern der HHS. Armenien wird zum „HHS – Staat".

Der FSB entscheidet sich gegen ein Projekt zur Beseitigung Ter – Petrosyans: Diese würde die Kräfte gegen den Kreml stärken – der auf die armenische KP setzt, setzen muß.

1994/95 Beginn nennenswerter Immigration von Aramäern aus dem Iraq nach Armenien – jährlich steigend, zunächst Hunderter, dann Tausender – die von der Verleihung eines Minderheitensonderstatus an die Aramäer (1992) begünstigt wird.

Neugründung der im Sayfo vernichteten aramäischen Gemeinden in Van und Baghesh.

1994 Armenien beginnt mit dem Ausbau und der Modernisierung seines Defensivsystems, ergänzt durch Aufbau und Training der Territorialverteidigung im Hinterland – insbesondere gegen Luftlandeoperationen - und dem Aufbau einer kleinen Luftwaffe aus Jägern. Konzentration offensiver Komponente auf modernes Arsenal aus Raketen in getarnten und mobilen Batterien.

In Ermangelung der Bombe legt Armenien sich für seine Artillerie – von der Granate bis zur Rakete – biologische und chemische Munition zu. Paralleles geheimes Impfprogramm und Training von Armee und Zivilschutz gegen Angriffe mit C - Munition.

1994 Auftakt zum Aufbau einer auf die Diaspora und reaktivierten russischen Tourismus der Sowjetzeit konzentrierten Tourismusbranche in Armenien mit Jahr um Jahr steigenden Besucherzahlen: Winterurlaub im Gebirge (alpinistischer Billigurlaub nach türkischem Billigbadeurlaubmodell), Thermalquellen, Jagd, kunsthistorische und archäologische Stätten, Badeurlaub am Van See (aus dem Iran). – Das Tourismusministerium nimmt die Restauration der Karawansereien in Westarmenien auf.

Januar 94 Implementierungskrise nach Bekanntwerden von Geiselmorden an Armeniern und Beschießungen und Überfällen durch Aseris an der Waffenstillstandslinie. Armenien vergilt sie durch Strafexpeditionen gegen aseritürkische Verbände. – Aseriführer Alijev sorgt durch rabiates Durchgreifen – summarische Exekutionen und Sippenhaft - für das weitgehende Ende von „Zwischenfällen".

Februar 94 In Tiflis Angriff von Aseris auf Armenier – initiiert durch aus Baku geflohene Extremisten – der von den zahlreicheren, von Daschnaken geführten Armeniern abgewehrt und mit durchschlagendem Gegenangriff gekontert wird.

Georgien muß Militär einsetzen, um die Auseinandersetzung zu beenden.

Februar 94 Robert Kotscharjan (*1954 in Stepanakert, Nagorny Karabagh) - der populäre Vorsitzende des Staatsverteidigungskomitees - wird zum Parlamentspräsidenten und damit Republikchef Nagorny Karabaghs gewählt.

Februar 94 Griechenland schließt die Grenze zu Mazedonien wegen des Sterns von Vergina in seiner Flagge und verhängt nach Anschlag der IMRO in Edessa den Ausnahmezustand in den vier Grenzpräfekturen zu Mazedonien. Militärische Konzentration und Razzien: Schießereien zwischen Armee und IMRO.

Kritik der EU am Vorgehen Griechenlands, das im aktuellen Halbjahr die EU – Ratspräsidentschaft innehat.

19.3.94 Baku: Bombenanschlag in der U – Bahn durch Armenier. ASADA und Geheimdienst verhindern weiteren Anschlag: Inopportun.

28.3.94 Turkislamistische Refah erobert bei Kommunalwahlen unter Erdoğan Konstantinopel.

1.4.94 Der armenische Ministerrat beschließt Gesetz gegen den Separatismus. Darin u.a. Yesiden als Ethnie anerkannt, die Behauptung oder Propagierung einer kurdischen Nation hingegen verboten und streng bestraft. – Auch Signal an die Türkei zum modus vivendi, an den Iran zur Kooperation.

April/Mai 94 Schwerbewaffnete armenische Miliz und Frontverbände eröffnen eine Serie von systematischen Razzien und vertreiben mit exemplarischer Härte die während und seit der Auflösung der Sowjetunion ins westarmenische Grenzgebiet eingesickerten Kurden: Hirten, Bauern, Banditen und PKK – Guerilleros. - Internationales Aufsehen.

Der Verteidigungsminister Armeniens bei einem Truppenbesuch: „Wenn die Kurden glauben, Landnahme betreiben, sich erneut in unserer Heimat ausbreiten zu können, dann täuschen sie sich: Wir knallen sie ab wie Bergziegen."

April 94 Nagorny Karabagh: Eskalation von Wahlkampfzusammenstöße zu kurzen und heftigen Schießereien zwischen formal aufgelösten verfeindeten Milizen.

20.4.94 Erstmals armenische Offiziersvereidigung am monumental umgestalteten Ehrenmal des Widerstands gegen den Genozid in Van – am Tag seiner Aufnahme 1915.

29.4.94 Die Vouli oder Boule, das griechische Parlament, erklärt den 19. Mai (türkischer Nationalfeiertag) – wie schon in Pontus - einstimmig zum (nicht arbeitsfreien) Gedenktag an den Pontiergenozid. - Scharfer diplomatischer Protest der Türkei.

Mai/Juni 94 Serie von Ausschreitungen durch Milizionäre des Karabagh – Krieges gegen Yesiden, Zigeuner, Russen, Zeugen Jehovas, Hare Krishna in Armenien. Nachlässiges polizeiliches Einschreiten.

1.5.94 Trapezunt: Ostermesse zur Rekonsekration der Hagia Sophia (seit 1921 Museum, davor 460 Jahre Moschee). Am Tag zuvor Demontage des Lenin – Denkmals der Stadt.

Mai 94 Ankara: Volksfront und aseritürkische Graue Wölfe proklamieren Gegenregierung unter ex – Innenminister Hamidov. Baku beruft seinen Botschafter ab. Intertürkische Beziehungen auf dem Tiefpunkt.

Mai 94 Türkische Aufregung um die von einer griechischen Linie aufgenommene Kreuzfahrtlinie „Griechische Welt": Zypern – Piräus/Athen – Smyrna/Ionien – Trapezunt/Pontus.

Mai 94 Apollon Smyrna gewinnt die dritte Meisterschaft in Folge und holt damit die elfte griechische Fußballmeisterschaft nach Ionien (als Meister 1939 – 40 – 63 – 68 – 71 – 78 – 79 – 89 – 92 – 93 - 94).

Im griechischen Fußball dominiert die Konkurrenz zwischen den vier größten Städten mit ihren jeweiligen Repräsentativclubs eindeutig über die interne Rivalität: Für Athen Panathinaikos (Hauptrivale AEK) und Piräus Olympiakos, für Smyrna Apollon (Rivale Panionios – die beiden ältesten griechischen Fußballclubs), für Saloniki PAOK (Rivale Aris) – ein ursprünglich in Konstantinopel beheimateter, von vertriebenen Pontusgriechen dominierter Club, der alle griechischen Meisterschaften Salonikis (28 – 32 – 46 – 76 – 85) gewinnt.

8.5.94 Große Feiern des Griechentums am Schwarzen Meer zur Gründung Trapezunts vor 2750 Jahren. Zentralveranstaltung in der vollständig und originalgetreu restaurierten Zitadelle von Trapezunt, einst Sitz der Komnenen – Dynastie, nun der Autonomieregierung.

Der griechische Staatspräsidenten Karamanlis (87) besucht mit Flaggschiff griechischer Marine die Feiern in Trapezunt. Empfang durch und Zusammenkunft mit Staatspräsident Ter – Petrosyan. Freundschaftsvertrag zwischen Griechenland und Armenien (mit Geheimprotokoll zur Abstimmung der Türkei – Politik) und Partnerschaftsabkommen zwischen Pontus und den Gemeinden Ioniens, von denen die griechischen Niederlassungen am Schwarzen Meer gegründet wurden.

13.5.94 Brüssel: Armenische Sicherheitskräfte erschießen 7 angreifende Demonstranten – 6 KurdInnen, 1 Deutsche - in und an der Vertretung Armeniens. Belgien setzt Beziehungen zu Armenien aus. - Massive Drohungen der ASADA an die PKK – Führung in Beirut. Auf Anordnung des syrischen Staatspräsidenten Assad befiehlt PKK – Chef Öcalan (inoffiziell) die Einstellung antiarmenischer Aktionen.

19./20.5.94 Die ASADA nimmt die türkische Botschaft in Wien am frühen Morgen des türkischen Nationalfeiertages zum 75. Jahrestag der Landung Kemal Paschas in Samsun ein – wobei einer ihrer Kämpfer getötet wird, während die ASADA 7 Türken – Wachpersonal, Diplomaten, Zivilisten – tötet.

Proklamation eines Gegenangriffs auf die „Türkische Genozidale Republik" via TV. Nach Freilassung der Geiseln Sprengung der Botschaft. Die Angreifer entkommen durch Tunnel und Kanalisation, ihre Spur verliert sich … in Richtung Beirut?

Türkenmob attackiert armenische Ruinen und Friedhöfe in Konstantinopel und in Kilikien. Der französische Staatspräsident Mitterrand läßt den türkischen Botschafter wegen eines Brandanschlags auf das verwaiste armenische Patriarchat in Konstantinopel, dessen Schutzmacht Frankreich seit 47 Jahren ist, einbestellen.

Die Çiller kann im Ministerrat von militärischen Maßnahmen bis hin zu Kriegserklärung an Armenien mit Mühe abgehalten werden. Türkische Pressehetze gegen „armenischen (Staats)Terrorismus".

29.5.94 Türkische Nationalversammlung verabschiedet – am Jahrestag des Falls Konstantinopels - Resolution: Ausdehnung griechischer Hoheitsgewässer von 6 auf 12 sm (international zulässig zum November d.J.) – durch die türkische Häfen im westlichen Kleinasien blockiert wären - ist casus belli.

Griechenland weist auf seinen andauernden Verzicht - bei Anspruch auf das Prinzip – hin und beschwert sich bei den UN.

Juni 94 1. Wahl zum Parlament (33 Sitze auf 5 Jahre) der NKR: Demokratische Partei Arzach (ADK) – Ableger der HHS – setzt sich gegen starke Daschnaken als dominierende politische Kraft durch.

24.6.94 Griechenland legt zur Eröffnung des EU – Gipfels auf Korfu sein Veto gegen die in diesem Jahr aufgenommenen Verhandlungen über eine Zollunion EU – Türkei ein.

Aug./Sept. 94 Krise zwischen Griechenland und Albanien nach Verletzung albanischen Luftraums (nach Separatistenüberfall auf Militärposten in Nordepirus im April) und Separatistenprozeß gegen Griechen in Albanien: Gegenseitige Ausweisung von Diplomaten und Massenabschiebung albanischer Arbeiter aus Griechenland (wie nach Ausweisung eines griechischen Priesters, Juli 93).

August 94 Katholikos Vasgen I. (*1908 in Bukarest) verstirbt nach fast 40jähriger Amtszeit in Etschmiadsin.

14.8.94 Der Oberste Sowjet Armeniens verleiht den Gemeinden des Bezirks Sassun in Westarmenien zum 100. Jahrestag des Beginns ihrer Schlacht gegen türkische Soldateska und kurdische Banditen einen Ehrentitel. Gedenkveranstaltung und Denkmalenthüllung vor Ort.

20.9.94 „Jahrhundertvertrag" des Erdölkonsortiums AIOC bei Baku, der ältesten Ölmetropole der Welt, schließt Rußland weitgehend und den Iran total aus: Orientierung Aserbaidshans an der Türkei und den USA.

Auf Intervention des Generalstabs, Druck der USA und Drohungen Bakus (Ausschluß vom Ölgeschäft) hat die Regierung Çiller unmittelbar zuvor die aseritürkische Gegenregierung unter Hausarrest gestellt und die aseritürkische Volksfront verboten. Ankara unterbindet nichtpropagandistische Aktivitäten der Grauen Wölfe zum Sturz des Alijev – Regimes.

21.9.94 Der armenische Botschafter in Bonn wird, neben seiner Frau und Tochter, von Kommando der Grauen Wölfe am armenischen Unabhängigkeitstag ermordet: Am gleichen Abend wird die türkische Botschaft in Beirut von aufgebrachten Armeniern beschossen. Die Türkei setzt die diplomatischen Beziehungen zum Libanon aus. - Begräbnis der Opfer des Überfalls auf dem Militärfriedhof Yerablur in Jerewan.

Oktober 94 Besuch Staatspräsident Ter - Petrosyans im Iran: In Teheran und Isfahan. Der erste Staatsbesuch eines armenischen Staatsoberhaupts der Neuzeit. Zusammenkunft mit Staatspräsident Rafsandschani. Freundschaftsvertrag zwischen Armenien und dem Iran: Handels– und Zollabkommen (u.a. zur Unabhängigkeit von Energielieferungen aus Rußland und Aserbaidshan), Option auf Pipeline aus dem Iran nach Trapezunt, Abkommen gegen feindliche und destabilisierende Aktionen und über freundschaftliche Kontakte (Wissenschaft, Technik, Kultur, Sport), Regelung über armenische Minderheit im Iran.

Opposition der HKK gegen den neuen außenpolitischen Kurs. – Revolutionswächter unterdrücken Krawalle gegen den Freundschaftsvertrag und Kundgebungen für ein – wie Armenien – „Vereinigtes Aserbaidshan" in Täbris, dem Zentrum des iranischen Aserigebiets.

Oktober 94 Konstantinopel: Kongreß der sechs Turkstaaten unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen gegen Attentat auf Alijev.

November 94 Aufnahme diplomatischer Beziehungen Armeniens zu Israel: Einrichtung einer Botschaft in Tel Aviv und (wie Griechenland) eines Generalkonsulats in Jerusalem zur Betreuung des dortigen Armenischen Viertels. Parallele Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Iraq. Einrichtung einer Botschaft in Bagdad.

Dezember 94 Vertraglich vereinbarter Abzug armenischer Truppen von aseritürkischem Territorium der verbliebenen Zone 2.

Damit Einrichtung der Transitstrecke im Latschin – Korridor, deren Umgebung das Alijev – Regime zur Vermeidung von Zwischenfällen zum militärischen Sperrgebiet erklärt (Nord – Süd – Achse ausgenommen). Die Armenier nutzen sie lediglich als unvermeidliche Alternative zum Luftverkehr.

Große „Befreiungsfeiern" in Aserbaidshan. Insgesamt etwa 700 000 Aseris (1992 geflohen) kehren seit einem Jahr zurück.

Dezember 94 Der Sicherheitsrat empfiehlt der Generalversammlung – gegen die Stimme Pakistans - die Aufnahme Nagorny Karabaghs in die UNO. Rußland verzichtet auf Drängen der HKK auf erwogenes Veto.

Dezember 94 Frauenbataillone der armenischen Armee werden am dritten Jahrestag ihrer Aufstellung erstmals in Baghesh, dem Ort der Kreuzigung von Armenierinnen durch Türken und Kurden während des Genozids, vereidigt.

Dezember 94 Zum Verteidigungsminister Armeniens wird Vasgen Sarkissian (*1959 in Ararat) ernannt.

Dezember 94 In Davos, Schweiz unter europäisch – amerikanischer Vermittlung Beginn griechisch – türkischer Verhandlungen zur Beilegung der akuten bilateralen Konflikte. Anlaß: Türkei will Zollunion mit EU erzielen - ohne Grenze zu Ionien zu öffnen. Griechenland verlangt Konzessionen für Revision seines Vetos.

11.12.94 Beginn des russischen Feldzuges gegen die Tschetschenen.

21.12.94 Auf Vermittlung Griechenlands und der Schweiz geben die Türkei und Armenien Verständigung auf Meerengen- und Grenzöffnung bekannt.

Die Çiller hat sich dem Druck des Ministerrats und des Generalstabs beugen müssen und verteidigt die Einigung gegen nationalistischen Unmut als Erlösung „unserer gefangenen und getöteten Helden" und darauf verweisend, daß die Türkei nicht büßen solle für das „Versagen der Aseris".

31.12.94 Gendarmerie beendet im Flughafen Orly bei Paris dilettantischen Entführungsversuch einer Aeroflot – Maschine nach Jerewan durch vier türkische Terroristen, von denen sie zwei erschießt.

1995 In Armenien regimeinterne Diskussion um Staatsstreich gegen die KP und ihr Verbot. Wird vom Staatspräsidenten verworfen. Stattdessen Vorbereitung auf Gegenoffensive bei entscheidender Herausforderung durch KP.

