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Vereinigtes Armenien II DIE ZWISCHENKRIEGSZEIT
von Michael Preis
Dezember 23 Türkisches Gesetz verbietet Armeniern die Rückkehr nach Konstantinopel und Kilikien. Dezember 23 Die Türkische Republik nimmt diplomatische Beziehungen zu Griechenland, aber demonstrativ nicht zu Großbritannien und den USA auf. Die Türkei schließt Großbritannien und die USA zudem konsequent von allen Aufträgen und Konzessionen aus: Intensive und privilegierte ökonomische Kooperation der Türkei mit Frankreich und Deutschland. 1924 Beginn der Auswanderungswelle von Pontusgriechen - die nach Weltkrieg und Russischem Bürgerkrieg in die russischen und georgischen Schwarzmeerhäfen strömen - nach Griechenland (bis zur Unterbindung der Emigration durch Stalin im Rahmen neuer Paßgesetze 1932/33). Griechenland, das den neuen Sowjetstaat anerkennt (8.3), fördert und unterstützt die Emigration - außer aus Trapezunt - um die Pontusgriechen in seinem Norden gegen die massierte Präsenz von Slawomazedoniern anzusiedeln. Das Schwarzmeergriechentum – von Resten auf der Krim und in Georgien abgesehen - verteilt sich damit auf Pontus zum einen, auf Nordgriechenland und die Diaspora zum anderen. Februar 24 Erzurum wird nach dem Tod Lenins in Leninakan umbenannt. Die „Revolutionsstadt" Jerewan behält ihren herkömmlichen Namen und bleibt auf Insistieren des Kreml - statt Erzurum/Leninakan – Hauptstadt. 3.3.24 Aufhebung des Kalifats und Ausweisung der Mitglieder der osmanischen Dynastie, die in den Orientexpreß gesteckt und nach Europa abgeschoben werden. Aug./Sept. 24 In Georgien antisowjetischer Aufstand, der Tiflis nicht erreicht und rasch unterdrückt wird. Anschließende Massenexekutionen und Deportationen. 30.1.25 Die Türkei weist den Ökumenischen Patriarchen Konstantin VI. aus (seit 44 Tagen im Amt). Februar 25 Aufstand in Kurdistan und umgehende Angriffe kurdischer Freischärler in Westarmenien, insbesondere in der Provinz Musch: Generalmobilmachung und Volksbewaffnung in Armenien. Armenischer Einheiten können, von sowjetischen Grenztruppen unterstützt, Musch und Baghesh (türk.: Bitlis) in erbittertem Widerstand halten. Großbritannien, das irrtümlich Inszenierung Moskaus zur Sowjetisierung Kurdistans nach dem Modell Armenien annimmt, verlegt umgehend Truppen aus Indien in die Provinz Mossul und nimmt wie Frankreich geheime Waffenlieferungen an die Türken auf, Flugzeuge und Tanks eingeschlossen. April/Mai 25 Armenische Milizen, sowjetische Grenztruppen und die Rote Armee eröffnen, auch mit Einsatz von Flugzeugen, Gegenoffensive zur Vernichtung kurdischer Freischärlerverbände im Grenzgebiet - die von armenischen Verbänden, 10 Jahre nach dem Genozid, zum Vernichtungsfeldzug gegen dort nomadisierende Kurdenstämme ausgeweitet wird. Damit weitgehender Abschluß der Befriedung Westarmeniens. April 25 Sowjetisch – türkisches Sicherheitsabkommen zur polizeilichen und militärischen Kooperation bei der „Bandenbekämpfung" – bei strikter Nichtverletzung des jeweiligen Territoriums. Inoffizielles Arrangement und modus vivendi zwischen der Türkei und der Sowjetunion: Die Türkei verzichtet auf Unterstützung und Propaganda für turanische Bestrebungen, die Sowjetunion auf Unterstützung und Propaganda für kurdische Autonomie- oder Unabhängigkeitsbestrebungen. - Gültigkeit auch im Kalten Krieg. 22.10.25 Nach Grenzzwischenfall durch streunenden Hund Einmarsch griechischer Truppen in Bulgarien. Rückzug auf Druck des Völkerbunds nach einer Woche. 1926 – 41 Ausbau der neuen armenischen Hauptstadt Jerewan im neoklassizistischen Stil nach Plänen von A. Tamanyan: Größtes Projekt der verbreiteten Stimmung einer kulturellen Renaissance (Eröffnung einer Oper in Jerewan 1933). 