Neutralität der sozialistischen Regierung Pontus´ im Machtkampf zwischen dem Präsidenten und den Kommunisten in Armenien.

1995 Trapezunt schließt Städtepartnerschaften mit Genua und Venedig, mit denen es in der Kaiserzeit intensive, privilegierte, aber auch konfliktreiche Handelskontakte hatte.

1.1.95 Öffnung der armenisch – türkischen Grenzen zu Aserbaidshan (nach 4 Jahren und 4 Monaten) und zur Türkei, gegenseitige Freigabe des zivilen Luftraumes und Freigabe der türkischen Meerengen für die armenische Flagge – bei gleichzeitigem Eintreffen der IRK und Rotem Halbmond übergebenen gefangenen und getöteten Türken (September ´93). Heldenbegräbnisse in der Türkei. - Die Schweiz gibt die indirekte diplomatische Vertretung zwischen Armenien und der Türkei sowie Aserbaidshan bekannt.

Vor Kerasounta in Pontus Öffnung des einzigen Grenzübergangs zwischen Türken und Griechen in Kleinasien.

Inoffizieller modus vivendi zwischen Armenien und der Türkei nach dem Ende der Bindung armenischer Kräfte in Ost und West und der Grenzöffnung: Armenien bekämpft die PKK – setzt das Sicherheitsabkommen von 1925 also de facto wieder in Kraft - solange die Türkei kurdische Migration unterbindet und militärische Provokationen unterläßt. Der häßlichste Aspekt ist die Übergabe festgenommener Kurden an türkische Grenzbehörden.

1.1.95 Luftraum und Grenze zwischen Aserbaidshan und Nagorny Karabagh – interarmenische Luftverbindung und Transitstreckenzugang ausgenommen – bleiben geschlossen.

Aseris und Karabagh – Armenier beginnen damit, ihre Grenze zu einem Pendant der türkisch – griechischen Grenze in Kleinasien auszubauen

1.1.95 Armenien und Nagorny Karabagh werden als letzte ehemalige Sowjetrepubliken Mitglieder der OSZE (an diesem Tag aus KSZE umbenannt).

Januar 95 Jerewan weist die ASADA an, Projekt eines Angriffs auf MHP in Ankara oder Konstantinopel im Stil der Volksmudschahedin bis auf Widerruf auszusetzen. Direktive zur Konzentration auf Ausbau und Training von Schutzverbänden in der Diaspora.

Januar 95 Kurdenkrawalle in Baku und Umgebung, weil das aseirtürkische Regime ihnen die Rückkehr in den Korridor zu Armenien verweigert.

6.1.95 Staatsvertrag (Zusatz zum Verteidigungsbündnis) zwischen Armenien und Nagorny Karabagh am dritten Jahrestag der Proklamation der NKR: Zoll- und Währungsunion, doppelte Staatsbürgerschaft, Regelung außenpolitischer Vertretung. – Beginn des Ausbaus Nagorny Karabaghs zur Zitadelle, die Armenien gegen türkischen Angriff aus dem Osten decken und Baku und seine Ölfelder mit mobilen und getarnten Raketenbatterien bedrohen soll.

Februar 95 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Frankreich. Zusammenkunft mit Staatspräsident Mitterrand und Ministerpräsident Balladur (*in Smyrna, armenischer Herkunft). Freundschaftsvertrag Armenien – Frankreich. Im Besuchsprogramm auch Marseille.

Ter – Petrosyan besucht auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise auch das Grab Simon Vratsyans zu dessen Rehabilitierung.

März 95 US – Kongreß verurteilt den armenisch – iranischen Freundschaftsvertrag, kürzt die Finanzhilfe für Armenien und hebt den Artikel 907 (Oktober 92) - gegen massiven Protest der Diaspora in Los Angeles und Boston – auf.

März 95 Die Außenminister Papoulias und Erdal Inönü (gerade ins Amt gekommen) erzielen das Davos – Abkommen zur Beilegung des Ägäis – Konflikts.

- Exakte Fixierung und Definition der Hoheit zur See und in der Luft zwischen Griechenland und der Türkei. Terra firma in der Ägäis außerhalb türkischer Küstengewässer ist griechischer Besitz. Die Türkei verzichtet auf Festlandsockel und erkennt das Mittellinienprinzip an. Zusatzprotokoll fixiert griechischen Luftraum in Übereinstimmung mit Hoheitsgewässern.

- Griechenland verzichtet auf die Ausdehnung seiner Hoheitsgewässer in der Ägäis.

Der zögernde Papandreou stimmt dem Abkommen erst auf Druck mehrerer seiner Minister unter Leitung des Handelsministers Simitis zu. Der scheidende (am 10.) Staatspräsident Karamanlis unterstützt das Abkommen hingegen.

17.3.95 Aseriführer Alijev läßt vom FSB angesetztes Killerkommando nahe Baku zusammenschießen: Der Kreml verfehlt den prorussischen Machtwechsel.

FSB hat den Grauen Wölfen die angebotene Kooperation zur Beseitigung Alijevs verweigert.

20.3.95 Beginn türkischer Großoffensive in Ostanatolien und Nordirak: Alarmbereitschaft der Grenztruppen und Teilmobilmachung in Armenien.

April 95 Unterzeichnung des Davos - Abkommens durch den griechischen Ministerpräsidenten Papandreou aus antitürkischer Dynastie und die türkische Ministerpräsidentin Çiller in Anwesenheit von US – Präsident Clinton im Weißen Haus in Washington.

Griechenland stimmt anschließend - vorbehaltlich der Ratifizierung des Vertrages und unter Auflage seiner Achtung - der Zollunion zwischen der Türkei und der EU, bei ausdrücklicher Tolerierung ihrer Ausnahme an ionischer Grenze, zu. Die Türkei gibt darauf – ebenfalls vorbehaltlich Vertragsratifizierung und unter Auflage der Zollunion mit der EU - die Wiederöffnung des Theologischen Seminars des Ökumenischen Patriarchats auf einer der Prinzeninseln frei.

Das Abkommen von Davos unterstreicht die Bedeutung Ioniens und Zyperns für Griechenland, das durch ihren Besitz türkischem Druck auf die Ägäis widerstehen und ein ausreichendes geostrategisches Gewicht gegen die Türkei in die Waagschale legen kann.

April 95 Nagorny Karabagh wird Mitglied der GUS - Aserbaidshan verläßt sie darauf nach neunzehn Monaten wieder, womit Armenien bei Nichtaufnahme drohte - und durch Beschluß der Generalversammlung Mitglied der UNO. Darauf Demonstrationen in Abchasien und Süd – Ossetien für die Aufnahme in die UN.

Nach Jahrhunderten ohne unabhängigen Staat – vierjähriges Intermezzo ausgenommen – gibt es nun sogar zwei international anerkannte armenische Staaten.

In Nagorny Karabagh werden keine nationalen Sportverbände organisiert.

April 95 Armenien stellt erstmals in seiner Geschichte Waffen zur See unter seiner Flagge in Dienst: Einweihung des U - Boots „Hovhannes Isakov" in Trapezunt (in Frankreich gekauft) durch Verteidigungsminister Sarkissian.

Beginn des Aufbaus der kleinen schwarzmeergriechischen und russischsprachigen (aus Pontusgriechen und Armeniern rekrutiert) Marine von raketenbestückten U – Booten und Patrouillenbooten.

4.4.95 Karekin I. – bislang als Karekin II. Katholikos in dem anderen armenischen Katholikat in Antelias bei Beirut - wird zum 131. Katholikos Aller Armenier in Etschmiadsin gewählt.

Es bleibt bei der Existenz von zwei Katholikaten, dem in Etschmiadsin („Aller Armenier") und dem in Antelias („Hohes Haus in Kilikien"), dem der Iran, Syrien, Libanon und Griechenland unterstellt bleiben – das aber den Vorrang Etschmiadsins anerkennt. Damit Beilegung des innerarmenischen Kirchenkampfes.

7.4.95 Der gesetzliche Feiertag der Mutterschaft und Schönheit in Armenien und Pontus ist erstmals offiziell umgewidmet zum Föderationstag oder Tag der Freundschaft zwischen Armeniern und (Pontus)Griechen.

Mai 95 Besuch Staatspräsident Ter - Petrosyans im Libanon und in Syrien. Zusammenkunft mit dem libanesischen Staatspräsidenten Hrawi und dem syrischen Staatspräsidenten Assad d. Ä. Ter – Petrosyan besucht den Patriarchen von Beirut, Oberhaupt der armenischen Katholiken, das Katholikat in Antelias bei Beirut, das Monument am Musa Ler, Deir – es – Sor - das armenischen Auschwitz in der Wüste - und seine Geburtsstadt Aleppo. Freundschaftsverträge Armeniens mit dem Libanon und Syrien. U.a. armenisch – syrisches Abkommen über Maßnahmen gegen den Versuch, den Fluß des Euphrats zu regulieren, einzudämmen, machtpolitisch zu instrumentalisieren (türkisches GAP – Projekt).

Ter – Petrosyan proklamiert in Beirut das Interesse Armeniens daran, daß die armenische Diaspora im Nahen Osten, Frankreich und Amerika erhalten bleibt. Armenien habe sich darauf zu konzentrieren, sie bei der Wahrung nationalreligiöser Identität – bei Loyalität zum Diasporastaat - zu unterstützen.

Während des Besuches Ter - Petrosyans Abberufung des türkischen Botschafters in Damaskus. Nationalistische türkische Massenblätter hetzen gegen armenische „Einkreisungspolitik".

Mai 95 Die Vouli nimmt das Davos – Abkommen mit deutlicher Mehrheit an.

In der Türkei Massenprotest der MHP gegen das Abkommen, so am Atatürk – Mausoleum, das von der Nationalversammlung mit knapper Mehrheit angenommen wird. Vor der entscheidenden Debatte und Abstimmung Tätlichkeiten von MHP – Abgeordnete gegen Außenminister Inönü und Massenschlägerei – die Çiller mittendrin.

Der Assoziationsrat der EU beschießt anschließend - bei Akzeptanz mündlicher griechisch – türkischer Sonderkonvention bzgl. Ioniengrenze, im Sinne der Annäherung der Türkei an Europa und regionaler Stabilität - Zollunion EU – Türkei zum 1.1.96 (vom Europaparlament gebilligt, 13.12).

7.5.95 Frankreich: J. Chirac in der Stichwahl zum Staatspräsidenten gewählt.

9.5.95 Gesetzlicher Feiertag des Sieges und des Friedens in Armenien erstmals auch dem Tag des entscheidenden nationalen Sieges über die Tataren drei Jahre zuvor gewidmet.

1.7.95 Aram I. (*1947) wird vom Katholikos und dem Patriarchen von Konstantinopel als neuer kilikischer Katholikos in Antelias ordiniert und inthronisiert. Der Katholikos Aller Armenier leitete auch die Synode zu seiner Wahl.

2.7.95 Erstmals Wahlen zur Nationalversammlung Armeniens (181 Sitze, 1 Sitz für Aramäer, 36 für Pontus reserviert): HKK wird deutlich stärkste Fraktion und erzielt große Gewinne, verfehlt aber die Kontrolle der Legislative (Manipulationen). - Die Daschnaken verfehlen nach aufwendigem Wahlkampf die Schlüsselstellung der stärksten Kraft gegen die Kommunisten, gelangen auf den dritten Rang und werden in die Regierung aufgenommen.

5.7.95 Jerewan: 5000 aufgebrachte Kommunisten – die gegen Wahlfälschung protestieren – stürmen das Gebäude der Nationalversammlung. Wüste Schlägereien. Ausnahmezustand und Festnahme von 200 Personen.

Aug./Sept. 95 Vernichtende Niederlage der Serben in der Krajina und in Bosnien.

September 95 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Bulgarien zur Eröffnung des Projekts bilateraler Schwarzmeerkooperation (ohne Türkei). Zusammenkunft mit Ministerpräsidenten Schelew. In Sofia Enthüllung eines Denkmals für Andranik (1912 mit Freiwilligenverband auf der Seite Bulgariens gegen Türken). Freundschaftsvertrag Armenien – Bulgarien.

Armenien ist geschichtlich, geographisch, territorial quasi das transkaukasisch – kleinasiatische Pendant zu Bulgarien auf dem Balkan.

30.9.95 100. Jahrestag der Bab Ali – Demonstration in Konstantinopel.

Oktober 95 Armenien erkennt den von Türken und Kurden parallel zum Armeniergenozid verübten Aramäergenozid, den Sayfo, durch einstimmige Resolution der Nationalversammlung - als einziger Staat - an.

Oktober 95 Neue Verfassung Georgiens – die Autonomie Lasistans fixiert und garantiert – per Plebiszit in Kraft gesetzt: Wiederaufnahme des seit mehr als drei Jahren ausgesetzten Kontakts zwischen Lasistan und Georgien.

13.10.95 Aufhebung der griechischen Blockade gegen Mazedonien und Beilegung akuter Spannungen, nachdem die Republik auf internationale Vermittlung den Stern von Vergina durch ein Sonnenbildnis ersetzt hat.

20.10.95 Kommunistische Massendemonstrationen zum 75. Jahrestag der „Armenischen Oktoberrevolution". Auftakt zu Kampagne gegen das postsowjetische Regime, das dagegen den Nationalismus – insbesondere durch den sich profilierenden Verteidigungsminister Sarkissian und militante Daschnaken - in Stellung bringt.

November 95 Miliz unterdrückt aufrührerischen Streik der Bergarbeiter am Van See (Mitorganisation durch russischen FSB?): Zusammenstöße und Ausnahmezustand in Van.

TV – Ansprache Staatspräsident Ter - Petrosyans nach gaullistischem Modell, in der er die KP verwarnt und von Rußland die Achtung des Stationierungsvertrages (1992) verlangt. In Jerewan Alarmbereitschaft schwerbewaffneter Miliz und Großkundgebung von Regierungsanhängern gegen Massenprotestkundgebung der KP, die die gefährliche Kraftprobe eines Zusammenstoßes vermeidet. Friedensappell des Katholikos. Armenien entgeht Bürgerkrieg um Haaresbreite.

November 95 Armenien weist russische Diplomaten und Botschaftspersonal bis auf symbolische Belegschaft aus. Rußland dementiert angedeutete Verwicklung in die Ereignisse von Van und verfügt Gegenausweisungen. Präsident Jelzin droht mit Truppenabzug. Antiarmenische Kampagne eskaliert zu Übergriffen auf Armenier und ihr Eigentum in Moskau. Scharfer Protest Jerewans und vergeltende Ausschreitungen von Daschnaken gegen Russen in Jerewan.

22.11.95 Am 75. Jahrestag der offiziellen Fixierung der Wilson – Linie Enthüllung eines Denkmals für US – Präsident Wilson in Jerewan durch Staatspräsident Ter – Petrosyan.

Dezember 95 Armenische Kommunisten eröffnen Projekt zur Bildung einer „Volksfront" mit den Hundschaken und kleineren sozialistischen Parteien - das erfolglos bleibt.

24.12.95 Türkei: Islamistische Refah wird bei Parlamentswahlen stärkste Partei.

1.1.96 Vollständige Zollunion zwischen der Türkei und der EU in Kraft. Wiederöffnung des Theologischen Seminars des Ökumenischen Patriarchats auf der Prinzeninsel Halki. - Erstmals seit 60 Jahren legt ein Schiff aus Ionien in Konstantinopel an.

Der Skandal der geschlossenen Grenze zu Ionien dauert an, während die übrigen Beschränkungen gegen Ionien, wenigstens formal, fallen. Die Türkei richtet nach wie vor keine diplomatische Vertretung in Smyrna ein.

Januar 96 Ein verheerender Anschlag auf das Ökumenische Patriarchat in Konstantinopel kann durch Entschärfung mehrerer Bomben um Haaresbreite vereitelt werden.

Januar 96 Griechenland: Ende der Ära Papandreou. Ablösung durch Kostas Simitis. Regierung Simitis hebt Ausnahmezustand in mazedonischen Grenzpräfekturen umgehend auf (seit Februar 94).

Januar 96 Kotscharjan wird zum ersten Staatspräsidenten der NKR gewählt. Seine Präsidentschaft steht im Zeichen der Durchsetzung staatlicher Strukturen und der Schaffung einer blühenden Landwirtschaft (Seidenraupenzucht, Obst, Wein, Getreide).

9.1.96 Tschetschenen und Türken entführen russische Fähre im Schwarzen Meer. Unblutiges Ende.

21./22.3.96 Besuch des Staatspräsidenten Griechenlands, Stefanopoulos, in Albanien. Nach Entspannung im Vorjahr Freundschaftsvertrag zur Beilegung des Konflikts um die griechische Minderheit in Nordepirus und die albanischen Arbeiter in Griechenland.

April 96 Kooperationsabkommen Armeniens mit der EU (gemeinsam mit Nagorny Karabagh, Aserbaidshan und Georgien).

April 96 Militärabkommen zwischen der Türkei und Israel bekannt gegeben.

18.4.96 In Pontus große Feiern zum 75. „Tag der Landung", der Befreiung vom Türkenjoch.

25.4.96 In Armenien große Feiern zum 75. Jahrestag der Befreiung.

Mai 96 Besuch des georgischen Staatspräsidenten Schewardnadse in Jerewan: Der erste bedeutendere Staatsbesuch in der neuzeitlichen Geschichte Armeniens.

Juni 96 Der Islamist Erbakan wird türkischer Ministerpräsident, die Çiller Außenministerin.

Juni 96 Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Griechenland und Aserbaidshan.

Juni 96 In der Türkei Empörung über Pfeifkonzert in Nottingham, England gegen türkisches Team bei Fußball – Euro und Freudenfeiern über das Scheitern Englands.

Juli 96 In Armenien Eröffnung der Kampagne zur Wiederwahl des Präsidenten – gegen populären Unmut über die Folgen radikaler Wirtschaftsreformen. Massive finanzielle Unterstützung des präsidialen Wahlkampfs durch die Diaspora und aus US – Geheimfonds.

3.7.96 Rußland: Jelzin setzt sich in der Stichwahl gegen KP durch.

4.8.96 Enver Pascha wird aus Zentralasien in die Türkei überführt.

6.8.96 Tschetschenische Kämpfer nehmen Grosny ein: Katastrophale Schwäche Rußlands offenbart. – Sicherheitsberater Lebed schließt Abkommen mit Tschetschenen.

26.8.96 100. Jahrestag des Überfalls auf die Osmanische Staatsbank in Konstantinopel.

23.9.96 In Armenien wird das Armenische alleinige Verwaltungs- und Unterrichtssprache (novelliertes Sprachgesetz vom April 94 in Kraft). Ausgenommen sind die aramäischen Schulen mit dem Hebräischen verwandter Schrift (armenisches Pflichtpensum).

Entfernung offizieller kyrillischer Beschriftungen, die in einigen Fällen durch lateinische ersetzt werden.

23.9.96 In Pontus wird Russisch von der gleichberechtigten zur zweiten Amts- und Unterrichtssprache herabgestuft. Einleitung paralleler Bemühungen zur partiellen Angleichung des Schwarzmeergriechischen an das mutterländische Griechisch. - Das Russische behält seine Bedeutung als Kommunikationsmittel zwischen Armeniern und Pontusgriechen.

Armenien - Pontus, „Land der fünf Schriften": Armenisch, Griechisch, Kyrillisch, Lateinisch, Aramäisch.

6.10.96 Staatspräsident Ter - Petrosyan wird im 2. Wahlgang mit deutlicher Mehrheit gegen die KP wiedergewählt – auch mit Unterstützung der Daschnaken, der nationalkonservativen Republikaner und der antikommunistischen Karabagh – Armenier, die zur Wahl nach Armenien strömen.

Eine historische Entscheidung. Der armenische Präsident Ter – Petrosyan ist damit der einzige Staatschef in der postsowjetischen Sphäre, der die Macht aus der nationalen Opposition heraus nicht nur erobern, sondern auch behaupten kann. Ausgerechnet in Armenien, wo die Sowjetmacht am populärsten war, können die Kommunisten die Macht nicht, auch nicht gewendet und reformiert, behaupten oder wenigstens phasenweise wiedererlangen – die einzige Ausnahme im ehemaligen Sowjetblock.

November 96 Armenische Nationalversammlung beschließt gegen die Stimmen der HKK die Umbenennung Leninakans in Arzen (prätürkischer Name) und die Umbenennung des 20. Oktober – Systems am Östlichen Euphrat in 21. September – System. Kommunistische Stadträte Leninakans treten aus Protest zurück.

3.11.96 Susurluk Skandal beweist Identität staatlicher und mafioser Strukturen in der Türkei.

11.11.96 Städtepartnerschaft zwischen Smyrna und Schuschi und Magnesia und Stepanakert.

Dezember 96 Freundschaftsvertrag Armenien – Georgien (nach Modell des armenisch – iranischen Vertrages, Oktober 94) beim Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans und Außenminister Hovannisyans in Tiflis.

Zusatzabkommen zur gegenseitigen Unterstützung territorialer Integrität, militärischer Kooperation zur Sicherung der gemeinsamen Grenze (gegen Lasen und Aseris) und militärischer Transporte für Armenien durch Georgien. Außerdem Beilegung der Spannungen (seit Ende 80er) um das georgische AKW Ninotsminda an der Grenze: Georgien modernisiert die Anlage mit Unterstützung Armeniens.

Opposition der Daschnaken gegen den Freundschaftsvertrag, der ihr Dogma „Vereinigtes Armenien" (Miatsyal Hayastan) verletzt, worunter sie Armenien unter Einschluß Karabaghs und der georgischen Grenzprovinz Javakhk - sowie einen armenischen Staat in Kilikien verstehen. Die HHD verläßt nach 17 Monaten die Regierung.

1.12.96 Armenien wird (mit Bulgarien) Mitglied der Welthandelsorganisation WTO.

1997/98 Ökonomischer Aufschwung in Armenien setzt nach kargen und noterfüllten Jahren ein – begünstigt durch Öffnung der türkischen Grenze und des russischen Marktes, nachdem die radikalen Wirtschaftsreformen immer spürbarere Wirkung entfalten und die Investitionen nach der Niederlage der KP erheblich ansteigen. Grundlage günstigen Investitionsklimas: Relative politische und rechtliche Stabilität, freier Handel und Zugang zum Meer, günstige und sichere Energie, Rohstoffe und weitgehend importunabhängige Landwirtschaft.

Allgemein: Steigender Lebensstandard und Anstieg der Staatseinnahmen. Im Gegensatz zur sowjetischen Zweiklassengesellschaft entsteht eine Mehrklassengesellschaft größerer sozialer Ausdifferenzierungen, in der es vielen materiell besser geht, viele aber auch im Elend versunken sind.

1997 Migrationstrendwende in Armenien: Die Zahl der Repatrianten aus der Diaspora übertrifft erstmals die der Emigranten. Die Differenz wird nachfolgend von Jahr zu Jahr größer, auch aufgrund der Rückkehr vieler Emigranten der frühen 90er.

Januar 97 Besuch Staatspräsident Ter - Petrosyans in Ägypten und Äthiopien – auch im Sinne des Monophysitismus. Zusammenkunft mit den Staatspräsidenten Mubarak und Zenawi. Abschluß von Freundschaftsverträgen.

Wie in Abessinien/Äthiopien hat auch in Armenien eine Christenheit, umbrandet vom Islam, im Gebirge, quasi in einem Großlibanon ohne Muslime und Drusen, überlebt. Beide Gemeinschaften sitzen zudem an der Quelle gewaltiger und geschichtsträchtiger Ströme: Die Äthiopier am Nil, die Armenier am Euphrat.

Januar 97 Inoffizielle Normalisierung der Beziehungen Armeniens zu Rußland, das die Blockade (seit November 93), die sich immer kontraproduktiver auswirkt, beendet. Dem Kreml – Symptom seiner schwindenden Macht – ist der Regimewechsel in Armenien nicht gelungen.

Armenien hat im Konflikt um Nagorny Karabagh offen agieren und seine Unabhängigkeit durchsetzen, sich mit dem Iran und Georgien günstig arrangieren und dem Druck der Türkei und Rußlands widerstehen, ihn durchstehen können - begünstigt durch seine geostrategische Schlüsselposition: Es kontrolliert die beiden Quellflüssen des Euphrats, die Quellen der Kura und der Arax, reicht an die Schwelle Mesopotamiens und bis auf eine Distanz von 100 km an Syrien heran, blockiert den Zugang der Türkei zum Kaukasus und nach Zentralasien, begrenzt ihr kurdisches Siedlungsgebiet an ca. 750 km langer Grenze, umschließt Georgien nach Kleinasien hin und hat eine fast 400 km lange Grenze zum Iran. Zudem verfügt es mit Trapezunt und umgebender Küstenzone über einen Zugang zum Schwarzen Meer und kann die Verbindung zwischen Persischem Golf und Schwarzem Meer, zwischen Kaspischem Meer und Schwarzem Meer freigeben.

Januar 97 Rußland macht Pontus die geheime Zusage, seine Unabhängigkeit zu schützen und zu privilegieren. Die Autonomieregierung in Trapezunt ignoriert das Angebot aus Moskau.

Januar 97 Ein türkischer Schriftsteller, der gerade von Ionien – Besuch zurück ist, wird in Konstantinopel von Grauen Wölfen erschossen, die nicht ermittelt werden.

April 97 Türkei: Der Islamist Erbakan wird von der Armee zum Rücktritt gezwungen.

4.4.97 Der Libanon erkennt den Armeniergenozid an.

4.4.97 Türkennazichef Türkeş verblichen.

29.4.97 Chemical Weapons Convention in Kraft (geöffnet 13.1.93) – der Armenien nicht beigetreten ist.

Mai 97 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Canada und den USA in Begleitung des in den USA geborenen Außenministers Hovannisyan. Zusammenkunft mit Ministerpräsident Chretien. Im Weißen Haus Empfang durch US – Präsident Clinton und Besuch der großen exilarmenischen Gemeinden in Boston und Los Angeles.

Mai 97 Iran: Der Reformer Chatami wird zum Staatspräsidenten gewählt.

Mai 97 Karamanlis im Interview mit dem Figaro: „Mussolini hat Ionien gerettet. Ohne seine imperialistische Politik wären wir nicht unter britischen, alliierten Schutz gekommen und die Türken hätten Ionien besetzt und vollendete Tatsachen nach Türkenart geschaffen."

Mai 97 Der Staatsrat Griechenlands untersagt den Gebrauch von Zyanid zur Goldgewinnung – in Ionien sind von dem Konzern Eurogold schon Minen in Betrieb genommen worden.

4.5.97 Erneuter türkischer Einfall im Nordiraq zur Bekämpfung der PKK (wie 1995). Armenien erklärt, bei Annexionen oder Satellitenbildungen durch die Türkei die Grenze zu ihr zu schließen. Grenztruppen in Alarmbereitschaft.

7.7.97 Die Staatspräsidenten Griechenlands und Rußlands – Stefanopoulos und Jelzin – weihen bei Tschesme an der Küste Ioniens vor Chios am Jahrestag des russischen Seesieges über Türkenflotte 1770 große Siegessäule ein. - Jelzin zur Empörung der Griechen und zur Häme der Türken leider in aufgeräumter, angetrunkener Stimmung.

15.8.97 Pazar – Pontios Trapezunt (4:4 abgebr., Fußballeuropapokal der Pokalsieger) endet in blutiger Massenschlägerei zwischen Lasen und Pontusgriechen.

Oktober 97 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Uruguay und Argentinien. Zusammentreffen mit den Staatspräsidenten Sanguinetti und „El turco" Menem. Abschluß von Freundschaftsverträgen.

Oktober 97 US – Senator Bob Dole besucht den Zizernakaberd – wie im gleichen Jahr der russische ex – General Alexander Lebed.

12./13.12.97 EU – Gipfel, Luxemburg: Bundeskanzler Kohl verhindert Kandidatenstatus für Türkei. Darauf türkische Hetze und Agitation gegen „christlichen Club".

1998/99 Beginn der Invasion Zyperns durch arabische, kurdische, pakistanische und schwarzafrikanische Bootsflüchtlinge aus türkischen Häfen. Protest Griechenlands in Ankara gegen die Anwendung dieses offensichtlichen Druckmittels.

1998/99 USA propagieren den international schon lange diskutierten Bau einer Ölpipeline aus Baku an die „türkische Riviera" zur Meidung russischen und iranischen Territoriums und der türkischen Meerengen sowie einer Gaspipeline aus Baku in die Türkei. Ständige US - Sondierung zwischen Ankara, Jerewan und Baku. Armenien besteht auf der Formel >no gas, no oil<: Ohne Gaspipeline keine Pipeline durch Armenien – gegen das georgisch – türkische Projekt einer Gaspipeline Baku – Poti – Samsun durchs Schwarze Meer.

Jelzin droht erneut (diesmal inoffiziell) mit dem Abzug russischer Truppen aus Armenien bei Pipelineverlegung aus Baku. Der Iran verschließt sich Rußlands Sondierung kombinierten Drucks auf Armenien: Weder die faktische Restauration quasisowjetischer Kontrolle im Transkaukasus, noch ein nationalistisches Regime in Baku liegen in seinem Interesse.

Mai 98 Armenien bietet – als Führungsmacht des Monophysitismus - umgehend und erfolglos seine Vermittlungsdienste in der grausigen Absurdität des Grenzkrieges zwischen Äthiopien und Eritrea an.

Juni 98 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Holland und Deutschland. Zusammenkunft mit Ministerpräsident Kok und Königin Beatrix sowie Bundeskanzler Kohl und Bundespräsident Herzog. Rückgabe in armenischer Verwahrung befindlicher Beutekunst an Deutschland.

Juli 98 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Yugoslawien. Zusammenkunft mit dem yugoslawischen Staatspräsidenten Milošević. Freundschaftsvertrag zwischen Armenien und Yugoslawien (bleibt gültig für Serbien). Armenien orientiert seine Balkanpolitik – gerade im Sinne Pontus - strikt an derjenigen Griechenlands.

September 98 Besuch des iranischen Staatspräsidenten Chatami in Jerewan, wo er als erster bedeutender Staatsgast den Zizernakaberd aufsucht.

Oktober 98 Türkei fordert vom Libanon – der unter Kriegsdrohungen einlenkt - die Ausweisung des PKK – Führers Öcalan. In Beirut antitürkische Massenkundgebung auf der Place des Martyrs. Scharfer Protest Armeniens gegen türkische Kriegsdrohungen.

14.10.98 Smyrna: Mesrop II. (*1956) wird zum 82. Armenischen Patriarchen von Konstantinopel gewählt. Die Türkei verweigert ihm - wie seinen Vorgängern Shenork (November 75) und Karekin II. (Oktober 90) - die Einreise. - Am Patriarchensitz Tod des letzten armenischen Priesters in der Türkei.

Januar 99 Die UEFA untersagt Pontios Trapezunt den Wechsel von der armenischen in die griechische Fußball – Liga.

15.2.99 Festnahme des PKK - Führers Öcalan durch den türkischen Geheimdienst in Nairobi. Aktivisten verzichten auf Attacke auf das israelische Konsulat in Berlin. - Beginn der Phase vorübergehender Inaktivität der PKK.

Türkenpräsident Demirel nennt Griechenland einen „Schurkenstaat".

24.3.99 NATO – Luftangriffe auf das Kosovo (bis 10.6).

April 99 Aufnahme Armeniens in den Europarat (gemeinsam mit Nagorny Karabagh, Aserbaidshan und Georgien).

2.4.99 Armenien und Nagorny Karabagh treten dem Kollektiven Sicherheitspakt ehemaliger Sowjetrepubliken zum Verzicht auf den Eintritt in äußere Militärallianzen und die Gewaltanwendung aneinander – anläßlich seiner Verlängerung - bei. Deutliches Signal russisch – armenischer Entspannung. - Georgien und Aserbaidshan verlängern nicht.

18.4.99 Türkei: Ultranationalistische MHP wird zweitstärkste Partei und unter Eçevit erneut Regierungspartei (9.6, wie 1975), nachdem sie sich – gerade im Hinblick auf Alijev in Baku - zu außenpolitischer Zurückhaltung verpflichtet hat.

1.5.99 Griechenland und Armenien treten mit Inkrafttreten ihrer Charta der BSEC (Schwarzmeerwirtschafts – Kooperation, gegr. 25.6.92, Sitz Konstantinopel) bei.

30.5.99 Wahlen zur Nationalversammlung Armeniens: HHS wird stärkste Fraktion. Historische Niederlage der Kommunisten, die vom ersten auf den dritten Rang fallen. Urteil der OSZE zu den Wahlen: „Frei, aber unfair." Keine Wahlfälschung wie 4 Jahre zuvor.