1926 Volkszählung in der Sowjetunion: 1 568 000 Armenier – 1 713 000 Tataren. Armenier in Nachitschewan: 15% (1919: 40% - 1914: 52%). Tatarisches Autonomieregime erlaubt den vor türkischen Invasionen 1918 und 1919 in die Araratebene geflohenen Armeniern die Rückkehr nach Nachitschewan nicht. 1926 Im Streit um die Kontrolle über den neuen Beiruter Vorort Bourj Hammoud Beginn einer Mordserie zwischen Daschnaken und Hundschaken. 1926 George Horton (1859 – 1936): The Blight of Asia über die türkische Eroberung Smyrnas, das dem ehemaligen US – Konsul die Ehrenbürgerschaft verleiht (1932). April 26 Mussolini erhebt bei Aufenthalt in Libyen Anspruch auf Einflußzone in Kleinasien – und isoliert damit die türkische Revisionspolitik, nachdem Frankreich zuvor die Forderung Großbritanniens, die Türkei durch finanziellen Druck zur Mäßigung ihrer antibritischen Revisionspropaganda zu zwingen, abgelehnt hat. Scharfer Protest Griechenlands, das italienischen Zugriff auf Smyrna befürchtet. Die Türkei beginnt mit der umfangreichen Militarisierung ihrer Grenze zu Ionien, das einer feindlichen Macht als Invasionsbrückenkopf dienen könnte. Mai 26 Konstantinopel: Tätlichkeiten des Mobs an einer Gruppe britischer Touristen, die mit dem Orientexpreß angereist sind. Empörung in Großbritannien und internationales Aufsehen. Das Foreign Office gibt Warnung vor Türkeireisen aus. Mai 26 Aushebung der „Verschwörung" zur Ermordung Kemal Paschas in Bursa, die zu Massenverhaftungen ausgedehnt wird: Nicht nur gegen die jungtürkische Elite, sondern auch gegen Kritiker seines Genies und Zeugen seiner Mißerfolge beim „Verlust" Ioniens und Westarmeniens. In Schauprozessen massenhafte Verurteilungen zu Zwangsarbeit und Verhängung Dutzender Todesurteile, die öffentlich vollstreckt werden – häufig unter der Anklage der Kooperation mit dem Secret Service oder der GPU. 15.5.26 Tod des letzten Sultans und Kalifen Mehmet VI. in San Remo an der Riviera. August 26 Abschlußbericht des „Hippodrome Committee", des Untersuchungsausschusses des Unterhauses zu den „Vorfällen" in Konstantinopel (eingesetzt von Labour – Minderheitsregierung): Gewalteinsatz nötig wegen Fanatismus der Türken, jedoch Tadel mangelnder Kontrolle russischer Söldner 31.8.27 General Andranik (*1865 in Schapin – Karahissar) verstirbt in Fresno/Kalifornien und wird im Jahr darauf auf den Pariser Friedhof Père Lachaise überführt. 28.10.27 Volkszählung in der Türkei ermittelt noch 1 000 Armenier. 11.11.27 Türkenmob verwüstet nach der Freitagspredigt gegen die Umfunktionierung von Moscheen in Westarmenien die armenische Kathedrale in Konstantinopel. 1928/30 Beginn der Kollektivierung der Landwirtschaft in Armenien (abgeschlossen 1936) – zunächst freiwillig, dann obligatorisch - die von der armenischen KP zur Anlage von Wehrsiedlungen an der Türkengrenze genutzt wird. 1928/29 Das armenisch – unierte Patriarchat in Kilikien nimmt seinen Sitz in Beirut und das Kilikische Katholikat von Sis in Antelias bei Beirut. 1928 Paris: Simon Vratsyan, der letzte Ministerpräsident der „Araratrepublik", veröffentlicht Hayastani Hanrapetutiun (Armenische Republik) – historisches Werk und persönliche Rechtfertigung in einem. 1928 Die Bevölkerung Griechenlands besteht zu 10% aus „Umsiedlern", die von der griechischen Öffentlichkeit weitgehend mit dem Schwarzmeergriechentum identifiziert werden. Die Zahl wechselseitig umgesiedelter, vertriebener und geflohener Griechen und Türken (1923/24) ist in etwa gleich groß. Der Auszug der Türken aus Ionien war kein solches Drama, angesichts eines in großen Teilen immer noch halbnomadischen Türkentums in Anatolien. Flüchtlinge aus kleinasiatischen Gebieten außerhalb Ioniens und Pontus – meist aus Kappadokien und Kilikien – haben das Athener Stadtviertel Nea Mikra Asia gegründet. Januar 28 Lloyd George wird in einem Park in Antibes (Südfrankreich) von einem türkischen Attentäter angeschossen, der von Passanten überwältigt und zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wird. 28.5.28 Kairo: Gründung des Hamazkayin – Instituts, einer Erziehungs- und Kulturgesellschaft zur globalen Unterstützung armenischer Schulen. 