Sehr zersplittertes Parteisystem mit sehr vielen Unabhängigen (20 – 25% der Abgeordneten der Nationalversammlung). Führend: HHS (Pannationale Bewegung der Armenier), die „Staatspartei" der III. Republik und die national renommierte KP/HKK. Von Bedeutung auch noch zwei der drei Traditionsparteien der I. Republik: Deren „Staatspartei", die nationalistische HHD/Daschnak (Armenische Revolutionäre Föderation, gegr. 1891 in Tiflis) und die HK/Hundschak („Glocken" Partei, gegr. 1887 in Genf) – die RAK/Ramkavaren (SRK vor Fusion mit anderen in Tiflis, 1921) sind dagegen marginalisiert.

30.5.99 Historischer Sieg der liberalen Nea Dimokratia unter Chrysanna Papadopoulos (*1952) - „Hippolyta" genannt - bei Wahlen zum Autonomierat Pontus´ vor den Kommunisten und der exkommunistischen Regierungspartei PSDE, die auf den dritten Rang abstürzt. Die längste Parteiherrschaft der Welt, die der KP und ihrer Nachfolgepartei in Pontus, ist nach fast 80 Jahren beendet. Hauptgründe: Wirtschaftskrise, wachsender Rückstand auf Armenien, verbreitete Korruption in der Regierungspartei.

Die neue Regierung eröffnet nach armenischem Modell liberale Wirtschaftspolitik in Abstimmung mit der Diaspora, die ihren Wahlkampf unterstützte.

Juni 99 Nagorny Karabagh: ADK triumphiert bei Parlamentswahlen und wird zur Staatspartei.

29.6.99 Der Katholikos Karekin I. (*1933) verstirbt in Etschmiadsin.

7.8.99 Angriff islamischer Kämpfer in Dagestan. Putin wird Ministerpräsident Rußlands (9.8).

17.8.99 Schweres Erdbeben in der Türkei. Griechisches Hilfsangebot auf Verlangen der MHP abgewiesen.

Oktober 99 Beginn eines neuen russischen Feldzugs gegen die Tschetschenen.

27.10.99 Karekin II. (*1954) wird zum 132. Katholikos der Armenier gewählt.

17.11.99 Am türkischen Nationalfeiertag (nach dreijähriger Renovierung) Wiederöffnung des „Atatürk – Geburtshaus" - Museums in Saloniki nach 36 Jahren.

18.11.99 Am Rande des 7. OSZE – Gipfels in Konstantinopel unterzeichnen die Präsidenten der USA, der Türkei, Aserbaidshans und Armeniens – ohne direkte Begegnung Ter – Petrosyans mit den Türkenführern Demirel und Alijev - Vertrag über den Bau der Baku – Yerevan – Ceyhan – Pipeline (BYC): Finanzierung, Besitz, Wartung, Verlauf, Gebühren, Sperrungsregeln. Armenien setzt ihren Verlauf über eine Länge von 600 km (von ca. 1500 km) über sein Territorium unter der zusätzlichen Klausel durch, daß keine Gaspipeline zu seiner Umgehung durchs Schwarze Meer gelegt wird.

Die beiden am Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs teilnehmenden armenischen Präsidenten Ter – Petrosyan und Kotscharjan besuchen anschließend – unter massiver und weiträumiger Abriegelung türkischer Polizei - gemeinsam und in Begleitung des französischen Konsuls Bouffandeau Patriarchat und Kathedrale in Konstantinopel.

Ter – Petrosyan verteidigt das Abkommen in der Nationalversammlung in Jerewan unter Hinweis auf die strategische und finanzielle Stärkung Armeniens.

Dezember 99 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in China. Zusammenkunft mit Staatspräsident Jiang Zemin. Handelsabkommen.

Dezember 99 Der armenische Außenminister Hovannisyan (seit Oktober 91) tritt zurück und widmet sich in Jerewan wissenschaftlicher Arbeit. Zum Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Vartan Oskanyan (*1955 in Syrien) ernannt.

10./11.12.99 EU – Gipfel, Helsinki: Türkei wird Beitrittskandidat, auch auf massiven Druck der USA.

Ministerpräsident Simitis verlangt anschließend – auf Druck seiner Minister, des Parlaments und der Öffentlichkeit Griechenlands – Änderung offizieller Landkarten in der Türkei bezüglich Ioniens. Beginn des griechisch – türkischen Kartenstreits.

31.12.99 Rußland: Jelzin tritt ab. Putin wird neuer Zar. Ende der Smuta?

Um 2000 Postsowjetismus in Armenien: Unterentwickelter Parlamentarismus, unzureichende Teilung und Kontrolle der Gewalten – bei Konzentration der Macht beim Staatspräsidenten. Die Regierung kontrolliert große Teile der Medien (Presse, TV, Rundfunk), die Justiz kann nur als eingeschränkt unabhängig bezeichnet werden, es kommt noch zu Polizeiübergriffen auf ethnische (auch Revanche für Angriffe auf „Schwarzärsche" in Rußland) und religiöse Minderheiten, in Ausnahmefällen auch noch gegen die Opposition, es kommt noch zu Fälschungs- und Bestechungsvorfällen bei Wahlen.

Um 2000 Armenien wird international als „Kaukasischer Tiger" (sic) bezeichnet: Wirtschaftswunderland mit zweistelligen Wachstumsraten und verfallender Armutsquote, bei – im Vergleich zu anderen Staaten der GUS – den mit Abstand günstigsten Unternehmens- und Investitionsbedingungen. Das Mergelian Institut in Jerewan wird wieder zum Silicon Valley des nun ehemaligen Bereichs der Sowjetunion.

Phänomene: Ausländische Kontraktarbeit aus dem Iran (Abkommen), aus Georgien (Sonderstatus für Armenier) und der Ukraine, unter anderem angezogen durch die Großbaustelle Araratia - sowie Prostitution slawischer Provenienz aus der Ukraine und Rußland.

Erstmals fließen nennenswerte staatliche und private Mittel aus Armenien in die Diaspora – und nicht nur aus der Diaspora nach Armenien.

Um 2000 Armenien verfügt über weite landwirtschaftliche Flächen, Viehwirtschaft (Schafzucht in westarmenischen Almlandschaften) und Forstwirtschaft, umfangreichen Bergbau (Braunkohle am Van See; Gold, Silber, Blei, Eisen und Kupfer im westarmenischen Bergland), Energiequellen durch Wasserkraft, viel traditionelles Handwerk (Silberjuweliere am Van See, Teppichproduktion, Seidenweberei und Schmiedekunst) und eine Tourismusbranche. Die nationale Produktion ist in erheblichem Maße selbständig, mit offenen und zentralen Handelswegen.

Um 2000 In Pontus Einsetzen von der Diaspora unterstützten ökonomischen Aufschwungs nach Jahrzehnten sozialistischer Wirtschaftspolitik. Phänomen des Anzugs ausländischer Arbeit – Trapezunt begünstigt diejenige von Ukrainern (erwirkt armenisch – ukrainisches Abkommen) – insbesondere in der Landwirtschaft, im Bergbau und zur See, aber auch in der Prostitution.

Am Schwarzen Meer natürliche Ressourcen: Silber- und Kupfergruben und Wälder. Auf guten Böden Anbau von Kirschen, Haselnüssen, Tee, Tabak, Mais. Die Küste bietet Handelsschiffahrt und Fischerei.

Um 2000 In Armenien und Pontus akute Problematik niedriger Geburtenzahlen mit Tendenz zur Zweikindfamilie im Vergleich zum enormen Wachstum von Turkmuslimen und Kurden.

Zudem dramatisch steigender Druck illegalen Transfers von Migranten und Drogen aus Vorder- und Zentralasien nach Europa auf Armenien und Pontus – Trapezunt wird zu seiner Drehscheibe - und Ausbreitung ihrer begleitenden Problematika: Drogenkonsum und AIDS. - Zur wirksameren Bekämpfung des Migranten- und Drogenschmuggels Abkommen und Kooperation mit dem Iran.

2000/01 Armenien und die Armenier in Georgien unterstützen Georgien bei seinem auch militanten erfolgreichen Widerstand gegen die Neuansiedlung der aus Zentralasien zurückgekehrten türkischen Mescheten in seinem Südwesten (Mescheten werden als Staatenlose in Krasnodar, Rußland angesiedelt und ziehen 2004/05 in die USA um).

2000/01 In Pontus Forcierung der Verdrängungspolitik nach türkischem Modell gegen griechischsprachige Pontusmuslime unter dem Eindruck türkischer Drohungen: 30 000 (von ca. 50 000 1993) haben Pontus in die Türkei, nach Abchasien, Schweden, Nord- und Südamerika und Australien verlassen. Ministerpräsidentin Papadopoulos intern: „Nach dem, was geschehen ist, gibt es bei uns keinen Platz mehr für Türken."

In Pontus gab es – im Gegensatz zu Armenien (Hamshenis ausgenommen) – keine durchgehende ethnische und sprachliche Trennung analog der religiösen Trennung zu den Muslimen.

2000/01 In Pontus Verfassungsdiskussion darum, die „Hundert" (des Autonomierates) aufzuheben zugunsten einer Erhebung der pontischen Kammer der Nationalversammlung zum Autonomierat. Erlischt, weil aussichtslos angesichts vielfachen Widerstands.

2000/01 Premier League Armenien – Pontus (seit 95/96 Sommer – Sommer – Saison):

1. Pontios Trapezunt (1. Meisterschaft) 2. Ararat Jerewan (M, P) 3. Araratia (Diasporaclub, provisorisch in Jerewan) 4. Dynamo Leninakan 5. Azatamart Kars 6. Shirak Kumairi 7. Andranik Van 8. Pjunik Jerewan (N) 9. AE Tripolis 10. Torpedo Musch (N) - Aufsteiger: Spartak Arzen - Assyrica (in Baghesh)

Pokal: Ararat Jerewan – Pjunik Jerewan 0:1

Fußballrivalität zwischen Armeniern und Pontusgriechen – deren Begegnungen von russischen Schiedsrichtern geleitet werden - die gelegentlich auch zu Krawallen eskaliert. Der beliebteste Club der Pontusgriechen ist PAOK Saloniki, das alljährlich den 1994 gestifteten Pontus – Cup gegen den bestplazierten Club aus Pontus im Pontusstadion in Trapezunt ausspielt.

2000 In Armenien Einleitung der sukzessiven Sanierung und Modernisierung von Infrastruktur, öffentlichen Diensten, Energieversorgung, Katastrophenschutz (Erdbeben). – Anlage von Infrastruktur und Produktion stets auch unter Verteidigungsaspekten.

2000 Einrichtung eines großen Nationalparks in Westarmenien nach US – amerikanischem Modell. Unter Schutz werden insbesondere der Syrische Braunbär und der Kaukasische Leopard gestellt.

Daneben – auch im Interesse der Tourismusbranche – Eröffnung eines staatlichen und privaten Aufforstungsprogramms. Das Naturschutzministerium erläßt Bestimmungen zum Schutz von Luft, Boden und Gewässern, deren Verschmutzung nicht mehr bloß symbolisch besteuert wird. Der Sewan See erholt sich seit dem Ende der 90er Jahre wieder zu Armeniens fischreicher „Blauer Perle".

2000 Demographie in Lasistan, dem von Armenien umschlossenen Pendant zu Pontus: 500 000 Lasen (konzentriert im Westen), 250 000 muslimische (Adscharen) und 250 000 christliche Georgier (konzentriert im Osten); daneben unbedeutende Minoritäten von u.a. Armeniern, Pontusgriechen, Türken.

2000 Jeder fünfte mutterländische Grieche siedelt in Kleinasien - wo ein Achtel des griechischen Territoriums liegt - davon Zweidrittel in Smyrna. In Smyrna, am Sitz des Armenischen Patriarchen von Konstantinopel, leben als Minderheiten 100 000 Armenier und im Judenviertel Karataş 50 000 sephardische Juden. Daneben auch noch kleine italienische Gemeinde in Smyrna.

Rangliste der Städte mit der größten griechischen Bevölkerung im klassischen Raum: 1. Athen (2 Millionen) 2. Smyrna (1 350 000) 3. Trapezunt (350 000) 4. Piräus und Saloniki (je 200 000) 5. Patras (140 000). Die zweit- und drittgrößte griechische Stadt liegt in Kleinasien.

Zypern – Demographie: 700 000 Griechen, 15 000 Armenier und Maroniten, 2000 Türken.

2000 Istanbul, die türkische Megapolis, erreicht eine Einwohnerzahl von 15 Millionen und steht unter gigantischem Zuwanderungsdruck aus Anatolien.

2000 Christliche Demographie im Sandschak Alexandrette (vgl. 1950): 150 000 Aramäer (60 000) – 45 000 Armenier (30 000) – 20 000 griechisch – orthodoxe Araber und Griechen (10 000). Syrien hat als einziges arabisches Land noch eine kleine griechische Minderheit.

Januar 00 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Jerusalem, im Armenischen Viertel und in Gaza. Zusammenkunft mit dem Armenischen Patriarchen von Jerusalem, dem israelischen Ministerpräsidenten Barak und PLO – Chef Arafat.

Januar 00 Internationaler Skandal um den türkischen „Selim Plan": Ein über das Internet aus dem Verteidigungsministerium in Ankara verbreitetes Memorandum (datiert Dez. 94), das Szenarium zur Turkisierung Kleinasiens durch Aufteilung Armeniens – von dem nur das Gebiet von Jerewan und Nachitschewan ohne den Ararat von ca. 35 000 Qkm unter iranischem Protektorat verbliebe – und die Annexion Pontus und Ioniens beinhaltet. Ankara: „PKK – Fälschung."

Im Westen gelegentliche Irritation über Landkarten und Schulbücher in der Türkei, revanchistische Äußerungen und ultranationalistische Kundgebungen, die Stärke der MHP, die Rachevisionen der türkischen Populärkultur an Griechen und Armeniern (so in TV – Serien) – all dies im Gegensatz zur offiziellen Linie der Türkischen Republik. Hingegen verbreitete Gewißheit in Griechenland und Armenien, daß der berüchtigte „Nationalpakt" Agenda der Türken ist und bleibt: Alleine schon an Bezeichnungen wie „Ostanatolien" für Westarmenien und „Izmir" für Smyrna offensichtlich.

Januar 00 Armenien beginnt mit der diskreten und intensiven Unterstützung der armenischen Diaspora in Frankreich im Widerstand gegen die EU – Mitgliedschaft der Türkei.

Januar 00 Armenien schließt Vertrag mit Eigentumsgesellschaft zum Bau einer Abzweigung des Blue Stream Pipeline zwischen Rußland und der Türkei durchs Schwarze Meer nach Trapezunt: Der Blue Stream 2.

4.1.00 Am 85. Jahrestag der militärgeschichtlich beispiellosen Niederlage der Türken bei Sarikamish enthüllen Staatspräsident Ter – Petrosyan und der russische Botschafter gemeinsam eine Siegessäule dort. Auch Signal der armenisch – russischen Aussöhnung.

Februar 00 General Andranik wird nach seiner Überführung aus Paris in Anwesenheit des Katholikos und des Staatspräsidenten mit militärischem Zeremoniell in Yerablur, Jerewan beigesetzt.

22.3.00 Stepanakert: NKR – Staatspräsident Kotscharjan entgeht knapp der Ermordung bei Attentat. Hintergrund: Machtkampf mit dem entlassenen Oberbefehlshaber der NKR – Streitkräfte Samvel Babayan (14 Jahre Gefängnis wegen Organisation des Attentats).

April 00 Freundschaftsvertrag zwischen Armenien und Rußland durch Außenminister Oskanyan im Kreml. Darin Militärbündnis und novellierter Stationierungsvertrag auf 10 Jahre: Exclusive russische Stationierung in den Stützpunkten bei Kumairi im Osten, bei Van und bei Arzen im Westen (insgesamt 20 – 25 000 Soldaten) und Liegerecht der Schwarzmeerflotte in Trapezunt. Zudem Abkommen über Handel und Kultur, technische und wissenschaftliche Zusammenarbeit. Rußland erkennt die Grenze zwischen Armenien und Georgien (gegen Republik Lasistan) ausdrücklich an.

Rußland und Armenien verweigern die von Nagorny Karabagh beantragte Aufnahme in ihr Militärbündnis, um über Druckmittel gegen ein aseritürkisch – türkisches Militärbündnis zu verfügen.

April 00 Der Pergamonaltar, zurück aus Berlin, wird wieder in Pergamon in Ionien aufgestellt und von Bundespräsident Rau offiziell übergeben. - Der diesbezügliche Antrag, von der griechischen Regierung im Juni 45 gestellt, war von Stalin, der DDR und der Regierung Kohl abgelehnt worden.

25.4.00 Griechenland und Rußland erkennen durch Beschlüsse der Vouli und der Duma den Armeniergenozid an.

Mai 00 Griechenland veranstaltet in Ionien grandiose Feiern zum 3000jährigen Bestehen des kleinasiatischen Griechentums. Enthüllung des gigantischen Monuments eines sitzenden Homer in Smyrna. Ehrengäste: Königin Elisabeth II., der russische Staatspräsident Putin, der italienische Staatspräsident Ciampi, der ägyptische Staatspräsident Mubarak, die Staatspräsidenten Armeniens und Nagorny Karabaghs Ter – Petrosyan und Kotscharjan - die im Anschluß die armenische Gemeinde Smyrnas und Athen besuchen – die pontische Ministerpräsidentin Papadopoulos und der Bürgermeister von Marseille Gaudin.

Mai 00 Die USA und Rußland nehmen direkte diplomatische Beziehungen zu Nagorny Karabagh auf und richten Vertretung in Stepanakert ein (Armenien 1992 – Griechenland 1993 – Frankreich, Iran, Australien 1994 – Libanon 1995 – Georgien 1997).

17.5.00 Kopenhagen: Vor dem UEFA - Cupfinale Arsenal – Galatasaray Zusammenstoß zwischen englischen und türkischen Fans. Drei Engländer werden erstochen.

29.5.00 General Dro wird nach seiner Überführung aus Boston/USA in Anwesenheit des Katholikos und des Staatspräsidenten mit militärischem Zeremoniell in Aparan, einem Städtchen auf dem Schlachtfeld von Sardarabad, beigesetzt.

Juni 00 Nach wiederholten Provokationen schießt Armenien ohne Warnung drei türkische Maschinen durch Mig-29 - Jäger und S-300 - Raketen über Westarmenien ab. Überlebender Pilot wird im Schleudersitz erschossen. Präsentation von Aufnahmen der Aktion in TV und Internet – große und begeisterte Aufmachung durch das englische Massenblatt „The Sun".

Türkei protestiert gegen „kriminellen Akt". Am Bosporus Beschießung eines pontischen Schiffes durch Zivilisten. Ultranationalistische MHP verlangt in mächtigen Kundgebungen die Kriegserklärung an Armenien und verläßt die Regierung nach einem Jahr. Regierungseintritt der Çiller. - Armenien schließt die Grenze, ordnet Alarmbereitschaft und Teilmobilmachung an und droht mit Pipelineboykott bei erneuter Bedrohung, Verletzung oder Diskriminierung (Repressalien an den Meerengen) seiner Souveränität. Verteidigungsminister Sarkissian profiliert sich als antitürkischer Hardliner. Clinton – Telefonat nach Ankara und Jerewan. EU ermahnt – gegen Kritik Griechenlands – „beide Seiten". Türkische Botschafter in Moskau und Athen werden einbestellt.

10.6.00 Syrien: Tod des „Löwen von Damaskus". Wechsel in der herrschenden Assad – Dynastie.

14.6.00 Nagorny Karabagh wird (mit Georgien) Mitglied der Welthandelsorganisation WTO.

Juli 00 Armenien öffnet die Grenze zur Türkei wieder - und teilt mit, daß die Überreste der türkischen Piloten nicht übergeben werden, daß es kein „Heldenbegräbnis für Aggressoren" geben werde.

Juli 00 Armenien hebt die exemplarisch antikurdischen Paragraphen auf (1.4.94). - Parallel Zuspielung eines Memorandums des armenischen Verteidigungsministeriums an das türkische Massenblatt Hürriyet. Darin: „Im Falle forcierter türkischer Aggression ist die Anerkennung und Unterstützung kurdischer Autonomie östlich des Euphrats – bei ausdrücklichem Verzicht auf armenisches und iranisches Territorium – eine logische Widerstandsoption."

Juli 00 Camp David/USA: Arafat schlägt umstrittenes Angebot Ministerpräsident Baraks zur Teilung Jerusalems aus. Das Armenische Viertel – südwestlicher Teil der Altstadt im Osten Jerusalems - fällt nicht unter palästinensische Kontrolle.

4.9.00 Rußland hebt die Visafreiheit innerhalb der GUS auf.

Oktober 00 Besuch des ägyptischen Staatspräsidenten Mubarak in Jerewan.

Oktober 00 Türkei verhindert Verurteilung des Genozids durch das US – Repräsentantenhaus mit der Drohung, den USA ihre Stationierungsrechte zu entziehen.

29.10.00 Transitzwischenfall: Aseritürkischer Milizionär ermordet auf Transitstrecke im Latschinkorridor drei armenische Transitreisende, nachdem es dort bislang lediglich zu gelegentlichen Schlägereien gekommen ist. Armenien droht mit bewaffnetem Geleitschutz bei Wiederholung. Aserbaidshan richtet den Mörder und zwei „Mitverschwörer" hin.

November 00 USA: G. W. Bush jr. in umstrittener und knapper Wahl zum Präsidenten gewählt.

Dezember 00 Novellierung des Religionsgesetzes (1991) in Armenien: Ausländern wird die Missionstätigkeit für „nichttraditionelle Gemeinschaften" (evangelikale Sekten) verboten und die Scientology – Sekte durch Registrierungsvorschrift (Apostolische Kirche und Griechische Orthodoxie ausgenommen) illegal, da nicht „rein spiritueller Natur" und nicht in „historisch anerkannten heiligen Schriften" gegründet.

Wegen polizeilichen Übergriffs auf US – Missionare Einbestellung des armenischen Botschafters in Washington. USA auch verstimmt über Gefängnisstrafen gegen Zeugen Jehovas, die Militärdienst verweigern.

2001 Beginn des Ausbaus und der Modernisierung des Hafens von Trapezunt – auch militärischer Anlagen und Befestigungen („Sewastopol – Programm") – mit russischer und griechischer Beteiligung. – Spekulationen nationalistischer türkischer Blätter.

2001 Aus der Diaspora sind seit 1991 ca. 300 000 Armenier in die Heimat zurückgekehrt.

2001 Kalender der Feier- und Gedenktage in Armenien und Nagorny Karabagh (*gesetzlich, andere ausschließlich religiös): Neujahr* (1. und 2.1) – Weihnachten* (6.1) – Heiliger Sargis (Sa. zwischen 18.1 – 23.2) - Feuertag (14.2) - Internationaler Frauentag* (8.3) – Ostersonntag* (im April) – Föderationstag/Tag der Freundschaft* (7.4, NKR: Tag der Mutterschaft und der Schönheit) – Genozidgedenktag* (24.4/NKR zusätzlich Massaker- und Pogromgedenktag: 10.4) – Befreiungstag* (25.4) – Verfassungstag* (26.4, nicht in NKR) - Internationaler Tag der Arbeitersolidarität* (1.5) - Tag des Sieges und des Friedens* (9.5) – Auferstehungstag (40 Tage nach Ostern) - Nationalfeiertag: Republik- und Armeetag* (28.5) – Wasserfest (Juni/Juli, 14 Wochen nach Ostern) - Heilige Maria (So. zwischen 12. – 18.8) – Heiligkreuz (So. nächst 14.9) - Unabhängigkeitstag* (21.9/NKR: 10.12) – Heilige Schriftgeber und Übersetzer (12.10) - Jahresende* (31.12)

Januar 01 Staatspräsident Ter – Petrosyan ernennt, wie angekündigt, Kotscharjan, den parteilosen Staatspräsidenten Nagorny Karabaghs, als Nachfolger Armen Sarkissians (seit 22.11.91), zum Ministerpräsidenten Armeniens.

Kotscharjan kündigt die von Ter – Petrosyan unterstützte einmalige Kandidatur für die Präsidentschaft zur „Weiterentwicklung der Verfassung" an und wird allgemein als Platzhalter Ter – Petrosyans gesehen, der gemäß Verfassung aussetzen muß.

Außenminister Arkady Ghukasyan (44) wird im ersten Wahlgang zum neuen Staatspräsidenten Nagorny Karabaghs gewählt.

Januar 01 Besuch Staatspräsident Ter – Petrosyans in Indien, auch in Madras und Kerala. Zusammenkunft mit Ministerpräsident Vajpayee. Vertrag über militärische, wirtschaftliche und technische Kooperation zwischen Armenien und Indien.

Januar 01 Der Journalist Hrant Dink (*1954 in Leninakan) veröffentlicht revisionistisches Werk: Kritik an „Selbstgerechtigkeit" und „Opferperspektive", auch Armenier seien Täter gewesen, Versöhnung und Dialog müßten möglich sein. Heftige publizistische und gesellschaftliche Auseinandersetzung. Der Autor wird bei Lesung tätlich angegriffen.

29.1.01 Frankreich erkennt durch Präsidialdekret – von Chirac lange hinausgezögert, nach entsprechenden Beschlüssen von Kammer (29.5.98) und Senat (7.11.00) - den Genozid an. Scharfer Protest der Türkei. Rückzug von Aufträgen und Abbruch der Beziehungen zwischen Universitäten.

25.3.01 Der griechische Nationalfeiertag ist erstmals auch in Pontus als „Tag des Griechentums" gesetzlicher Feiertag (zugunsten des zweiten Neujahrstages). Kalender der gesetzlichen Feier- und Gedenktage in Pontus: Neujahr (1.1) – Internationaler Frauentag (8.3) – Tag des Griechentums (25.3) - Föderationstag/Tag der Freundschaft (7.4) – Befreiungstag oder Tag der Landung (18.4) – Verfassungstag (26.4) - Internationaler Tag der Arbeitersolidarität (1.5) - Tag des Sieges und des Friedens (9.5) – Genozidgedenktag (19.5) - Republik- und Armeetag (28.5) – Autonomietag (23.9) - Weihnachten (25.12) – Jahresende (31.12)

25.3.01 Patras: Am griechischen Nationalfeiertag zum 180. Jahrestag des Beginns des Aufstands gegen die Türken Gründung des „Komitees zur Verteidigung des Hellenismus", das zur einflußreichen pressure group gegen die EU – Mitgliedschaft der Türkei wird und die Massen in Ionien mobilisiert. Vorsitzender wird der Anwalt Makis Voridis (*1964 in Smyrna).

Das in Smyrna erscheinende Massenblatt Ta Nea geht wegen ihrer neuen Türkeipolitik erstmals in die Gegnerschaft zur regierenden PASOK über.

15.4.01 Katholikos Karekin II. weiht mit der Ostermesse in Anwesenheit der Republikführung die neuerbaute Kathedrale „Gregor der Erleuchter" am Fuße des Ararat ein. - Der Ostersonntag ist erstmals nationaler gesetzlicher Feiertag.

Paralleler Abschluß der Rekonsekration der unter sowjetischer und türkischer Herrschaft umfunktionierten Kirchen. Die wenigen intakten Moscheebauten der Türkenzeit in Westarmenien – so die Große Moschee Ulu Camii in Musch, Museum seit 80 Jahren – bleiben umfunktioniert.

Mai 01 Staatspräsident Ter - Petrosyan wird im Kreml vom neuen russischen Präsidenten Putin empfangen.

Mai 01 Pontus´ Ministerpräsidenten Papadopoulos und Griechenlands Staatspräsident Stefanopoulos weihen in Sourmena, an der Grenze zu Lasistan, monumentales Argonauten – Denkmal ein.

Mai 01 Historische Besuche des Papstes zunächst im europäischen Griechenland, dann in Syrien – einschließlich des Sandschaks Alexandrette, urchristlichem Boden.

Mai 01 Pontios Trapezunt gewinnt erstmals die Premier League Armenien – Pontus und zudem im alljährlichen Spiel gegen PAOK Saloniki den Pontus – Cup.

August 01 Der australische Premierminister John Howard besucht Armenien und Pontus und hält in Trapezunt antitürkische Rede gegen den Genozid an Pontusgriechen und Armeniern. Die Türkei setzt alle Kontakte zu Australien aus. Krawalle zur Ausreise der Diplomaten Canberras aus Ankara.

15.8.01 Der Autonomierat Pontus erlaubt den Nachfahren der kaiserlichen Dynastie, dem Haus Laskaris – Komnenos, das sich auf Seleukiden und Flavier beruft, zum 540. Jahrestag des Falls Trapezunts die Rückkehr.

11.9.01 „Nine – Eleven". Beginn einer Neuen Epoche.

21.9.01 Am 10. Unabhängigkeitstag im 1700. Jahr der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion Grundsteinlegung der neuen Hauptstadt Araratia - öffentliche Gebäude im neoklassizistischen Stil entworfen - im Zentrum Armeniens an der Arax (bei Karakurt zwischen Arzen und Jerewan) durch Staatspräsident Ter – Petrosyan.

Ausdruck des Araratismus, eines neben der Sowjetmentalität herrschenden Geistes, der zu einem quasi armenischen Zionismus weiterentwickelt worden ist: Des Strebens nach der Kreation eines – ohne den Schutz der Sowjetmacht - wehrhaften revolutionär erneuerten Staates als Konsequenz aus dem Genozid, der seine raison d´être auch darin hat, das monophysitische Christentum zu repräsentieren. Der Araratismus drückt die Sehnsucht und Erfahrung einer Nation aus, die jetzt auch noch den Staat dazu hat. Armenien wird vielfach als >Israel im Kaukasus< definiert. Thanks To The Unspeakable Turk.

Während die Türkische Republik ein Staat aus dem Genozid und auf der Grundlage des Genozids ist, ist die Republik Armenien ein Staat gegen den Genozid.

23.9.01 Die Nationalversammlung Armeniens verabschiedet Reform der Föderationsartikel der Verfassung – Nationalversammlung gegenüber dem Präsidenten gestärkt – und für Armenien eine parlamentarische Verfassung nach griechischem und pontischem Modell (jeweils Zweidrittelmehrheit erforderlich).

Der Staatspräsident wird damit auf seine Funktion als Garant der Föderation mit Macht über die Föderationsministerien - Äußeres, Verteidigung, Finanzen – beschränkt, die Bestimmung zur einmaligen Wiederwahl aber aufgehoben. Außerdem Erhöhung der Sitze der Nationalversammlung (von 181 auf 201, davon 40 statt 36 für Pontus).

Die Föderation betreffende Artikel werden vom Autonomierat in Trapezunt ohne Plebiszit gebilligt.

25.9.01 Papst Johannes Paul II. trifft zu dreitägigem Staats- und Pastoralbesuch in Jerewan ein.

26.9.01 Im Rahmen seines Besuches in Etschmiadsin und Jerewan besucht Papst Johannes Paul II. das Genoziddenkmal in Jerewan.

7.10.01 Ministerpräsident Kotscharjan wird schon im 1. Wahlgang zum neuen Staatspräsidenten Armeniens gewählt und ist damit nach seiner Vereidigung Oberhaupt beider armenischer Staaten gewesen. - Der Kandidat der HKK gelangt hinter dem der Daschnaken nur auf Rang 3.

Die Regierung Pontus´ hat Kotscharjan in der Wahlkampagne für die Präsidentschaft, für die erneut kein Pontusgrieche kandidiert, uneingeschränkt unterstützt.

Ter – Petrosyan, der nicht kandidieren darf, übernimmt wieder den Vorsitz der HHS (bis Oktober 2006).

10.10.01 Erster Zensus in Armenien und Pontus als unabhängiger Gesamtstaat.

Die Bevölkerungsdichte Armeniens entspricht lediglich etwa der des Iran. Das Problem Armeniens ist nicht die Überbevölkerung sondern die Unterbevölkerung, weil ihm die Nachkommen der 1.5 Millionen Mordopfer des Genozids fehlen. Die Titularnation ist durch Geburtenüberschuß und größere Immigration aus der Diaspora als Emigration in sie auf 4 500 000 gewachsen (1991 – 2001).

Minderheiten in Armenien: 200 000 Russen, die größte Gemeinde im Transkaukasus (darunter die sektiererischen Molokaner aus vorsowjetischer Zeit), 100 000 Yesiden (nichtmuslimische Kurden) in Ostarmenien, 50 000 Aramäer in Westarmenien, Pontusgriechen und Zigeuner, sowie 20 000 Hamshenis (islamisierte Armenier mit archaischem Dialekt) im äußersten nördlichen Grenzgebiet zu Lasistan um Artvin. Das Ergebnis turkislamischer Herrschaft in Armenien war, daß die Armenier in ihrer Heimat zur Minderheit wurden – während Armenien nun zu den wenigen Ländern gehört, in denen es fast keine Muslime gibt.

Seit Mitte/Ende der 1990er Verfünffachung der sehr kleinen aramäischen Minorität durch Zuwanderung (vornehmlich) aus dem Iraq und faktische Auflösung der winzigen jüdischen Minorität durch Abwanderung nach Israel. - Es gibt mehr Russen in Armenien als Armenier in Rußland.