1930er Bau gewaltiger Staudämme und Talsperren am oberen Westlichen Euphrat, dem Kara Su (Lenin - System) und am unteren Östlichen Euphrat, dem Murad Su (20. Oktober – System). Elektrifizierung und infrastrukturelle Erschließung des armenischen Berglandes. Einsatz kurdischer und türkischer Zwangsarbeit (Vergeltung für den Einsatz anschließend ermordeter armenischer Zwangsarbeiter, u.a. beim Bau der Bagdadbahn). 1930er Die Armenier gelten - wie schon die Juden - immer mehr als Parteigänger der Sowjetmacht und sind insbesondere den turkmuslimischen Ethnien des Sowjetimperiums als angebliche Russensklaven verhaßt. Eine populäre Basis hat das Sowjetregime allerdings nur bei Russen, Armeniern und Pontusgriechen. 1930 In Sangesur als einziger armenischer Provinz Aufstand und Guerilla (bis 1934) gegen die Kollektivierung. Dabei sogar Bündnis zwischen Armeniern und Tataren. 1930 Die Türkei lehnt Angebot Ministerpräsident Venizelos zu Freundschaftsvertrag ab und tritt der Balkanentente Griechenlands mit Yugoslawien und Rumänien nicht bei (1933). 28.3.30 Türkische auch offizielle Umbenennung Konstantinopels in „Istanbul". Mai 30 Arassi Chandschyan (*1901 in Van) wird Erster Sekretär der armenischen KP. Erlangt große Popularität und den Beinamen „Der Erbauer". Die KP Armeniens verfügt „Sozialistischen Aufbaudienst" durch den sämtliche Einwohner für Bauprojekte (Staudämme, Infrastruktur) eingezogen werden können und betreibt in Westarmenien den Abzug von Arbeitskräften aus Land- und Viehwirtschaft in die „Zuwanderungsbranchen" Industrie und Bergbau – gegen die Gefahr der Slawenkolonisation des unterbevölkerten Westarmeniens durch den Kreml zur „Entwicklung des Landes" und zum „Aufbau des Sozialismus". 20.10.30 Paris: Ein radikaler Daschnake (und unfreiwilliger Sowjetagent?) ermordet den „Einwochenministerpräsidenten" Vratsyan als vermeintlichen Verräter. Er wird zum Tode verurteilt und guillotiniert. Vratsyan wird durch seine Ermordung, mit der die blutige Fehde zwischen den beiden verfeindeten Daschnakenfraktionen ihren Höhepunkt erreicht, zur tragischsten Figur der modernen Geschichte Armeniens. 1931 Lasistan wird - wie Abchasien - ASSR und Subjekt Georgiens. Die lasischen Hafenstädte verlieren ihre griechischen Namen auch offiziell: Ophis zu Of, Athina zu Pazar - das zur Hauptstadt erklärt wird - Rizounta zu Rize. 1932/33 Guerillawiderstand der in der Region Van verbliebenen (halb)nomadischen Kurdenstämme gegen die Kollektivierung wird von Armenien durch Verbände unter dem Kavalleriekommandanten Hovhannes Bagramyan (1897 – 1982) zu ihrer Aufreibung oder Vertreibung genutzt – dabei systematischer Giftgaseinsatz. Nur einige Tausend werden nach Zentralasien und Sibirien deportiert. In einem historischen Sonderfall zahlen die Haupttäter des Genozids durch Hunderttausende Tote, Vertriebene und Flüchtlinge den höchsten Preis der Reaktion darauf. Der Kreml hat den Armeniern gegen die Kurden, die ihm als Wilde gelten, weitgehend freie Hand gelassen, Stalin insbesondere auch deshalb um sie – gegen kurdische und türkische Rache – unverbrüchlich an den Kreml zu ketten. Der elementare Armenierhaß der Kurden verbindet sie nicht mit den Türken, von denen sie sich mißbraucht und betrogen fühlen. Das kemalistische Regime ignoriert – auf dieser Linie beharrend – die Befreiung Westarmeniens und zensiert die Berichterstattung darüber, um sich und seine Ideologie nicht zu kompromittieren. Mai 32 Bei der Bekämpfung kurdischer Banden Grenzzwischenfall und Feuergefecht zwischen türkischen und sowjetischen Grenztruppen am Fuße des Antitaurus südlich des Van Sees. – Ansonsten allmähliche Eliminierung kurdischer Räuberbanden im Grenzgebiet in Kooperation türkischer und sowjetischer Verbände. 