In Pontus 1 000 000 Pontusgriechen, 100 000 Armenier und 100 000 Russen - die Hälfte der Armenier und fast alle Russen Pontus´ in Trapezunt, wo sie zusammen 30% der Bevölkerung ausmachen.

Die größten Städte Armeniens und Pontus: Jerewan (800 000), Trapezunt (500 000), Arzen (450 000), Van (220 000), Kumairi (100 000), Kars (70 000), Musch (60 000).

November 01 Der neue Staatspräsident Kotscharjan ernennt den populären Verteidigungsminister Vasgen Sarkissian zu seinem Nachfolger als Ministerpräsident Armeniens: Wiedereintritt der Daschnaken in die Regierung (wie 1995/96).

Sersch Sarkissian (*1954 in Stepanakert) wechselt vom Verteidigungsministerium Nagorny Karabaghs in das Armeniens.

November 01 Der US – Botschafter in Jerewan Lemmon bietet die Einleitung des NATO – Beitritts an. Staatspräsident Kotscharjan lehnt kategorisch ab. Ein hoher Beamter des State Department inoffiziell: „Die Fixierung der Wilson – Linie 1920 war ein Fehler – sie hat nicht die geringsten Dividenden erbracht."

Armenien und Nagorny Karabagh stellen Antrag auf Assoziierung mit der EU.

Dezember 01 Sozialistische und liberale Parteien und Gruppierungen Armeniens – darunter auch die Hundschaken - schließen sich in dem Wahlblock Ardartyun (Gerechtigkeit) zusammen. Programm der „Europäisierung" des Landes, in der außenpolitischen Variante als Option der Mitgliedschaft Armeniens in NATO und EU.

Umgehende Unterstützung Ardartyuns aus den USA, meist durch „Nichtregierungsorganisationen", insbesondere die Foundation des jüdischen Finanzmagnaten George Soros.

Januar 02 Ein Journalist, der die Verbindung zwischen Geheimdienst und ASADA recherchiert, „verunglückt" tödlich. Scharfe Ermahnung Armeniens durch die EU.

5.1.02 Der Botschafter Nagorny Karabaghs in Moskau überlebt den Mordanschlag aseritürkischer Grauer Wölfe vor dem 10. Jahrestag der Proklamation der Republik wie durch ein Wunder unverletzt.

2.4.02 Militante Palästinenser besetzen die Geburtskirche in Bethlehem, wo sie von der israelischen Armee belagert werden. Scharfer Protest Armeniens in Tel Aviv und Gaza und Teilnahme an Beilegung: Räumung der Kirche (9./10.5) und Asyl für zwölf Militante, davon zwei in Armenien (zwei in Griechenland, die übrigen acht in anderen EU – Staaten).

21.4.02 Israelisches Militär legt Schneise durch Grundstück des Armenischen Patriarchats bei Bethlehem, um Sicherheitsmauer mitten hindurch zu ziehen.

Mai 02 Besuch des russischen Staatspräsidenten Putin – der auch den Zizernakaberd aufsucht - in Jerewan.

9.5.02 Armeniens Staatspräsident Kotscharjan vor Militärparade zum 10. Jahrestag des Sieges über die Tataren in Schuschi, Nagorny Karabagh: „Die Erkämpfung der Freiheit Arzachs war unser Unabhängigkeitskrieg. Hier mußten wir uns durchsetzen, um die jahrhundertelange Tragödie aus Unterwerfung, Unterdrückung, Massakrierung und Vertreibung im stolzen Zeichen unserer siegreichen Waffen zu durchbrechen – und wir werden all unsere Kräfte, all unsere Mittel einsetzen, um Arzach zu verteidigen. Wenn wir hier unterliegen, werden wir zurückgestoßen in eben jenen Kreislauf, an dessen Ende die Katastrophe stand."

21.6.02 England scheitert im World – Cup an Brasilien: Damit kein brisantes Halbfinale gegen Türkei.

September 02 Armenien verwirft kategorisch den von der Türkei initiierten „Euphrat – Vertrag": Direktorium der vier Euphratstaaten, das den freien Fluß des Euphrats garantieren soll

- zwecks Isolierung Armeniens und Aushöhlung seiner Kontrolle an den Quellen.

September 02 Erklärung des Außenministeriums in Jerewan: Die Aufnahme direkter Beziehungen zu Aserbaidshan hänge von der Normalisierung seiner Beziehungen zu Nagorny Karabagh ab.

18.9.02 Beginn des Baus der ca. 1500 km langen BYC, die unterirdisch verlegt wird.

Oktober 02 Griechische Kommunalwahlen: Türkeikritische ND erobert Bürgermeisteramt Smyrnas sensationell von PASOK.

31.10.02 Fenerbahce – Panathinaikos, das erste türkisch – griechische Pflichtspiel (im UEFA – Cup). Ausschreitungen von Türken, die Einnahme Konstantinopels feiern. Panathinaikos setzt sich durch (1:1, 4:1).

4.11.02 Türkei: Bei Parlamentswahlen gewinnt die islamistische AKP große absolute Mehrheit der Sitze.

Erdoğan bildet – anders als sein Ziehvater Erbakan 96/97 – Alleinregierung (14.3.03 Amtsantritt).

Dezember 02 Assoziierungsvertrag EU – Armenien. Zudem Abkommen EU - Armenien zur Kooperation und zur Finanzierung des Einsatzes gegen den illegalen Transfer von Drogen und Migranten. - Die anderen transkaukasischen Republiken können sich für die EU – Assoziierung (noch) nicht qualifizieren.

12./13.12.02 EU – Gipfel, Kopenhagen: Eröffnung des Beitrittsprozesses mit der Türkei.

Der griechische Oppositionsführer Karamanlis kritisiert die Regierung Simitis für die Freigabe der Beitrittseröffnung.

22.12.02 Armeniens Nationalversammlung hebt die Todesstrafe - 1993 zuletzt an dem Bandenführer Gagik Tsarukyan vollstreckt - auf (in Pontus schon 1992).

Aufhebung des sowjetischen Strafgesetzes, das Analverkehr zwischen Männern verbietet (2003).

2003/04 Armenische Aliya: Armenien fliegt den Großteil der etwa 20 000 im Iraq verbliebenen Armenier ein.

2003 Beginn des Baus der SCP (South Caucasus Pipeline) – Gaspipeline nahezu parallel zu dem der der BYC und an ihr entlang.

1.1.03 Türkische Farce kasuistischer neuer Richtlinien für offizielle Ionienkarten wirksam (auf Verlangen der EU), die griechisch – türkischen Kartenstreit formal beilegt.

Die neuen Karten kommen nur langsam und vereinzelt in Gebrauch und werden bei nationalistischen Protestveranstaltungen in der Türkei verbrannt.

Januar 03 CIA - Memorandum beurteilt Ziel der Integration Armeniens in NATO und EU zum Schutz der BYC, der Abdrängung Rußlands und des Drucks auf den Iran skeptisch: Kein Schutz gegen Türken bei regionaler Isolierung durch Gegnerschaft Rußlands und Irans, Stabilität des Regimes und antiamerikanische Strömung im Oppositionsblock, außenpolitisches Bündnis zwischen Regime und US – Diaspora.

1.3.03 Türkei verweigert USA Durchmarschrecht zum Angriff auf den Iraq. Trotz grundsätzlicher strategischer Partnerschaft Auftakt von Spannungen zwischen Türkei und USA infolge des Iraq – Feldzuges.

März 03 Türkei: Erdoğan – Regime bricht mit dem kemalistischen Tabu der „Großen Flucht" oder „Ostanatolischen Katastrophe" von 1921. Hintergrund auch: Verdrängung des Genozidschattens über EU – Beitritt.

April 03 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Rom – beim Papst und Ministerpräsident Berlusconi – und in Venedig, auf der Insel San Lazzaro degli Armeni.

April 03 Die pontische Ministerpräsidentin Papadopoulos und die Präsidenten Rußlands und Armeniens, Putin und Kotscharjan, eröffnen in Trapezunt die Blue Stream 2 – Gaspipeline, die Rußland und Pontus direkt durchs Schwarze Meer, als Abzweigung der Blue Stream, verbindet. Armenien und Pontus werden unabhängig vom prekären Transit russischen Gases durch Georgien und den Nordkaukasus.

9.4.03 US – Truppen, denen beim Feldzug gegen den Iraq von britischen Truppen assistiert wird, nehmen Bagdad ein. Mesopotamien versinkt in Chaos und Anarchie.

16.4.03 Beim EU – Gipfel in Athen teilweise gewalttätige Massenproteste durch Ionier - die zu Hunderttausenden mit Fähren und Flugzeugen herübergekommen sind - gegen das Beitrittsverfahren der EU mit der Türkei („Anti – Globalisierungs" – Demonstranten gehen darin unter, werden auch abgedrängt). Der EU – Gipfel zum Abschluß der griechischen Präsidentschaft im Juni wird darauf von Saloniki nach Korfu verlegt.

Das kleinasiatische Griechentum – in letzter Konsequenz scheinbar durch den „Zwischenfall" von Çanakkale gerettet - steht in scharfer Gegnerschaft zur EU – Mitgliedschaft der Türkei, bei der es zur Überschwemmung Ioniens durch Türken und Kurden kommen würde.

25.5.03 Wahlen zur Nationalversammlung Armeniens. Ardartyun - unter dem Vorsitz Stepan Demirchyans (*1959), Sohn des ermordeten KP – Sekretärs - wird auf Anhieb drittstärkste Kraft vor HKK und hinter den Daschnaken, die sich als zweitstärkste Fraktion behaupten.

Parallel wird per Plebiszit (nur in Armenien) Reform der Föderations- und Republikverfassung - wirksam zur Wahl der nächsten Legislative – gebilligt. Armenien auf dem Weg in die IV. Republik.

Prozeß der fortschreitenden Verbonzung, Korrumpierung und Machtarroganz der Staatspartei HHS.

25.5.03 In Pontus auch unter ND – Regierung Fortsetzung der Doppelwahltradition mit zusätzlicher Wahl des Autonomierates, in dem die ND ihre Mehrheit behauptet, die PSDE nach dem Debakel ´99 auf den zweiten Rang gelangt.

Sommer 03 Immigration von Aramäern aus dem Iraq, insbesondere über die Kurdengebiete, steigt auf jährlich ca. 15 000 (10 – Jahres – Perspektive). - Wie bei ihren schon zugewanderten Glaubensgenossen erfolgt ihre Ansiedlung auch unter strategischen Gesichtspunkten in und am Antitaurus und am Van See. Armenischer Minister: „Unser Angebot an jene unserer assyrischen Glaubensverwandten, die unterdrückt und verfolgt werden, lautet: `Kommt zu uns und lebt mit uns in Würde.´"

Beginn der Massenflucht aus dem Iraq insbesondere nach Syrien und Jordanien. Die aramäischen Gemeinden im Sandschak nehmende Zehntausende iraqischer Christen auf. Einmal mehr wird der Sandschak zum Refugium orientalischer Christen.

4.7.03 „Sackaffäre": US Armee nimmt in Sulaimaniya, Nordirak, türkische Spezialeinheit bei der Vorbereitung terroristischen Anschlags fest. Darauf nationalistisch – hysterischer, antiamerikanischer Sturm der Empörung in der Türkei.

4.8.03 Beginn von Bombenanschlägen auf Kirchen in Mesopotamien: Signal zur Einleitung der Auflösung der uralten christlichen Gemeinden im Zweistromland.

Oktober 03 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Australien.

Oktober 03 Baku: Wechsel in der herrschenden Alijev – Dynastie zum Anlaß von „Präsidentschaftswahlen". Im Rahmen der Prozedur intensivierte Auseinandersetzung zwischen den Grauen Wölfen und dem Regime. Was der Assad – Dynastie in Syrien die Muslimbrüder, sind der Alijev – Dynastie in Aserbaidshan die Nationalisten: Todfeinde.

11.10.03 Istanbul: Schärfste Sicherheitsvorkehrungen zum Fußball - EM – Qualifikationsspiel Türkei - England (0:0).

13.10.03 Istanbul: Bei Trauerveranstaltung am „Märtyrertag" verlangt Ministerpräsident Erdoğan von Großbritannien Entschädigung. – Spott englischer Boulevardpresse.

10.11.03 In Smyrna 80 – Jahr – Feier der Neugründung – wegen verhöhnter „Unpäßlichkeit" ohne den scheidenden Ministerpräsidenten Simitis.

10.11.03 V. Einzugsfeier in Istanbul.

15.11.03 Selbstmordattentat eines eingesickerten Aseri in Stepanakert, Nagorny Karabagh. Die Überreste des Attentäters werden verbrannt, seine Sippe in Aserbaidshan wird interniert und dezimiert.

20.11.03 Anschlag türkischer Islamisten auf britisches Generalkonsulat und Filiale einer US – Bank in Istanbul - zunächst werden eher türkische Nationalisten als Täter angenommen.

22./23.11.03 Tiflis: Sturz Schewardnadses in der „Rosenrevolution". CIA - Inszenierung? Saakaschwili Staatspräsident.

2004/05 Aserbaidshan: Das im Volk wegen der Anerkennung Arzachs weithin verhaßte Regime der Alijev – Dynastie sieht sich gezwungen, einen beträchtlichen Anteil der gestiegenen Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas in den Aufbau eines staatlichen Sozialsystems zu investieren.

Januar 04 Armenien verweist einige US – amerikanische Organisationen wegen Einmischung in die inneren Angelegenheiten – die massive Unterstützung des Oppositionsblocks Ardartyun – des Landes. Scharfe Auseinandersetzung zwischen Staatspräsident Kotscharjan, der mit Boykott der BYC – Pipeline droht und US – Botschafter Ordway.

In den USA Protest der von Daschnaken dominierten Diaspora und Kritik von Kongreßabgeordneten aus Kalifornien und Massachusetts unter Führung Senator Ted Kennedys an der Bush – Administration.

19.2.04 Ungarn: Gurgen Markaryan, ein armenischer Offizier, der an NATO – Programm teilnimmt, wird im Schlaf von aseritürkischem Offizier mit Axt erschlagen. Der Täter wird zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt (ohne Möglichkeit früherer Entlassung).

7.3.04 Bei griechischen Parlamentswahlen große Stimmengewinne der Nea Dimokratia in Ionien – wo sie erstmals die PASOK in ihrer Hochburg überflügelt - wegen Bekenntnis zu Ablehnung der Mitgliedschaft der Türkei in der EU. - Zudem Einzug der nationalistischen Elliniko Metopo (Hellenische Front) des ionischen Volkstribuns Voridis in die Vouli.

Konstantinos Karamanlis (ND) wird Ministerpräsident.

April 04 Türkei nimmt die am 21.9.94 ausgesetzten diplomatischen Beziehungen zum Libanon wieder auf.

1.5.04 Assoziierung EU - Armenien tritt in Kraft – worauf Griechenland, gerade im Hinblick auf Pontus, massiv drang.

Staatspräsident Kotscharjan betont vor Nationalversammlung, daß aus sicherheitspolitischen Gründen EU – Mitgliedschaft nicht in Frage komme, eine Zollunion das Maximum europäischer Integration sei.

Mai 04 Lasische Krise: „Pascha" Saka verlangt unter Druck der (meist georgischen) Opposition gegen sein 13jähriges despotisches Regime Aufwertung der Autonomie. Armenien schließt darauf die Grenze zu Lasistan und beruft Reservisten ein.

Nach drei Tagen Beendigung der Krise durch den Kreml, der den Despoten Saka und seinen Clan in komfortables Exil nach Moskau ausfliegt (6.5).

Juni 04 PKK kündigt den einseitigen Waffenstillstand mit der Türkei.

4.7.04 Griechenland wird unter Leitung des deutschen Trainers Otto Rehhagel Fußballeuropameister durch 1:0 gegen Gastgeber Portugal. Riesenjubel in griechischen Gemeinden auf der ganzen Welt.

13. – 29.8.04 XXVIII. Olympische Spiele der Neuzeit in Athen.

September 04 Lasistans neue Regierung unter einem jungen Saakaschwili – Anhänger aus einem Clan georgischer Muslime hebt die russische Amtssprache (neben Georgisch und Lasisch) auf, verfügt die Umstellung der Schreibung des Lasischen vom Kyrillischen ins Lateinische und beginnt mit der Förderung des amerikanischen Englisch.

Rußland reagiert mit der Ausweisung Tausender Lasen – Arbeiter, Händler u.a. - aus der Region Moskau und importiert Schwarzmeertee nur noch aus Pontus.

September 04 Griechenland lehnt die von Deutschland wegen „Volksverhetzung" beantragte Auslieferung eines deutschen Staatsbürgers, Dozent an der Universität Smyrna und aktiv im Widerstand Ioniens gegen die Türken – „Ein neuer Lord Byron" (griechische Presse) - ab.