9.9.32 Am 10. Jahrestag des Martyriums des Metropoliten Chrysostomos Konsekration der ihm geweihten und allen Opfern der türkischen Eroberung Smyrnas gewidmeten Kirche am Ort des Zeugnisses. Damit symbolischer Abschluß des Wiederaufbaus Smyrnas, das sich den Ehrentitel „Märtyrerstadt des Hellenismus" verleiht und alljährlichen Gedenktag am 9. September gibt. Juli/August 33 Aramäeraufstand in der Provinz Mossul, dem „Assyrian Triangle", der durch KP - Kampfverbände getragen wird. Einnahme Mossuls und Proklamation der Autonomen Sowjetrepublik Assyrien. Niederschlagung durch die iraqische Armee und arabische und kurdische Stämme, die von der Royal Air Force massiv unterstützt werden. Der Anführer Yusuf Salman Yusuf (*1901) wird in Mossul gehängt, annähernd 10 000 Aramäer werden massakriert, Dutzende ihrer Dörfer zerstört (7. August „Märtyrertag"). Die Hoffnung der Aramäer auf einen eigenen Staat ist damit definitiv zerschlagen. Beginn der aramäischen Diaspora. Haß der Aramäer auf die Briten - insbesondere Churchill und T.E. Lawrence - wegen des „Verrats von Kairo" und der Niederschlagung ihres Aufstands. November 33 Franz Werfel: Die Vierzig Tage des Musa Dagh 18./19.11.33 Istanbul: Nach den Feiern zum 10. Jahrestag der Proklamation der Republik Bombenanschläge auf die Internationale Meerengenverwaltung und Unruhen gegen sie, die niedergeschlagen werden. Großbritannien verwarnt die Türkei und verstärkt die Geschwader seiner Mittelmeerflotte, die, in Alarmbereitschaft versetzt, vor den Dardanellen demonstrieren. 1934/35 Dimitrios Partsalidis (*1905 in Trapezunt; 1949/50 Chef der griechischen Gegenregierung) Parteisekretär Pontus. Auf Anweisung Stalins durch Nikolaos Zachariadis abgelöst. 24.11.34 Die Hagia Sophia wird in ein Museum umgewandelt. Parallel wird den Griechen in der Türkei die Ausübung von 30 Beschäftigungen verboten (u.a. als Arzt, Anwalt, Schneider, Zimmermann). 1935 Umbenennungen nach Kirov: Gandscha (bis 1920 Jelisavetpol) in Aserbaidshan zu Kirovabad, Kumairi (bis 1920 Alexandropol) in Armenien zu Kirovakan, Argyroupolis (Silberstadt) in Pontus zu Kirovpolis. 1935 Hollywood: MGM produziert den monumentalen Spielfilm The Forty Days of Musa Dagh. Verbot aller US – amerikanischer Filme in der Türkei (1945 auf MGM – Produktionen beschränkt). 2.10.35 Beginn des Bellum Abessinium des faschistischen Italiens, der Griechenland angesichts der Ohnmacht des Völkerbundes um seine Sicherheit, insbesondere in Ionien, fürchten läßt. Dezember 35 Auf Initiative von Heeresminister Papagos beginnt Griechenland mit der Militarisierung seiner ionischen Grenze. Baubeginn der „Papagos – Linie". Die kleinasiatische Grenze zwischen Griechenland und der Türkei von ca. 350 km Länge wird damit auf beiden Seiten befestigt. 1936/39 ´General´ Torkom, ehemaliger fedayin – Führer, rekrutiert und kommandiert Schar von Armeniern aus Smyrna auf Seiten der Aufständischen im Spanischen Bürgerkrieg. 1936 Nach einem Treffen Schah Reza Pahlewis mit Kemal Pascha Schließung der armenischen Schulen im Iran (bis 1942/43) März 36 Nach dem Tod Eleftherios Venizelos (am 18. im Exil in Paris) größte Trauerfeiern in der Geschichte Ioniens für seinen „Retter", der in seiner Heimat Kreta beigesetzt wird. 9.5.36 In Smyrna blutige Zusammenstöße zwischen streikenden Tabakarbeitern und der Polizei. Juli 36 Berija ermordet in Tiflis den Ersten Sekretär der armenischen KP Chandschyan (offiziell Suizid durch Fenstersturz). 20.7.36 Vertrag von Montreux stellt gegen sowjetischen Druck die uneingeschränkte türkische Souveränität über die Meerengen wieder her: Aufhebung ihrer Entmilitarisierung, einschließlich der auf Imbros und Tenedos, Auflösung der Internationalen Meerengenverwaltung, freie Passage durch die Meerengen „bei Tag und bei Nacht, unter jeder Flagge mit jeder Art der Ladung" in Friedenszeiten, einschließlich Kriegsschiffen (unter Auflagen), in Kriegszeiten Sperrung für kriegführende Mächte – bei türkischer Neutralität. Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Türkei und Großbritannien. Griechenland suspendiert konsequent die Entmilitarisierung von Limnos und Samothrake. Der griechische Ministerpräsident Metaxas informiert London und Ankara inoffiziell darüber, daß sich Griechenland im Falle einer Türkeninvasion bedingungslos einem Protektor unterwerfen werde (dem faschistischen Italien) – das armenische Modell. Metaxas Innenpolitik – die Errichtung einer Diktatur mit faschistischen Imitationen - scheint die Anlehnung an Rom, als Konsequenz mediterraner Machtverschiebungen, vorzubereiten. September 36 Unabhängigkeitsvertrag Frankreich – Syrien: u.a. wird der Sandschak Alexandrette als integraler Teil Syriens bestätigt. Frankreich ratifiziert das Abkommen allerdings nicht. Nach Zusammenstößen zwischen Türken und Arabern im Sandschak im Konflikt um die Unabhängigkeit Syriens klagt das Nichtmitglied Türkei beim Völkerbund über die Mißhandlung von Türken. Kemal Pascha eröffnet Kampagne zur Errichtung einer autonomen Republik „Hatay" (Begriff der Hethiter) im Völkerbundmandatsgebiet Syrien. Sandschak – Demographie: 82 000 Türken (39%), 23 000 Armenier (11%), über 100 000 Araber (mehr als 40%), Kurden, Tscherkessen, Aramäer, Griechen. 5.12.36 „Stalinverfassung" auch zur Neugliederung der Sowjetunion: Republikstatus für Armenien als Armenische Sozialistische Sowjetrepublik (HSSH) und Einrichtung einer griechischen Sowjetrepublik am Schwarzen Meer, der Pontischen ASSD (Autonome Sozialistische Sowjetrepublik) unter seiner Oberhoheit. Für Türken im Transkaukasus – die vom Befreiungsfeldzug abgeschnittenen und ausgesparten in der Provinz Ardahan in Armenien und die Mescheten in Georgien – aus Sicherheitsgründen keine Einrichtung autonomer Republiken wegen Nähe der Türkei. 5.12.36 Nachitschewan und Karabagh werden als Autonome Sozialistische Sowjetrepubliken (ASSR) in Oberhoheit der neu eingerichteten Aserbaidshanischen SSR bestätigt - die den irredentistischen Namen der angrenzenden nordpersischen Provinz südlich der Arax erhält (wie Mussawad – Republik 1918). Für die (kaukasischen) Tataren bzw. Aseritürken/Aseris kommt allmählich der Neologismus „Aserbaidshaner" auf. 1937 Der künftige Feldmarschall Wavell übernimmt das Kommando britischer Truppen in Palästina und leitet umgehend Vorbereitungen für den Fall einer türkischen Invasion des Nahen Ostens in Haifa – in Kooperation mit der jüdischen Haganah – und auf Zypern ein. Juli 37 Große sowjetische Expedition auf den Ararat, um zu beweisen, daß die Arche Noah nicht existiere. Für Gläubige völlig irrelevant. Juli 37 In Pontus erreicht der von Parteichef Zachariadis energisch betriebene Klostersturm seinen abschließenden Höhepunkt mit Schließung der Klosteranlage Sumela. 19.7.37 5000. Tag der türkischen Grenzsperre zu Ionien. August 37 Armenische Miliz massakriert in Ardahan türkische Aufrührer gegen die Schließung oder Umfunktionierung aller Moscheen und Koranschulen der Provinz. Von weiteren Unmutsäußerungen sehen die Türken ab. 24.8.37 Am Jahrestag des Vertrages von Venedig Ermordung des britischen Generalkonsuls in Istanbul durch türkische Nationalisten. Die Täter und ihre Mitverschwörer werden gehängt. September 37 Malenkov, Berija und Mikoyan treffen in Jerewan ein. Damit Eröffnung intensiver „Säuberungen." Das Wüten des Großen Terrors erfaßt Armenien, hier meist als Kampf gegen das „Daschnakentum". 