8.9.04 „Smyrna – Spiel": Brisantes Qualifikationsspiel Griechenland – Türkei (0:0) im Neubau des Venizelos – Stadions. Türken treten auf Ultimatum der UEFA an und landen mit Fähre, die sie zum Spiel verlassen; keine türkische TV - Berichterstattung. Transparente und Sprechchöre gegen EU – Beitritt der Türkei im Stadion. UEFA - Geldstrafe für EPO.

Okt./Nov. 04 Die Vouli beschließt – auf Druck des kleinasiatischen Griechentums - in zwei erforderlichen Abstimmungen nicht mit der notwendigen Dreifünftelmehrheit sondern einstimmig Verfassungsergänzung, die plebiszitäre Billigung neuer EU – Mitgliedschaften verfügt. - Ankara zeigt sich „irritiert".

Die Simitische Illusionssicherheitspolitik der Europäisierung der Türkei ist damit faktisch am Widerstand Ioniens gescheitert.

16./17.12.04 EU – Gipfel, Brüssel: Freigabe von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei (zum 3.10.05).

Griechenland verlangt die Öffnung der ionischen Grenze im Rahmen der Eröffnung der Beitrittsverhandlungen in einer von der EU zu bestimmenden Form (um türkische Hinhaltetaktik zu unterlaufen).

2005/06 Katastrophe armenischer Nahostpolitik, die auf Friedensverträge Israels mit Syrien und dem Libanon (u.a. Entwaffnung der Hisbollah) und das Arrangement zwischen Syrien und den Christen im Libanon, abzielt(e).

2005 Vor 100 Jahren 1. armenisch – tatarischer Krieg: Abwehr von Tatarenangriffen in Baku, Schuschi, Jerewan und Nachitschewan.

Januar 05 Fertigstellung der längsten und teuersten Pipeline der Welt - der BYC – nach 28 Monaten Bauzeit.

25.3.05 Ministerpräsident Karamanlis von der mutterländischen ND besucht wie sein Onkel vor elf Jahren Pontus – am griechischen Nationalfeiertag. Anschließend in Jerewan, dabei geheime Sondierungsgespräche auf armenische Initiative über „Çesme – Projekt" (Militärallianz Rußland – Armenien – Griechenland) für den Fall militanter Außenpolitik – extrem nationalistisch oder islamisch - der Türkei.

8.4.05 Staatspräsident Kotscharjan besucht die Trauer- und Begräbnisfeier für Papst Johannes Paul II. in Rom.

24.4.05 Zum 90. Jahrestag des Beginns des Genozids Versammlung von 1.5 Millionen Armeniern an der nationalen Gedenkstätte in Jerewan.

25.4.05 Kurdistan: Der türkische Ministerpräsident Erdoğan eröffnet in Diyarbakır Monument und Museum zum Gedenken an den „Armenischen Muslimgenozid“.

Die PKK reagiert mit der Erklärung, den „in der Finsternis des Feudalismus von der Türkei betriebenen Genozid an den Armeniern" anzuerkennen.

26.4.05 Die letzten Truppen Syriens, das unter schweren Druck geraten ist, räumen den Libanon.

Mai 05 Besuch US – Präsident G.W. Bushs in Jerewan – sucht den Zizernakaberd auf, vermeidet aber strikt das Wort „Genozid".

Juni 05 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Frankreich. Zusammenkunft mit Staatspräsident Chirac und dem gerade berufenen Ministerpräsidenten de Villepin. Hauptthema: Libanon und Syrien.

Juni 05 Iran: Überraschende Wahl des schiitischen Hardliners Ahmadinedschad zum Staatspräsidenten.

Juni 05 Vertrag zwischen Georgien und Rußland zum Abzug russischer Truppen (bis 2008).

16.7.05 Bombenanschlag der kurdischen TAK in Kuşadasi (Scalanova) vor Samos an der ionischen Grenze. Türkische Massenblätter spekulieren über Anstiftung durch griechische Tourismus – Konkurrenz.

29.7.05 Anläßlich der Unterzeichnung des „Ankara – Protokolls" (Ausweitung Zollunion Türkei – EU) betont die EU die Verpflichtung der Türkei, als in Verhandlungen stehender EU – Beitrittskandidat, ihre Grenze zu Ionien zu öffnen.

August 05 Skandal: EU – Inspektoren werden auf der türkischen Seite der ionischen Grenze mit Steinen beworfen. Die türkische Regierung entschuldigt sich für den Vorfall, äußert aber auch Verständnis.

7.8.05 Am Märtyrertag der Aramäer – 80 Jahre nach dem „Jahr des Schwertes" – Einweihung eines Denkmals in Neu – Midyat in Syrien zum türkisch – kurdischen Aramäergenozid im Tur Abdin. Die Türkei protestiert.

3.10.05 Formale Eröffnung der Beitrittsverhandlungen EU – Türkei: EU gibt zehn ionische Grenzübergänge bekannt, die zur ersten Runde der Beitrittsverhandlungen zu öffnen sind.

November 05 Erdoğan, Putin und Berlusconi eröffnen in Samsun, Türkei die Blue Stream - Gaspipeline durchs Schwarze Meer, die Rußland und die Türkei direkt verbindet.

10.12.05 Leipzig: Avetik Abrahamyan (*1980 in Jerewan) wird Weltmeister im Mittelgewicht nach IBF – Version durch k.o. – Sieg über den Nigerianer Ikeke.

29.12.05 30 000. Tag der türkischen Grenzsperre zu Ionien. Griechenland öffnet anderntags die von der EU fixierten ionischen Grenzübergänge.

(6.8.26 1000. – 14.9.30 2500. – 19.7.37 5000. – 28.3.51 10 000. – 13.8.78 20 000. – 22.4.92 25 000.)

Ministerpräsident Karamanlis erklärt, die von der deutschen Bundeskanzlerin Merkel vorgeschlagene „privilegierte Partnerschaft" der EU mit der Türkei zu unterstützen.

2006 International geschätzte Truppenstärke im Vergleich: Armenien 150 000 – Nagorny Karabagh 20 000 – Aserbaidshan 85 000 – Türkei 910 000 - Griechenland 142 000 - Israel 186 000

Januar 06 Nagorny Karabagh: Staatspräsident Ghukasyan im 1. Wahlgang bestätigt.

Januar 06 Besuch Staatspräsident Kotscharjans in Turkmenistan beim „Turkmenbaschi" Nijasow. Pompöser Empfang: Der Türkendespot wirbt für die von den USA, der EU und den Türken lancierte TCGP (Trans Caspian Gas Pipeline) – die von Rußland und dem Iran opponiert wird, nach deren Definition das Kaspische Meer ein Binnensee, kein Meer ist.

Januar 06 Gazprom nimmt Armenien von der drastischen Erhöhung der Energiepreise wegen seiner wichtigen strategischen Partnerschaft mit Rußland aus.

Januar 06 Auftreten der Vogelgrippe am Van See.

Januar 06 Premiere des bislang erfolgreichsten türkischen Spielfilms Kurtlar Vadisi (Im Tal der Wölfe): Diabolische propagandistische Darstellung von US – Amerikanern, Armeniern – und Engländern.

26.1.06 Wahlsieg der islamistischen Hamas in Palästina.

5.2.06 Die Autonomieregierung Pontus´ zeichnet den katholischen Priester Andrea Santoro aus Trapezunt für seine karitative und soziale Arbeit aus.

5.2.06 Antichristliche Unruhen in Beirut nach antiwestlichen Unruhen in Damaskus im Zuge des „Karikaturenstreits".

März 06 Armenien und Griechenland entwerfen Geheimprogramm zur zivilen und militärischen Notfallhilfsleistung für Christen im Nahen Osten. Basis und Zentrum: Zypern.

April 06 Türkische Presse hetzt nach Kurdenunruhen gegen „armenische Agenten".

14.4.06 Alexandria: Muslimische Angriffe auf Kopten. Staatspräsident Kotscharjan bestellt den ägyptischen Botschafter ein, um ihm seine Besorgnis mitzuteilen.

22.4.06 Erneuter Mord an einem Armenier in Rußland durch russischen Skinhead, der einen Studenten in Moskau ersticht.

25.4.06 Ex – Staatspräsident Ter – Petrosyan meldet seine erwartete erneute Kandidatur für die Präsidentschaft an, auf die Staatspräsident Kotscharjan, wie angekündigt, verzichtet.

25.4.06 Überführung des Dichters Ehmedê Xanî, der erstmals kurdische Unabhängigkeit propagierte, aus dem Ishak Pascha Palast bei Pakovan per Flugzeug nach Arbil, Hauptstadt des kurdischen Autonomiegebiets im Iraq. Reaktion auf antiarmenische Hetze in der Türkei.

Mai 06 Die „Seidenstraße des 21. Jahrhunderts", die BYC – Pipeline, wird in Betrieb genommen, der auf 40 – 50 Jahre angelegt ist und 2009 seine volle Kapazität erreichen soll. - Beginn der Transiteinnahmen für Armenien.

15.5.06 Rußland beginnt mit Verlegung seiner beiden Stützpunkte in Georgien nach Armenien. Georgien bekräftigt Ziel eines NATO – Beitritts. Armenien betont Neutralität.

21.5.06 Armenien schließt anläßlich der Erprobung der SCP – Gaspipeline aus Baku die Teilnahme an der an sie anzuschließenden TCGP ohne die „Zustimmung unserer Freunde Rußland und Iran" kategorisch aus.

12.6.06 Krise zur Eröffnung der ersten Runde der Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und der Türkei, die die Öffnung der ionischen Grenze vor EU – Mitgliedschaft verweigert – worauf Griechenland beharrt.

Juli 06 Besuch Staatspräsident Kotscharjans im Iran. Zusammenkunft mit dem neuen Staatspräsidenten Ahmadinedschad. Thema ist auch der forcierte Konflikt um das iranische Atomprogramm.

Juli 06 Griechenland und Armenien nutzen Massenflucht aus dem Libanon nach Zypern auch zu gemeinsamer Notfallübung.

13.7.06 In Ceyhan/Türkei Eröffnungsfeier für die BYC – Pipeline - ohne den Staatspräsidenten Armeniens, Kotscharjan, der erklärt: „Wir wollen ein seriöser Akteur auf der internationalen Bühne sein."

13.7.06 Einbestellung des israelischen Botschafters in Jerewan aus Protest gegen Luftangriffe auf Beirut.

August 06 Verständigung zwischen Griechenland und Armenien auf Nichtteilnahme an UN – Friedenstruppe im Libanon im Hinblick auf die Situation der dortigen griechischen und armenischen Christen.

14.8.06 Die Regierung des Libanon lehnt die angebotene Beteiligung der Türkei an UNIFIL 2 aus „historischen Gründen" und auf Verlangen Armeniens ab (vgl. Position Israels zu deutscher Teilnahme).

21.9.06 Staatspräsident Kotscharjan bei Feier zum Unabhängigkeitstag in Jerewan: „Wir sind noch eine Insel der Stabilität und der Ruhe in einer weltpolitischen Erdbebenregion mit Erschütterungen, die immer heftiger und weitreichender sind."

28.9.06 Tiflis: Rußland beruft seinen Botschafter nach der Festnahme von fünf Offizieren ab und verhängt Blockade gegen Georgien (3.10).

29./30.9.06 Erstmals Staatsbesuch aus Frankreich in Jerewan durch Präsident Chirac, der auch den Zizernakaberd aufsucht (Einladung wegen Verärgerung über seine Türkeipolitik um Jahre hinausgezögert).

Oktober 06 Der neue Chef des Hauses Laskaris – Komnenos, Eugenios III. (31), bestimmt Trapezunt nach dem Tod seines Vaters Theodoros IX. (1921 – 2006) wieder zum Familiensitz – nach 545 Jahren.

8.10.06 Präsidentschaftswahl in Armenien: Ter – Petrosyan wird durch hauchdünne absolute Mehrheit im 1. Wahlgang erneut Staatspräsident Armeniens. Krawalle von Anhängern des Ardartyun - Kandidaten Vasgen Manukyan (Ministerpräsident 1990/91) - die gegen angebliche Wahlfälschung zur Verhinderung einer Stichwahl protestieren.

Analysten führen das Resultat auch auf die Krisen in den unmittelbaren Nachbarregionen zurück.

12.10.06 Französische Nationalversammlung verabschiedet Gesetz, das die Leugnung des Armeniergenozids unter Strafe stellt.

8.11.06 EU – Kommission fordert von der Türkei Öffnung der ionischen Grenze bis Mitte Dezember.

19.11.06 Pannationale (HHS) und Republikaner (HHK) fusionieren auf Sonderkongreß in Jerewan zur Republikanischen Pannationalen Bewegung der Armenier (HHHS). Der HHK – Vorsitzende Andranik Markaryan (*1951) wird HHHS – Vize.

Nach Sammlung auf der Linken auch Sammlung auf der Rechten: Konzentration der politischen Auseinandersetzung in Armenien. Die HHD beendet ihre zweite Regierungsbeteiligung nach fünf Jahren.

29.11.06 Bei der Landung in Smyrna zum Besuch in Ephesus betont offizieller und freundlicher Empfang Papst Benedikt XVI. – im Kontrast zur Türkei.

1.12.06 Vor seiner Rückkehr nach Rom besucht Papst Benedikt XVI. das seit 10 Jahren wieder geöffnete Theologische Seminar auf Halki in Begleitung des Patriarchen Bartholomäus.

2.12.06 Nach Sondersitzung des Ministerrats in Athen gibt Außenministerin Dora Bakogiannis – drei Tage nach der abschließenden Weigerung der Türkei, ihre Grenze zu Ionien vor Mitgliedschaft in EU zu öffnen – das Veto Griechenlands gegen weitere Beitrittsverhandlungen EU – Türkei bekannt. – Umgehende scharfe Kritik der USA, Großbritanniens, Italiens und Spaniens am griechischen Veto.

4.12.06 Erdoğan läßt sich - nicht unerwartet - zu einem seiner berüchtigten Wutausbrüche hinreißen, droht Griechenland mit dem „gerechten und vergeltenden Zorn der Türkei“ und seinen „schrecklichen Folgen“ und warnt die EU vor einem Bruch mit der Türkei.

5.12.06 Griechenland beruft seinen Botschafter aus Ankara ab, schließt die am 31.12 geöffneten ionischen Grenzübergänge und verlangt deutliche Reaktion der EU auf die „unerhörten Drohungen" der türkischen Regierung - die von Deutschland und Frankreich verurteilt werden.

8.12.06 Die Türkei bietet die befristete Öffnung von drei Grenzübergängen nach Ionien an.

11.12.06 Brüssel: EU – Außenministerkonferenz ohne Einigung über Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.

12.12.06 Autobombenanschlag auf die armenische Kirche in Bagdad, die schwer beschädigt wird – jedoch keine Opfer an Verletzten oder Toten.

15.12.06 Inbetriebnahme der SCP – Gaspipeline: Nach Einnahmen aus dem Öl- auch Einnahmen aus dem Gastransit aus Baku in die Türkei für Armenien.

15.12.06 Brüssel: Griechenland weist beim EU – Gipfel „Kompromiß" der Wiederaufnahme der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei (8 von 35 Kapiteln ausgenommen) bei unbefristeter Öffnung von drei Grenzübergängen nach Ionien zurück und kritisiert die Tolerierung türkischer Drohungen.

Hinter den Kulissen Drohungen aus der EU – Bürokratie, andauernde „destruktive Vetopolitik" Griechenlands mit Strafverfahren, dem Ausschluß aus der Eurozone zu ahnden – worauf die griechische Regierung mit der Drohung einer „Politik des leeren Stuhls" zur Paralysierung der EU reagiert.

16.12.06 Oppositionsführer Georgios Papandreou empfängt Ministerpräsident Karamanlis demonstrativ bei der Rückkehr nach Athen.

Großbritannien ergreift durch Erklärung Premierminister Blairs bei Zwischenlandung in Ankara offen Partei für die Türkei gegen seinen traditionellen Verbündeten Griechenland in der Frage des türkischen EU – Beitritts. Erdoğan erklärt „grundsätzliche Bereitschaft“ zur Akzeptanz der EU – Initiative.

19.12.06 US – Außenministerin Rice zu Sondermission in Athen (anschließend in Ankara). Hinter den Kulissen droht sie Griechenland mit „strikter Neutralität" der USA im Falle „militärischen Drucks" der Türkei. Bei Pressekonferenz Eklat durch offenen Disput zwischen ihr und der griechischen Außenministerin Bakogiannis.