1938/39 Auftakt einer intensiven Russifizierungskampagne in Armenien (u.a. Verdreifachung der Zahl der Russischlehrer). 1938 Nahe Alashkerts in Westarmenien Errichtung eines Lagers des Gulags (geschlossen 1954). 6.4.38 Der Katholikos Choren I. wird von NKWD - Agenten in Etschmiadsin erdrosselt. Das Katholikat wird geschlossen (4.8). Nach der verheerenden Kirchenverfolgung der 30er Jahre sind in Armenien nur noch ca. 1% der ursprünglichen Zahl an Priestern aktiv und Kirchen offen. 11.11.38 Tod Kemal Paschas um 9:05 im Sultanspalast Dolmabahçe in Istanbul bekanntgegeben – die Uhrzeit der künftigen alljährlichen und global einmaligen Gedenkminute in der Türkei. Tatsächlich verstirbt Kemal Pascha exakt 24 Stunden zuvor, aber unglücklicherweise am Jahrestag seines Einzugs in die Stadt: Die Geschichtsfälschungen des Kemalismus verfolgen sein Idol in den Tod. Türkische Nationalisten sehen im II. Weltkrieg die verpaßte Gelegenheit, in einem Bündnis mit der Achse Revanche an den Briten, den Russen und ihren Schützlingen zu nehmen. „Atatürk" hätte die Gelegenheit genutzt, sei aber vermutlich vom Secret Service vergiftet worden. Tatsächlich befürchten die Briten, daß Ismet Pascha alias „Inönü", Nachfolger seines Herrn und Meisters (bis 1950), die persönliche Rechnung seiner Niederlage als Delegationsleiter in Venedig begleichen will, zumal er aus Smyrna stammt, wie „Atatürk" nicht in der Türkei geboren wurde. 1939/40 In Ionien Kreation lokaler Befreiungsfeiern – zum Tag griechischer Besetzung 1919 oder 1920 – nach türkischem Modell. 13.4.39 Britische Garantieerklärung für die Unabhängigkeit und die territoriale Integrität Griechenlands – nach der Besetzung Albaniens durch Italien. Großbritannien stellt Griechenland unter seinen Schutz, damit es sich nicht italienischem Protektorat unterstellt, durch das Italien die Hegemonie im östlichen Mittelmeer erzielen und das britische Prestige im gesamten Mittelmeer schwer erschüttern würde. Mussolini muß eine Grenze aufgezeigt werden. Zudem Signal an den forcierten türkischen Revanchismus. Gefahr, die Türkei ins Lager der Achse zu treiben? Aber die Interessen Italiens und der Türkei kollidieren. Der Bluff mit der italienischen Karte bringt den Griechen - anders als den Türken vor 17 Jahren der Bluff vor Çanakkale – Erfolg ein: Für die Türken ist der Zugriff auf Ionien mit der riskanten Allianz mit der Achse verbunden. Metaxas´ Schachzug rettet Ionien. 15.5.39 Am 20. Jahrestag der Landung der Griechen Freundschaftsbesuch eines britischen Geschwaders in Smyrna zur Unterstreichung der an Mussolini und die Türkei adressierten Garantieerklärung. Jubelnder Empfang und große Feierlichkeiten. 18.5.39 Genf: Der Völkerbundrat verbietet - auf Betreiben Frankreichs und Großbritanniens, im Sinne ihres Bündnisses nach der britischen Garantieerklärung für Griechenland – die Abtrennung von Mandatsterritorium der Klasse A (ehem. osmanische Provinzen) an andere Staaten. Damit Verwerfung des türkischen Anschlußprojekts einer Republik „Hatay" auch Rettung der armenischen Heldengemeinde am Mosesberg. Gemeinsame Freudenfeste von Arabern und Armeniern im Sandschak, Freudenfeste in ganz Syrien. Daladier im Ministerrat: „Wenn die Türken um diesen Gebietsstreifen Krieg zu führen bereit sind, dann sind sie ohnehin zum Krieg entschlossen." 22.8.39 Hitler auf dem Obersalzberg: „Wer redet denn heute noch von der Vernichtung der Armenier?"
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