19.12.06 Armenien erklärt, bei türkischem Druck auf Griechenland alle Kontakte zur Türkei umgehend auszusetzen.

21.12.06 Die Türkei – Beitrittskandidat ohne Verhandlungen - beruft ihren Botschafter aus Athen ab.

29.12.06 Griechischer Journalist in CNN - Interview: „Greece is the cradle of civilization and shall protect it from Turkish barbarism."

30.12.06 Saddam Hussein wird gehängt.

2007 Armenien liegt durch seine geostrategische Bedeutung, einem historischen Zyklus gleich, im Spannungsfeld der Mächte – in analogen Parteiungen im Inneren resultierend. Diesmal zwischen der eher russisch – persischen Regierungspartei HHHS und dem eher amerikanisch – europäischen Oppositionsblock Ardartyun.

2007 Armenien beginnt mit der Investition der Transiteinnahmen für Öl und Gas in die Modernisierung der Staudammsysteme an den beiden Quellflüssen des Euphrats zur Komplementierung seiner zusätzlich gewonnenen geostrategischen Bedeutung.

Januar 07 Armenien lehnt die von der Türkei und Georgien vorgeschlagene KATB - Eisenbahnmagistrale (Kars – Aschkalkalak – Tiflis – Baku) zur direkten Verbindung Europas und Kleinasiens mit Zentralasien und China unter Umgehung Rußlands ab.

Januar 07 Die Elliniko Metopo fusioniert nach verheerenden Verlusten bei den Kommunalwahlen im Oktober mit der Orthodoxen Volkszusammenkunft (LAOS) zur LAOS – EM.

28.1.07 Armeniens Staatspräsident Ter - Petrosyan besucht im Rahmen seiner Ägypten – Reise, bei der er wie vor 10 Jahren mit Ägyptens Staatspräsident Mubarak zusammentrifft, die koptische Gemeinde in Alexandria zur Unterstützung der bedrängten Christen des Landes.

Februar 07 In Antakya (Sandschak) muslimische Demonstrationen und Krawalle gegen die Zuwanderung von Christen aus dem Iraq. Das Baath – Regime unterbindet sie rigoros, sperrt die Provinz aber gegen weitere Immigration aus dem Iraq (ab 10.9 Visumpflicht in Syrien für den Iraq).

24.3.07 Nationales Fußballdebakel in Piräus: Griechenland – Türkei 1:4.

Wegen Zuschauerausschreitungen verhängt die UEFA Sperre (2 Spiele) über Piräus und Athen.

25.3.07 Der stellvertetende HHHS – Vorsitzende Andranik Markaryan (55) erliegt einem Herzinfarkt. Erst die Partei, dann der Mann.

April 07 Griechenland meldet den dramatischen Anstieg des Zustroms von Migranten und Drogen aus der Türkei auf die Inseln und an die Küste Ioniens im ersten Jahresquartal: Offensichtliche türkische Reaktion auf das griechische EU – Veto.

April 07 Reise der EU – Ratspräsidentin, der deutschen Bundeskanzlerin Merkel, zu ergebnislosen Sondierungsgesprächen zunächst nach Ankara, dann Athen.

Scharfe Kritik des türkischen Regimes an deutscher EU – Ratspräsidentschaft.

Mai 07 Das armenische Innenministerium untersagt Greenpeace Aktion auf dem Ararat. Aktivisten, die dem zuwiderhandeln wollen, werden von Militärpolizisten aufgegriffen und verprügelt – wie auf YouTube zu sehen – und anschließend ausgewiesen.

6.5.07 Nicolas Sarkozy (*1955) wird zum französischen Staatspräsidenten gewählt.

Griechenland hofft auf die Sprengung der Isolation seiner Türkeipolitik in der EU.

12.5.07 Wahlen zur Nationalversammlung Armeniens nach griechischem Modell, durch die die parlamentarische Verfassung der IV. Republik in Kraft tritt.

Die Regierungspartei behauptet sich mit 85 der 160 (von insgesamt 201) armenischen Sitze. Ardartyun wird zur bei weitem stärksten Oppositionskraft. Die Staatsparteien der I. und II. Republik – Daschnaken und Kommunisten – werden parlamentarisch marginalisiert.

12.5.07 Bei der traditionellen Doppelwahl in Pontus siegt bei der zum Autonomierat die ND unter Ministerpräsidentin Papadopoulos nochmals mit hauchdünnem Vorsprung auf die PSDE.

12.5.07 Putins Coup gegen TCGP: Vertrag zwischen Rußland, Turkmenistan und Kasachstan zur Modernisierung der Gaspipeline aus Zentralasien über Rußland nach Europa.

17.5.07 Erste Eisenbahnfahrt über innerkoreanische Grenze seit 57 Jahren: Die griechisch – türkische Grenze in Kleinasien bleibt damit die weltweit letzte undurchdringliche.

7.6.07 Putin schlägt USA im Streit um Raketenabwehrprogramm gemeinsames System bei Gabala, Aserbaidshan vor (im Juli 1992 von Aserbaidshan geschlossen).

21.6.07 Vasgen Sarkissian wird von der Nationalversammlung zum ersten Ministerpräsidenten der IV. Republik Armenien gewählt. Sein Gegenspieler ist der Ardartyun - Vorsitzende Stepan Demirchyan (*1959 in Jerewan), Sohn des 1988 ermordeten KP – Sekretärs Armeniens.

22.6.07 Armenien beantragt offiziell die Zollunion mit der EU.

23.6.07 UEFA setzt die Spiele zwischen Armenien und Aserbaidshan (am 8./12.9) ab – obwohl Armenien für ordnungsgemäße Austragung plädierte (!).

Juli 07 Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Hu Jintao in Jerewan – 1 Jahr nach Eröffnung der BYC – Pipeline.

Juli 07 Wahlkampagne in der Türkei: Angriffe der Opposition auf Regierungspartei wegen gescheiterter Europapolitik und „Verletzung der nationalen Ehre" eröffnen deren Kampagne gegen Griechenland und Deutschland, das nicht einmal seine Irritation erklärt.

22.7.07 Vorgezogene Parlamentswahlen in der Türkei nach Konflikt zwischen Regierung und Militär um die Präsidentschaft. Islamistische AKP gewinnt trotz blockierter EU – Ambitionen Stimmen und behauptete absolute Mehrheit der Sitze. Ultranationalistische MHP verdoppelt ihren Stimmenanteil.

3.8.07 Der russische Admiral Masorin kündigt in Trapezunt die Wiederherstellung permanenter russischer Präsenz im Mittelmeer an.

17./18.8.07 Smyrna: Krawall muslimischer Migranten (neben ihrer steigenden Kriminalität) schlägt in Angriffe der einheimischen griechischen Bevölkerung auf sie um. Hunderte Migranten flüchten aus Smyrna, sieben - aus dem Iraq, Palästina, Kurdistan, Pakistan, Darfur – werden getötet.

Internationales Aufsehen über „Pogrom von Smyrna". Scharfer Protest der EU, die USA und Pakistan bestellen den griechischen Botschafter ein, die Türkei erklärt, den „islamophoben Genozid" in der Organisation der islamischen Konferenz zu thematisieren.

24./25.8.07 „Griechenland brennt!" Die sommerlichen Waldbrände eskalieren zum schlimmsten Flammeninferno seit Menschengedenken auf der Peloponnes und im Süden. Dutzende Tote auf der Flucht. Verhängung des Notstands und Anordnung von Staatstrauer. Griechische Medien: Schlimmstes Feuer seit dem Großen Feuer in Smyrna vor 85 Jahren.

25.8.07 Ministerpräsidentin Papadopoulos verfügt die Mobilisierung und Entsendung aller verfügbaren Kräfte Pontus´ zur Bekämpfung der Brandkatastrophe im Mutterland.

26.8.07 Das antike Olympia entgeht der Niederbrennung durch Feuerwalze, die knapp abgewehrt wird.

Unterdessen Beginn eines griechisch – türkischen Medienkrieges über die Waldbrände in Verbindung mit der Auseinandersetzung um die EU – Mitgliedschaft der Türkei. Antitürkische Verschwörungstheorien auf griechischer Seite treffen auf türkischer Seite auf Häme über die „Strafe Gottes".

27.8.07 Sarkozy revidiert seine unbedingte Unterstützung der Position Griechenlands gegenüber der Türkei aus dem Präsidentschaftswahlkampf.

28.8.07 Wahl des Islamisten Gül zum türkischen Staatspräsidenten.

6.9.07 Israelische Luftwaffe bombardiert nach Kommandounternehmen getarnte Militäranlage mit nuklearem Material in Syrien nahe Deir – es – Sor.

12.9.07 Armeniens Staatspräsident Ter - Petrosyan ist Gast der Milleniumsfeier (äthiopischer Kalender) in Addis Abeba. Anschließendes Treffen mit Staatspräsident Zenawi zur demonstrativen Unterstützung des Militäreinsatzes Äthiopiens in Somalia.

16.9.07 Vorgezogene Parlamentswahlen in Griechenland als ewiges Duell der Dynastien Karamanlis und Papandreou. Die Nea Dimokratia behauptet trotz der Brandkatastrophe, wenn auch knapp, ihre Regierungsmehrheit. Auch die PASOK verliert, wird aber wieder stärkste Kraft in Ionien. Neben der gestärkten extremen Linken gelangt auch die Rechtsfusion LAOS – EM in die Vouli.

20.9.07 Erstes internationales Fußballpflichtspiel zwischen griechischem Mutterland und Schwarzmeerkolonie: Pontios Trapezunt – Panathinaikos Athen (0:1, Uefa – Cup).

28.9.07 Die neue Vouli setzt am Tag nach ihrer Eröffnung die vor drei Jahren gebilligte Verfassungsergänzung einstimmig in Kraft.

8.10.07 US – Söldner töten in Bagdad – im Rahmen ihrer Serie mörderischer Übergriffe - zwei Armenierinnen.

11.10.07 Türkei beruft ihren Botschafter aus Washington vorübergehend ab, nachdem Ausschuß des US – Kongresses den Armeniergenozid anerkannt hat.

12./13.10.07 Im Rahmen des „Armenien – Jahres" in Frankreich Besuch Staatspräsident Ter - Petrosyans. Zusammentreffen mit dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy.

14.10.07 Anläßlich der Einrichtung des Neuen Akropolis – Museums fordert Griechenland von Großbritannien erstmals offiziell die Rückgabe der Elgin Marbles, auch auf die Rückgabe des Pergamon – Altars durch Deutschland verweisend.

Indiz der Erosion der anglo – hellenischen Sonderbeziehung.

16.10.07 Konferenz der Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres in Teheran ohne Einigung.

17.10.07 Nationaler Fußballtriumph in Konstantinopel: Türkei – Griechenland 0:1. Griechenland bleibt in der Polis ohne Gegentor.

21.10.07 Eskalation der Kämpfe zwischen Türkenheer und PKK im türkisch – irakischen Grenzgebiet.

22.10.07 Brüssel: Graue Wölfe verwüsten nach Krawallen vor der US – Botschaft das Café eines Armeniers, der ihnen knapp entkommt. – In der Türkei Haßparolen auch gegen Armenier.

22./23.10.07 Staatsbesuch des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad in Armenien. Dabei Sondierung der Verlängerung der Gaspipeline aus dem Iran nach Armenien über Trapezunt nach Europa. Überraschende vorzeitige Abreise wegen „innenpolitischer Lage" (Atomkonflikt).

7.11.07 Georgien: Nach Unruhen Verhängung des Ausnahmezustandes für einige Tage.

18.11.07 Eröffnung der ersten Gaspipeline aus der Türkei nach Griechenland, beginnend in Baku, über ihre europäische Grenze am Evros ohne offiziellen Festakt.

19.11.07 Um 6:00 nach 84 Jahren und 8 Tagen oder 30 699 Tagen sensationelle Öffnung der ionischen Grenze an den von der EU fixierten zehn Grenzübergängen durch die Türkei. - Mit der Erosion des Kemalismus fällt auch eines seiner Symbole: Die geschlossenen Grenze zu Ionien.

Nagorny Karabagh wird zum global einzigen Territorium mit geschlossenen Grenzen.

20.11.07 Griechenland öffnet die ionischen Grenzübergänge (wie 2006) und erklärt, daß sein Veto gegen die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei aufgehoben sei.

20.11.07 Offizieller Protest des türkischen Generalstabs gegen die Grenzöffnung zu Ionien.

25.11.07 In der Türkei „Nationaler Widerstandstag" der kemalistischen und nationalistischen Opposition mit Massenkundgebungen in mehreren Städten. Demonstranten erstürmen das zuvor durch die Polizei evakuierte AKP – Hauptquartier in Ankara und brennen es nieder.

25.11.07 Galatasaray Istanbul gibt bekannt, nicht zum UEFA – Cup – Spiel bei Panionios Smyrna anzutreten – dem ersten Spiel eines türkischen Clubs im befreiten Ionien - und wird für drei Jahre von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen.

28.11.07 Die Nationalversammlung spricht der Regierung Erdoğan das Vertrauen aus. Vor und nach der Abstimmung Prügeleien im Plenarsaal.

Ankara und die PKK setzen während der innertürkischen Krise nicht auf Eskalation gegeneinander: Das Regime, um das nationalistische Fieber, das sich zum gefährlichen Aufruhr steigert, nicht zu erhöhen, die PKK, um keinen Militärputsch zu begünstigen.

1.12.07 In der Türkei Massenkundgebungen von Regierungsanhängern in mehreren Städten. Ministerpräsident Erdoğan schlägt bei Rede in Istanbul erstmals öffentlich scharfen Ton gegen den Generalstab an.

3.12.07 Ministerpräsident Erdoğan wird von einem Anhänger der Grauen Wölfe in Ankara niedergeschossen und schwer verwundet. Staatspräsident Gül bricht Besuch in Pakistan ab.

Am Abend Beginn von Zusammenstößen zwischen Islamisten und Ultranationalisten in den türkischen Metropolen.

4.12.07 Ministerpräsident Erdoğan erliegt am frühen Morgen den schweren Verletzungen des Attentats vom Vortag.

Staatspräsident Gül ernennt den 40jährigen Außenminister Ali Babacan (Ionische Presse: „Ein feister Türkenknabe") zum Ministerpräsidenten und wird zur dominierenden Figur des türkischen Regimes. Gül und Babacan werden vom Volksmund als „Kalif und Wesir" bezeichnet.

5.12.07 Nach der Beisetzung Erdoğans unter Anteilnahme trauernder Massen in Istanbul eskalieren die Zusammenstöße zwischen Islamisten und Ultranationalisten in den türkischen Metropolen zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen.

7.12.07 Scharfe Auseinandersetzung im Nationalen Sicherheitsrat der Türkei zwischen Staatspräsident Gül und Generalstabschef Büyükanit.

Gül verhängt am Abend 48stündigen Ausnahmezustand über alle Metropolen. Bis in den Vormittag des nächsten Tages Gerücht um unmittelbar bevorstehenden Militärputsch. EU – Kommissionspräsident Barroso und Erweiterungskommissar Rehn eilen in die Türkei. – Die Unruhen und Straßenkämpfe kommen zum Erliegen.

14.12.07 EU – Gipfel in Brüssel beschließt – wie erwartet und doch zur Begeisterung von Eurokratie und Türkeilobby - Wiederaufnahme der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Erdoğan wird als „großer Europäer“ gewürdigt, dessen Lebenswerk auch aus Gründen der Ethik und der Pietät verpflichtend wirke - und entwickelt sich zum Märtyrer der Mitgliedschaft der Türkei in der EU.

14.12.07 Portugiesische EU – Ratspräsidentschaft schlägt – in geheimer Absprache mit Washington und Ankara – gleichzeitige Aufnahme der Türkei und Armeniens in die EU vor.

16./17.12.07 Erstmals offene türkische Angriffe im Iraq – auf die Armenien mit dem Hinweis auf die Gültigkeit der Erklärung vom 4.5.1997 reagiert.

Kommentatoren bringen sie mit der Wiederaufnahme der EU – Beitrittsverhandlungen und den inneren Auseinandersetzungen in der Türkei in Zusammenhang.

23.12.07 In der Türkei erneute Massenkundgebungen gegen die Grenzöffnung – deren Aggression sich nun nach außen richtet: Schwere Ausschreitungen vor der EU – Vertretung in Ankara und dem Ökumenischen Patriarchat, aus dem sich Bartholomäus I. auf Verlangen der türkischen Polizei und Bitte seiner Mitbrüder per Hubschrauber ins griechische Konsulat ausfliegen läßt.

27.12.07 In der Geburtskirche in Bethlehem Prügelei zwischen armenischen und griechischen Priestern.

 

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